"Nachrichten? Scheißhaufen"

"Nachrichten? Scheißhaufen"

Um welche Summen geht es im Fall Uli Hoeneß? Zwischen 10 und 650 Millionen Euro ist alles im Topf. Die Boston-Nachbereitung geht ihren Gang. Außerdem: die neue Wochenend-taz. Die Zeit als "Kuschelzeitung für Angsthasen". Und deutliche Stellenstreichungen, aber laut Chefredaktion natürlich keinerlei Qualitätseinbußen bei der Berliner Zeitung.

Das Thema Uli Hoeneß ist – soll man "selbstverständlich" dazu schreiben? – auch ein Medienthema. Die Selbstanzeige des Präsidenten des FC Bayern München und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Steuerhinterziehung sind die Anlässe für Recherchen diverser Medien, die sich aber zum Teil gravierend widersprechen, für politische Instrumentalisierung und für Kritik an einer medialen Drecksauparty, die zumindest auf dem Boulevard gefeiert wird. So betrachtet erinnert der Umgang mit Hoeneß an das Medienthema "Boston".

Hoeneß ist in kürzester Zeit zum Wahlkampfschlager avanciert: "Opposition sieht sich durch Fall Hoeneß bestätigt", steht etwa auf Seite 1 der FAZ heute. "Steinbrück sollte Hoeness ein 'Retter'-Tshirt schenken....", schreibt Zeit-Reporterin Carolin Emcke im Rahmen ihrer "Expeditionen". Auf den Nachdenkseiten erinnert der ehemalige Willy-Brandt-Berater Albrecht Müller daran, dass er schon 2012 gewusst habe, dass das "Thema Steuerflucht/Steueroasen (...) ein ganz großes Wahlkampfthema werden" könnte. Unions- wie SPD-Kommunikatoren und wahrscheinlich auch einige anderer Parteien schreiben sich bei Twitter wund; mancher retweetet jede halbwegs geradeaus formulierte Meinungsäußerung, die dem eigenen Lager eher nutzt. Sollen sie, es schadet vielleicht nur nicht, die eigene Filterbubble auch in diesem Fall nicht mit der Welt zu verwechseln.

Die mediale Genesis der Hoeneß-Geschichte: Der Focus (Print, S. 16) hat veröffentlicht, dass Hoeneß sich selbst angezeigt habe, weil er ein Konto in der Schweiz besitze; die Staatsanwaltschaft München II ermittle wegen des "Verdachts der Steuerhinterziehung". Im Januar hatte der Stern geschrieben, dass "ein Spitzenvertreter der deutschen Fußball-Bundesliga (...) ein Vermögen in dreistelliger Millionenhöhe auf einem Schweizer Nummernkonto versteckt haben (soll)", knapp 650 Millionen Euro.

Und irgendwie wurden diese beiden Geschichten schnell miteinander verschaltet: "Hoeneß – Hunderte Millionen in der Schweiz?" (Berliner Kurier), "Steuer-Betrug! Halbe Milliarde in der Schweiz?" (Express), auch bei "Günther Jauch" gestern, der seine Sendung nutzte, um alle Spekulationen und Eventualitäten anzusprechen, auf die niemand in seiner Runde eine Antwort haben konnte, nicht einmal Oliver Pocher oder Dieter Kürten.

Der Focus, herausgegeben vom FC-Bayern-Aufsichtsratsmitglied Helmut Markwort (weshalb manchem die Sache mit der Focus-Exklusivgeschichte irgendwie komisch vorkommt, was nicht zwangsläufig heißt, dass sie auch wirklich ein so called Geschmäckle haben muss), nennt selbst keine Summen. Die Münchner Abendzeitung aber nannte unter Verweis auf eine "sachkundige Quelle" ein Vermögen "von mehreren hundert Millionen Euro, die auf einem oder mehreren Konten in der Schweiz lagen", was prompt häufig zitiert wurde.

