Braut-TV

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Hochzeiten sind ja auch für Pfarrer etwas sehr Spannendes. Schon allein, wie unterschiedlich die Hochzeitspaare die Planung angehen: Manche sind da so cool, dass es schon fast wieder nervig ist. „Die Lieder suchen Sie aus, Herr Pfarrer. Wir kennen uns da sowieso nicht so aus“. Andere haben quasi zum ersten Gespräch schon den fertigen Gottesdienstablauf samt Liedern, Trauspruch und allem Drum und Dran dabei.

Je detaillierter die Vorbereitung, desto umfangreicher ist normalerweise auch die Dokumentation des Gottesdienstes selbst – Videokameras, professioneller Fotograf, was da halt alles so dazugehört. Vor kurzem hatte ich eine ökumenische Trauung zusammen mit meinem sehr geschätzten katholischen Kollegen. Alles perfekt organisiert (schon fast beruhigend, dass auch ihnen in der Einladung der kleine aber feine Tippfehler „Kriche“ unterlaufen ist ...). Videokamera auf der Empore, professioneller Hochzeitsfotograf, der sich halbwegs dezent im Hintergrund hielt, wunderschön gestaltetes Liedblatt – und der Hinweis: „Bitte das Lesepult nicht verrutschen!“

Äh – ja: Dort war nämlich, ganz dezent, eine kleine Kamera angebracht, die direkt auf das Brautpaar gerichtet war und die gesamte Trauung filmte.

Was für eine bahnbrechende Idee! Nur noch nicht bis zu Ende durchdacht. Schließlich könnte man daraus doch gleich eine Live-Übertragung im Netz machen. Mit Kommentator. „Jetzt nimmt die Braut die Hand ihres Mannes und drückt sie fest. Mit verklärten Augen blicken sich beide an.“ Ach, naja. Vielleicht noch ein eigener Hashtag auf Twitter, unter dem alle Zuschauer und Freunde auf der ganzen Welt das Geschehen kommentieren können.

Nun – das ist noch etwas Zukunftsmusik. Was mein katholischer Kollege und ich uns aber nicht nehmen ließen: Als alle vor der Kirche standen und die Kamera noch lief, setzten wir uns auf die Stühle des Brautpaares, winkten in die Kamera und riefen „Alles Gute!“  

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