Mit der Bibel auf dem Bike

Mit der Bibel auf dem Bike

Es war auf der Eröffnungsveranstaltung der Ausstellung "Here and there" - ein Projekt mit der roten Couch des Künstlers Horst Wackerbarth. Als ich mir einen Weg durch die Menge bahnte standen da auf einmal drei Mitglieder der Bandidos - die Wackerbarth vor ihrem Sitz in Duisburg fotographiert hatte. Und da jeder Mitwirkende auch zur Eröffnungsausstellung eingeladen war, waren die Herren auch da. Und man kann mir glauben - mir war sehr unwohl in dem Moment.

Glücklicherweise sind nicht alle Biker so wie die Bandidos oder die Hells Angels. Glücklicherweise. Aber natürlich prägen solche Randerscheinungen das Bild der Motorradfahrer. Unglücklicherweise. Jedenfalls ist es schön zu lesen, dass es auch andere Motorradfahrer gibt, die auch an andere Werte denken. Harte Burschen auf ihren Rädern, die dem Sonnenuntergang entgegenbrettern - gerade dieses Klischee ist glücklicherweise nicht immer wahr. Wie Klischees es meistens sind.

Motorradfahrer balancieren dabei allerdings näher an der Trennlinie zwischen Leben und Tod als manch andere Verkehrsteilnehmer - oder ist die Gefährlichkeit des Motorradfahrens ebenfalls nur ein Klischee wie so manches andere? Laut der Meldung im Focus sind die Unfälle in Deutschland im Jahr 2009 auf dem niedrigstem Niveau seit 10 Jahren gewesen. Und harte Fakten sollte man ja glauben.

Sind Motorradfahrer aber für Glaubensfragen nicht doch irgendwie empfänglicher? Jedenfalls habe ich noch nie von einem Automobil-Gottedienst gehört oder gelesen, allenfalls habe ich ab und an mal eine Christopherus-Plakatte in einigen Autos gesehen. Und die Bibel gehört nicht zum Standard eines Erste-Hilfe-Kastens. Ebensowenig wie ein Gesangbuch. Sollten sie das?

Jedenfalls ist es gut zu sehen, dass es neben den gewalttätigen Gruppen auch Leute gibt, die das Motorradfahren nicht als Fortsetzung von Konflikten mit anderen Mitteln sehen. Und dass man diese Motorradfahrer auch auf Messen antreffen kann und mit ihnen reden kann - das ist ebenfalls eine gute Sache. Wer also in der Nähe von Leipzig wohnt und Zeit hat, der kann ja bei der Motorradmesse vorbeischauen. Ich bin sicher, das wird sehr interessant.

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