Am Sonntagabend veröffentlichte die Abendzeitung online einen neuen Text, in dem sie diese Zahl ihrer Quelle zurückgibt und sich von ihr distanziert, indem sie sie nur noch als eine von mehreren zitiert. Mittelguter Stil. Die Süddeutsche Zeitung, die den Eindruck erweckt, recht gut informiert zu sein, schreibt, es sei ein Gerücht, dass der Betrag, um den es geht, dreistellig millionenhoch sei; sie schreibt außerdem, es gehe um Erträge auf versteuertes Vermögen; und sie kommt auf die medialen Zusammenhänge zu sprechen:

"Die Selbstanzeige mit dem Vontobel-Konto von Hoeneß und die Verdachtsberichterstattung über einen angeblichen Vontobel-Fall elektrisierte die Staatsanwaltschaft München II. Die Strafverfolger hatten, wie aus Justizkreisen verlautet, offenbar den Verdacht, dass Hoeneß durch die Recherchen gewarnt war und deshalb die Selbstanzeige erstattete. Wohl deshalb durchsuchten sie sein Haus vor Wochen. Einen Beleg für ihren Verdacht sollen sie nicht gefunden haben. Der Fall aus dem Stern und die echten Abläufe im Fall Hoeneß scheinen gar nichts miteinander zu tun haben. Aber die Geschichte mit den 600 bis 800 Millionen Franken, die angeblich auf dem Konto und in einem Depot lagerten, trat am Wochenende das Gerücht los, im Fall Hoeneß gehe es um einen Betrag in hoher dreistelliger Millionenhöhe."

Andere wie die Bild am Sonntag, zitiert etwa in der Welt, schreiben von einem Vermögen von etwa zehn Millionen Euro. Und so weiter. Journalismus ohne qualitative Wahrscheinlichkeitsrechnung funktioniert nicht, in diesem Fall aber gehen die Spekulationen doch so weit auseinander, dass man sie passenderweise auch als Tipprunde bezeichnen kann.

Medienkritik ließ, auch wegen der breiten und prominenten Berichterstattung am Wochenende und wegen der insgesamt eher negativen Urteile, nicht lang auf sich warten. Sie kam etwa vom nicht ganz unbefangenen Hoeneß selbst, der den Münchner Merkur dafür benutzte – einen Konkurrenten der AZ (und, was hier aber weniger von Belang sein dürfte, der SZ): "'Gegen die Exzesse in einigen Berichterstattungen werde ich mich anwaltschaftlich zur Wehr setzen.' Einer Münchner Zeitung kündigte er gar an: 'Für die wird das richtig teuer.'"

Es gibt aber auch andere medienkritische Stimmen: "Den Reaktionen nach scheint Uli Hoeneß etwas Furchtbares getan zu haben. So ein Drama, weil einer möglicherweise zu wenig Steuern bezahlt?", twitterte der Journalist Ronnie Grob. "Die mediale Vorverurteilung von Uli Hoeneß nimmt langsam Wulffsche Züge an", fand der ehemalige Bundesligafußballer und heutige Social-Media-All-Star Hans Sarpei. Und auch bei Meedia gibt es den Bezug zum Fall Wulff.

Wobei der Vorverurteilungsvorwurf bei einer Selbstanzeige doch originell scheint – eher ist der Spekulationsvorwurf plausibel. Der Wulff-Vergleich ist zumindest insofern zielführend, als man auch den Fall Hoeneß nicht nur juristisch betrachten kann: Es geht um eine Medieninstanz, deren moralische Autorität im öffentlichen Auftreten sich aus vorgezeigter Integrität speiste, und die damit auch immer wieder Politik betrieb. Insofern stimmt das mit der "maximalen Fallhöhe" (SpOn) einerseits. Andererseits ist maximale Fallhöhe eine mediale Konstruktion, und man sieht in diesem Fall nicht nur bei der für ihren Prominentenlift berühmten Bild-Zeitung den Aufzug runterfahren, in dem Hoeneß vorher hochfuhr.

+++ Die Fotografin Heike Rost, Mitglied im Deutschen Presserat, würde zur Medienkritik vielleicht sagen:

"Wie fast immer nach Katastrophen, Attentaten und Amokläufen tobt wenig später Medienschelte; die Vorwürfe der Sensationsgier, der Auflagenjagd sind fast schon ein Automatismus."

Schreibt sie jedenfalls bei Carta, wobei es bei ihr um die Bilder aus Boston geht, die zu zeigen sie tendenziell verteidigt:

"Möglicherweise sind solche schlichten, wiederkehrenden Denkschemata bequemer als eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Bildern und dem eigenen Verhalten angesichts der blutigen Realität. Zum einen entscheiden in Redaktionen Menschen; und allen professionellen Bemühungen zum Trotz scheitern sie bisweilen: An ihrem eigenen Entsetzen, ihrer Hilflosigkeit – und im Sortieren, Bewerten und Darstellen dessen, was alles Vorstellungsvermögen überschreitet. Zum anderen schauen wir zu, gebannt von der Faszination eines Schreckens, der alle Grenzen sprengt. (...) Abbilden ist zugleich ein Versuch des Einordnens, des Machtgewinns über das Gesehene und damit ein erster Schritt zur Verarbeitung des Schreckens."

