Fitter beten!

Fitter beten!
Not lehrt beten: Die Corona-Beschränkungen bringen manche auf die seltsamsten Ideen.

Die Corona-Pandemie hat viele Länder fest im Griff. Alle Geschäfte, alle Betriebe haben Angst vor dem nächsten Lockdown. Was tun, wenn alles wieder schließen muss? Wie die Krisenzeit überstehen?

In Polen wird die Lage wieder ernster. Geschäfte dürfen zwar noch öffnen – aber Fitnessclubs, Schwimmbäder und ähnliche Einrichtungen wurden vor kurzem recht kurzfristig geschlossen. Viele äußerten ihr Unverständnis für diese recht einseitige Regelung, solange Restaurants und Geschäfte noch öffnen dürfen.

Doch eines geht in Polen natürlich immer: Gottesdienste. Nun kann man geteilter Meinung darüber sein, ob es wirklich sinnvoll ist, Menschen in den Kirchen zu versammeln, während überall sonst das meiste geschlossen wird. Dazu hatten wir bereits hier im Blog einen Beitrag.

Prima, dachte sich Marta Jamróz, Chefin des Atlantic sports club in Krakau. Wenn Kirchen öffnen dürfen – dann machen wir doch eine Kirche. „Körperkult“ ist ja schon lange ein feststehender Begriff. Und manche betreiben ja „Fitness“ durchaus wie eine Religion.
Und schon gründete der Fitnessclub die „Kirche des gesunden Körpers“ und lud via Facebook ein, an den „Gottesdiensten“ unter Leitung ihres „Ältestenrats“ teilzzuehmen. Nebenbei eröffnete der Club auch noch einen Shop (denn Geschäfte dürfen öffnen), in dem die Kundinnen und Kunden die Geräte gegen eine Gebühr „testen“ können. „Alles komplett in Übereinstimmung mit dem Gesetz“, meint  Jamróz. Sie sei zwar nicht besonders angetan davon, solche Schlupflöcher suchen zu müssen, aber schließlich müsse sie zunächst mal nur ums finanzielle Überleben kämpfen.

Gesundheitsminister Adam Niedzielski zeigte sich nicht wirklich begeistert von der plötzlichen Erfrommung des Fitnessclubs und ähnlichen Entwicklungen anderswo. Zumal dem Club diese Aktion nicht viel nutzen wird, denn die Anerkennung als Kirche ist in Polen ein langwieriger Vorgang. Ein Facebook-Post reicht dafür sicherlich nicht aus. 

Beten allerdings können wir wirklich für alle Geschäftsinhaber*innen, die weltweit um ihre Existenz kämpfen. Und Beten können die Menschen natürlich auch im Fitness-Studio – sofern die Regierung sie wieder reinlässt. Bis dahin werden sie wohl eher auf der Straße joggen müssen.

weitere Blogs

Ein mysteriöser Todesfall, das Mauern der Einheimischen und eine latente Homophobie begegnen einer lesbischen Pastorin bei ihrer Ankunft in einer ostdeutschen Kleinstadt. Aus der Großstadt bringt sie zudem ihre persönlichen Konflikte mit. Beste Zutaten für den Debütroman „In Hinterräumen“ von Katharina Scholz.
Nach 15.000 Kilometern und fünf Monaten ist Leonies Reise vorbei. Was bleibt? In ihrem letzten Blogbeitrag schaut sie auf ihre Erfahrungen zurück.

Vom Versuch nicht zu hassen. Biografische Streiflichter von gestern, das irgendwie auch heute ist.