Beteiligungsforum ist "die letzte Chance"

Detlev Zander spricht über die Missbrauchsaufarbeitung sexualisierter Gewalt auf dem Podium der EKD-Synode
© epd-bild/Jens Schulze
Detlev Zander, Sprecher der Betroffenenvertretung des Beteiligungsforums Sexualisierte Gewalt, berichtete dem Kirchenparlament über die Arbeit des Gremiums.
Betroffene auf Synode
Beteiligungsforum ist "die letzte Chance"
Die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt muss nach Meinung von Betroffenen zum Topthema in der evangelischen Kirche werden. Das Beteiligungsforum ist "die letzte Chance" für die Kirche, gemeinsam mit Betroffenen die Verbrechen unter ihrem Dach aufzuklären und aufzuarbeiten, sagte der Sprecher der Betroffenen, Detlev Zander, vor den 128 Delegierten der Synode in Magdeburg.

Zander berichtete dem Kirchenparlament über die Arbeit des Beteiligungsforums. Das Forum hatte im Juli seine Arbeit aufgenommen, nachdem die EKD im vergangenen Jahr den kurz zuvor gegründeten Betroffenenbeirat ausgesetzt hatte. Grund dafür waren Streitigkeiten über Rolle und Ausstattung des Gremiums. Daran hatte es viel Kritik gegeben. In dem neuen Forum sitzen 17 Mitglieder, darunter 9 Kirchenvertreter und 8 Betroffene. Für Beschlüsse bedarf es einer doppelten Mehrheit beider Gruppen.

Gestritten worden sei in der Vergangenheit genug, betonte Zander. Nun sei es an der Zeit, dass gemeinsam etwas erreicht werde. Man arbeite im Beteiligungsforum mit den Verantwortlichen der EKD und Diakonie gut zusammen, sagte Zander: "Hart in der Sache, aber fair im Umgang." Bestimmte Sätze möchte er aber von Kirchenvertretern nicht mehr hören. Zum Beispiel "wir haben viel gelernt" oder "wir hören zu". Er verweis darauf, dass Studien keine Aufarbeitung ersetzten. Daher solle man nicht auf weitere Studien warten.

Detlev Zander, Sprecher Betroffenenvertretung des Beteiligungsforums Sexualisierte Gewalt.

Der Sprecher der Beauftragten im Beteiligungsforum, Landesbischof Christoph Meyns, der seine Funktion zum 1. Dezember an die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst abgeben wird, kündigte an, dass die Ergebnisse der Aufarbeitungsstudie, die seit 2019 läuft, im kommenden Herbst vorliegen sollen. Zudem soll es eine Online-Vernetzungsplattform für Betroffene geben.

Auch eine Grundlage für eine Gemeinsame Erklärung mit der Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Kerstin Claus, solle "rasch" geschaffen werden, sagte Meyns.

Die EKD arbeitet seit November 2018 mit dem Unabhängigen Beauftragten zusammen. Für den Bereich der 20 evangelischen Landeskirchen wird eine ähnliche Erklärung angestrebt, wie sie bereits 2020 mit der katholischen Kirche über verbindliche Kriterien für die Aufarbeitung geschlossen wurde. Streitpunkt war bislang die Betroffenenbeteiligung. In der EKD geht man von 757 Betroffenen von sexueller Gewalt in evangelischen Einrichtungen aus. Das Dunkelfeld sei jedoch um ein Vielfaches größer - davon gehen auch die Mitglieder des neuen Forums aus. 

Die Gespräche mit Claus' Vorgänger im Amt des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, waren jedoch nach der Aussetzung des Betroffenenbeirats weitgehend zum Erliegen gekommen. Claus sprach im Sommer davon, dass eine Erklärung 2023 kommen könnte.