Mir persönlich zu romantisch und printmediumsorientiert, da es bei ihrer Zurückweisung der Sensationismuskritik nur um Titelblätter geht, aber: auch eine relevante Perspektive.

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Zu Boston also: Die besten Texte über, ja, was eigentlich: den Terror?, den Amoklauf von Boston? – man weiß ja noch nicht einmal, worum es sich bei dem "Terroranschlag", auf den am Tat-Tag entschieden wurde, tatsächlich handelt – wurden nach der Identifikation der beiden Verdächtigen geschrieben. Und die medialen Ausuferungen, aber auch, was Journalisten richtig machten und was sie in Zukunft bedenken müssten, wird nun Stückchen für Stückchen weiter aufbereitet.

Von der dpa kam, etwa via stern.de, ein einordnender Text, in dem richtigerweise darauf hingewiesen wurde, dass man, wenn man schnell informiert werden wollte, mit den richtigen Leuten in der Twitter-Timeline besser bedient wurde als etwa mit einem einzelnen Nachrichtensender, vor allem wenn er CNN hieß (das ins Zentrum der US-amerikanischen Medienselbstbetrachtung geraten ist, siehe u.a. den Text von David Carr in der New York Times). Twitter habe "das Beste und das Schlechteste" hervorgebracht, befindet Yassin Musharbash in seinem neuen Zeit-Blog "Radikale Ansichten":

"Twitter ist kein Journalismus-Ersatz. Die meisten Twitterer plappern einfach vor sich hin. (...) Andererseits ist Twitter großartig, um auf dem Stand zu bleiben, wenn es um echten Journalismus geht. Es ist unmöglich, durch Googeln so schnell an so viele Links zu aktuellen Artikeln aus aller Welt zu kommen."

Sandra Sperber, die für Spiegel Online berichtet hat, schreibt im Webvideoblog, wo sie den deutschen und den US-amerikanischen Umgang mit Nachrichtenevents und Eventnachrichten vergleicht:

"Behörden twittern Statements und Termine von Pressekonferenzen. Lokal-Journalisten teilen ihre Exklusiv-Infos. Zeugen schildern ihre Beobachtungen. In Deutschland hätten wir Journalisten so schnell nicht so viel erfahren."

+++ Hat im Großen und Ganzen "das Internet" gegen "die Medien" gewonnen, wie BuzzFeed zwischenzeitlich glaubte? Sagen wir so: Wer einen Krimi lesen wollte, fand ihn. Wer Medienkritik üben will, kann. Wer Social-Media-Kritik üben will, kann (siehe für ein Beispiel die taz). Wer halbwegs haltbare Erkenntnisse gewinnen wollte, musste aber ein paar Tage warten, und selbst dann war es noch schwierig, wie die FAS am Ende eines ganzseitigen Deutungsversuchs in neun Abschnitten festhielt:

"Es war Barack Obama, der am stärksten darauf bestand, dass wir nicht wüssten, was das alles zu bedeuten habe. Wir wissen es auch heute nicht."

Wobei Erkenntnis, wie Constantin Seibt, Redakteur des Tages-Anzeiger aus Zürich und Autor des immer wieder großen Journalismus-Blogs Deadline, im taz-Interview vom Wochenende sagte, "auch nur eine Form des Entertainments" ist. Im Nachhinein ist es für die Huffington Post "der erfahrene NBC-Reporter Pete Williams", der, auch von Spiegel Online, als "Reporterheld" ausgemacht wird, wegen seiner ganz erstaunlichen Aktivitäten Besonnenheit ausstrahlen, Selbstkorrektur ausüben und Zweifel an der Nachrichtenlage äußern.

