Amen. Mucke!

Amen. Mucke!

1960 spielten hier die Beatles. Jetzt das Berufskolleg Kempen. Roland Kühne, Pfarrer und Relilehrer, findet, dass Christen etwas tun müssen. Für Jugendliche und für gefangene chinesische Menschenrechtler. Also hat er im Kaiserkeller in der Großen Freiheit 36 in Hamburg angefragt, ob hier ein Techno-Gottesdienst für Liu Xiaobo stattfinden darf. Es darf.

Dunkel ist es im Kaiserkeller, dumpfe Musik untermalt die Club-Atmo, die Jugendlichen nehmen auf Barhockern Platz. Roland Kühne kommt rein, ein bärtiger Mann im Talar, er strahlt. "In einem Techno-Gottesdienst darf getanzt werden", sagt er. "Zur Religion gehört das Körperliche dazu." Berufsschüler hatten bei ihm geklagt, Gottesdienste seien langweilig. Kühne liefert, was gewünscht wird: Spaß. Bewegung. Action.

Jan und Sascha stehen am Mischpult. Es geht los. Ohrenbetäubende  Beats kommen aus den Boxen, sofort strömen die Jugendlichen auf der Tanzfläche und fangen an zu zappeln, rote und grüne Lichtpunkte fliegen umher, der Pfarrer wippt im Takt und lächelt. Dann wird es leise und er erklärt, was fröhliches Tanzen mit dem Leid in der Welt zu tun hat: Nichts. Aber es gehöre eben beides zum Leben und deshalb beides in einen Gottesdienst.

Kühne predigt über Matthäus 25, "Ich war im Gefängnis und ihr habt mich besucht". Gott sei nur in den Menschen erkennbar, erklärt der Pfarrer. "Wir müssen sehen, was andere nicht sehen und fühlen, was andere nicht fühlen." Die Jugendlichen hocken auf der Tanzfläche und hören konzentriert zu. Liu Xiaobo, der Menschenrechtler, der in China im Knast sitzt, ist nur ein Beispiel für Millionen  von Gefangenen und Millionen von Armen auf der Welt. "Schaut nicht weg!" ermahnt Kühne. "Amen. Mucke!"
 

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