Über meine heidnische Wichteltür

Über meine heidnische Wichteltür
Ich habe jetzt auch eine von diesen heidnischen Wichteltüren zu Hause, denn das ist ja so, so niedlich - und es ist nicht einfach eine Tür: Hinter dieser Tür lebt nämlich ein Wichtel, so heißt es jedenfalls. Leider zog nicht nur die fabelhafte Wichtelwelt, sondern auch gleich das schlechte Gewissen mit bei uns ein, denn Wichtel sind ja eigentlich schon auch heidnisch. Und ich erinnere mich noch daran, wie ein Bekannter mich mal rügte, weil ich seinem Kind einen Zaubertrick zeigte. Was würde der nur zu meiner Fabel-Wichtel-Advents-Tür sagen?

Da ich die Idee aber so niedlich finde und ich alles Niedliche erst einmal wert finde, ihm Platz zu machen, wollte ich einen Fuß in diese Tür setzen.  Also habe ich mir das Anfängermodell gekauft, eine Tür zum Aufkleben. Die meisten Wichteltür-Menschen basteln die selber, aber das erschien mir zu viel Aufwand. Wir sprechen hier ja nur von ein paar cm über der Fußleiste. Stellte ich meine Schuhe davor, würde man sie kaum sehen. Überhaupt, es sollte ja nicht größer werden als der zwar ebenfalls unbiblische aber christlich bereits akzeptierte Adventskranz. 

Eines Tages aber, es schlich sich so allmählich ein, wurde aus der anfänglichen Dekoidee, ein lebendiger Mitbewohner, etwas wesenhaftes. Mein Wichtel zog also ein und stellte auch seinen Fuß irgendwie in die Tür.

Er heißt übrigens Amitolu, ich habe nämlich bei einem Onlinetest meinen Feennamen ermittelt. Und mit diesen Namen begann dann auch Amitolus Geschichte. Alles beginnt mit einem Namen, sobald jemand einen Namen hat, braucht er irgendwie auch eine Geschichte, einen Geburtsort, einen Stammbaum und ein Herkunftsland. So finge eben alles an: Ich überlege mittlerweile, was Wichtel denn wohl so essen, ob er Angst vor Katzen hat oder ob er mit meinem Musikgeschmack leben kann. Auch mache ich es für Amitolu immer schöner, überlege, welche Accessoires ihm gefallen könnten, z.B. stelle ich ihm Schuhe vor die Tür oder einen Baum. Manchmal schneit es auch vor seiner Tür und ganz manchmal hinterlässt er dann Spuren im Schnee.

Er hat sich sogar schon bei mir mit einem kleinen Geschenk bedankt, weil er sich in guten Händen weiß. Ausgerechnet zum 1. Advent, wenn das mal kein guter Start in das neue Kirchenjahr ist. Er verkürzt und versüßt mir momentan sogar etwas  das Warten in der Weihnachtszeit. Ich finde es cool, das Amitolu bei uns eingezogen ist und bin auf unsere gemeinsame Adventszeit gespannt. Ich freue mich, dass wir beide einen Fuß in die Tür gestellt haben.

 

 

 

weitere Blogs

Polyamore Menschen sind Teil unserer Kirche. Manche leben polyamor im Versteck, andere kämpfen offen für Akzeptanz und Gleichbehandlung in Kirche, Theologie und Gesellschaft. Katharina Payk hat mit zwei polyamor lebenden Menschen, die die Kirche mitgestalten, gesprochen.
Das päpstliche Symbol für den Vatikan als Wandgemälde
In Bonn können sie in einem besonderen Hotelzimmer übernachten
Die Botschaften beim Gay Sunday auf dem Münchner Oktoberfest sind sehr politisch.