+++ Was heißt das nun alles für und über "die Medien"? Dazu gibt es so viele Einschätzungen, dass man sie eigentlich nur kurz zitieren kann:

"The media's new and unfamiliar job is to provide a framework for understanding the wild, unvetted, and incredibly intoxicating information that its audience will inevitably see – not to ignore it (...). Reporting is no longer a question of whether or not to dignify new and questionable information with attention – it's about predicting which of it will influence the story, and explaining, debunking, or contextualizing it the best we can",

heißt es auf Buzzfeed, auch auf deutsch zitiert in einer längeren Einordnung im Tagesspiegel, in der es auch um die Folgen der Fehler für den 17-Jährigen geht, der fälschlicherweise in Foren als Täter ausgemacht und von der New York Post aufs Titelblatt genommen worden war:

"Die so oft bejubelte Schwarmintelligenz, sie hatte sich ins absolute Gegenteil verkehrt: in Schwarmdummheit. Die 'New York Post' verteidigte sich dennoch auf der eigenen Homepage. 'Wir stehen zu unserer Geschichte.'"

Im Storyful Blog heißt es dazu: "So many media failures this past week were driven by the ‘scoop’ mentality, a dangerous relic of the past." Wenn jeder ein Augenzeuge ist, was ist dann ein Journalist?, lautet die darin gestellte Frage. Und eine Antwortempfehlung:

"Social journalism celebrates the notion of authenticity over speed, collaboration over competition. The news reporter’s primary rival today is not another reporter but the searing intimacy of online testimony and imagery. We must make our peace with that."

Dass all das erstmal nur für Nachrichten gelten kann, die in räumlicher oder virtueller Gegenwart größerer Menschenansammlungen nicht nur rezipiert, sondern tatsächlich gemacht werden, ist klar. Ähnlich klingt übrigens Slate: "Breaking News is broken." Und, wenn auch in anderem Zusammenhang, Ex-Bild-Chef Udo Röbel auf dem taz.lab-Kongress, wo es unter der Anleitung von taz-Reporter Peter Unfried um die Erfindung eines neuen Politikmagazins mit einer Million Auflage ging:

"Die Nachricht sei heute nichts mehr wert. 'Jede Redaktion bekommt täglich den gleichen Scheißhaufen auf den Tisch', es komme auf die unterschiedliche Aufbereitung an. (...) 'Nachrichten?' schreibt Unfried auf den Zettel und 'Scheißhaufen'. Ohne Fragezeichen."

Fazit am Ende des Versuchs:

"'Der Weg zu einem Magazin, das alle anspricht, ist also noch lang. 'Uns ist es heute nicht gelungen', schließt Unfried. Aber eigentlich gebe es ja schon ein Heft, das das Landlust-Gefühl perfekt transponiere: 'Die wahre Landlust ist Die Zeit', sagt Unfried, 'eine Kuschelzeitung für Angsthasen'."


ALTPAPIERKORB

+++ Die Berliner Zeitung werde 34 von 131 Vollzeitstellen sparen, "weil die Redaktionsgemeinschaft aus Berliner Zeitung (Berliner Verlag) und Frankfurter Rundschau (früher M. DuMont Schauberg) Ende Mai aufgelöst wird", berichtet der Spiegel. "Brigitte Fehrle, Chefredakteurin der 'Berliner Zeitung', versichert: 'Wir wollen so sparen, dass für den Leser kein Qualitätsverlust entsteht.'" Sic. Dazu vielleicht Constantin Seibt im taz-Interview über den Begriff Qualitätsjournalismus: "Etwas wirklich Einleuchtendes braucht das Präfix 'Qualität' nicht. Es gibt keinen Qualitätssex oder Qualitäts-Rolls-Royce. Der einzige Ort, wo man sonst von Qualität spricht, sind Billigläden" +++

+++ Derweil berichtet die Berliner Zeitung /Frankfurter Rundschau über die Chefredaktionssuche des Spiegels: Es fällt der Name Büchner als Chefredakteur, und es fällt der Name Augstein als möglicher Herausgeber; insofern keine Breaking News, aber dies: "Warum die Bestätigung auf sich warten lässt, hat mehrere Gründe. Einer ist, dass Büchner zunächst in Japan und damit nicht direkt greifbar war. Auch in diesen Tagen soll er auf Dienstreise sein. Sein möglicher Weggang bringt die dpa zudem selbst in Zugzwang, einen Nachfolger zu finden. Vor allem aber ist offen, unter welchen Bedingungen und in welchem Konstrukt der neue Chefredakteur agieren soll. Darüber und über die sich daraus ergebenden weiteren personellen Entscheidungen sind sich die Gesellschafter uneins" +++

+++ Die taz hat am Samstag nicht nur einen Kongress abgehalten, sondern auch ihre neue Wochenendausgabe vorgestellt: Jörg Wagner vom RBB-Hörfunk hat zur neuen Ausgabe den stellvertretenden taz-Chefredakteur Reiner Metzger interviewt +++ Die SZ schrieb am Samstag über die neue taz: "Sie ringen um die Idee einer Wochenendzeitung schon seit Herbst 2011, in verschiedenen Arbeitsgruppen sei diskutiert worden. Leicht sei das nicht gewesen. 'Die Diskussionen verhakelten sich oft', sagt Ines Pohl, 'alte Grabenkämpfe brachen auf.' Was soll das Herzstück des neuen Wochenendes sein? Das war die Frage. Gesiegt haben diejenigen, die sich von kleinteiligen Nachrichten verabschieden wollten, davon, ständig der Aktualität hinterherzuhecheln, wo doch längst klar ist, dass sich Leser die aktuelle Nachricht im Zweifel aus dem Internet holen, das immer schneller ist, als eine gedruckte Zeitung je sein kann" +++

+++ "Die Rundfunkkontrolle ist kein leichtes Mädchen im Paillettenkleid", befindet Claudia Tieschky heute auf der SZ-Medienseite, bevor sie über das Thema schreibt, das so trocken ist wie ein vier Tage alter Sitzungskeks. Ausdrücken soll der Satz, dass eine Studie zur Rundfunkkontrolle selbst dann lediglich begrenzten Unterhaltungswert habe, wenn sie für die Otto-Brenner-Stiftung von Fritz Wolf erstellt worden sei ("Im öffentlichen Auftrag, Selbstverständnis der Rundfunkgremien, politische Praxis und Reformvorschläge"). "Die Studie beteilige sich nicht 'am populären Rundfunkrats-Bashing', heißt es programmatisch im Vorwort von Stiftungsgeschäftsführer Jupp Legrand. Trotzdem schildert Wolf Kritikpunkte wie mangelnde Transparenz oder den grundsätzlichen Konflikt der Räte zwischen Loyalität zu 'ihrem' Sender und der Aufgabe, ihn wirksam zu kontrollieren". So ganz überzeugend findet Tieschky die Studie aber nicht, sie sei "fast so kritisch wie unkritisch". Hübsch: Der Dreistufentest "wird im Interviewteil des Buches so gründlich plattgemacht, dass es raucht – nicht von Autor Wolf, sondern von Rundfunkräten, die er befragte" +++

+++ Wirtschaftswoche-Chef Roland Tichy schreibt über Homo-Ehe und Frauenquote als Medienhypes. Seine Medienkritik kann man als Mitteilung lesen, dass sich an bestimmten Dingen einfach nichts ändern sollte, etwa an der Unterscheidung von "Homo" und "Normal": "Derzeit gibt es nur 27.000 eingetragene Lebenspartnerschaften. So heißt verschwiemelt die Homo-Ehe, um die Normal-Ehe wenigstens dem Wort nach noch etwas abgrenzen zu können" +++

+++ Sonstiges in Kürze: Die taz schreibt über die Videoanlage beim NSU-Prozess, die die Vorgänge aus dem Gerichtssaal aber nicht in einen Nebenraum übertragen solle +++ "Die Isländer streiten darüber, ob und wie man gegen Kinderpornografie im Internet vorgehen kann. Der Innenminister fordert einen staatlichen Filter, Netzaktivisten schlagen Alarm. Ein Inselbesuch" (SZ) +++ Ebd.: ein Nachruf auf Allen Harold – 'Al' – Neuharth, den Gründer von USA Today +++ Marc Bator wechselt von der "Tagesschau" zu Sat.1 (etwa FAZ) +++ Fernsehprogramm: Die FAZ bespricht "Tödliche Versuchung" (ZDF, 20.15 Uhr) +++ Ein Jugendkanal von ARD und ZDF käme 15 Jahre zu spät (TSP) +++ In diesem Zusammenhang: CDU-Medienpolitiker Johannes Beermann fordert im Spiegel, ARD und ZDF sollten sich von Doppelstrukturen verabschieden +++ Johannes B. Kerners Rückkehr ins ZDF droht (ebd.) +++

Neues Altpapier gibt es am Dienstag.

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