Führende Vertreterinnen und Vertreter aus Kirchen und Politik haben zum Jahreswechsel angesichts vielfältiger Krisen zu Mut, Geduld und Zuversicht aufgerufen. Leitende evangelische Geistliche verwiesen auf die Jahreslosung für 2026 "Gott spricht: Siehe, ich mache alles neu!" (Offenbarung 21,5), die Grund für Hoffnung sei. Trotz zahlreicher Kriege auf dieser Welt, gesellschaftlicher Polarisierungen in Deutschland und persönlicher Sorgen gebe es überall Zeichen von Mitmenschlichkeit und Hoffnung, erklärt die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs.
Orientierung gebe die biblische Jahreslosung für 2026, erklärt Fehrs und betont die Kraft der Erneuerung. Die Worte "Siehe, ich mache alles neu" (Offenbarung 21,5) seien eine Einladung, die Perspektive der Zuversicht zu schärfen. "Gottes Zusage an uns Menschen ist uralt. Sie steht im letzten Buch der Bibel und meint: Schau dich um, ändere deinen Blick, denn die Spuren des Guten sind doch längst in den Ritzen der Welt zu sehen!"
Wahrzunehmen, wie viele Menschen die Arbeit für eine menschlichere Welt nicht aufgeben, gebe Zuversicht, sagt die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Christiane Tietz. "Ich blicke auf das neue Jahr mit der Hoffnung, dass Gottes Geist die Herzen von Menschen berührt, so dass wir alle einander wieder mehr als Menschen sehen, mit ganz ähnlichen Bedürfnissen und Hoffnungen und gleicher Verletzbarkeit. Ich bin sicher: Wenn wir uns wieder mehr so sehen, dann ändert sich auch der gesellschaftliche Umgang miteinander."
Bayerns Landesbischof Christian Kopp betont die Notwendigkeit eines Aufbruchs "mitten im Unfertigen". Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt wirbt in ihrer Neujahrsbotschaft für Hoffnung und verantwortliches Mitwirken an Veränderungen. Der Lutherische Weltbund (LWB) versteht die Jahreslosung als Einladung, den Jahreswechsel als Chance für eine echte Neuausrichtung in einer von Krisen geprägten Welt zu nutzen.
Zeugnis in Wort und Tat gefordert
Kirchliche Repräsentanten aus Niedersachsen und Bremen rufen in ihren Silvesterpredigten zum mutigen Engagement für die demokratische Gesellschaft auf. Der evangelische Kirchenpräsident Bernd Kuschnerus aus Bremen warnt davor, die Demokratie verächtlich zu machen. Zugleich ermutigt er die Menschen, sich für Recht und Gerechtigkeit statt für das Recht des Stärkeren einzusetzen. Dies sage auch die biblische Jahreslosung für das neue Jahr, sagt Kuschnerus am Silvesterabend in der Bremer Melanchthon-Kirche.
Der württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sagte, die Jahreslosung 2026 "Gott spricht: Siehe, ich mache alles neu!" sei keine Vertröstung auf das Jenseits. Vielmehr ermutige sie, aus dieser Zuwendung zu leben und sie in Wort und Tat zu bezeugen, damit es "für uns, für alle, für die ganze Schöpfung gut wird".
Nicht von Resignation anstecken lassen
Der Osnabrücker katholische Bischof Dominicus Meier appellierte an die Menschen, sich trotz aller gegenwärtigen Veränderung und Verunsicherung hoffnungsvoll für die Gesellschaft einzusetzen. "Es braucht Fantasie vom Leben und Mut zum Handeln", sagt Meier in seiner vorab veröffentlichten Predigt zum Jahresabschluss im Osnabrücker Dom. Gleichzeitig rief er dazu auf, sich nicht von der zunehmenden Resignation in Gesellschaft und Kirche anstecken zu lassen: "Jammern und klagen wir nicht wie viele andere auf einem hohen Niveau!"
Das ehrenamtliche und berufliche Engagement in Pfarreien und Gemeinden, Verbänden, Kitas, Schulen und anderen christlichen Einrichtungen stelle sicher, dass die Gesellschaft mitfühlend und menschlich bleibe. So könne die Kirche auch in Zukunft "eine integrative und stärkende Kraft in unserer Gesellschaft sein, indem sie verbindet, was derzeit auseinanderzufallen droht", sagt der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. Hoffnung sei dabei mehr als naiver Optimismus oder bloßes Wunschdenken, erklärt der Ruhrbischof. Hoffen bedeute, "unbeirrt am Sinn und Wert unseres Tuns festzuhalten, selbst dann, wenn der Erfolg ungewiss ist oder lange auf sich warten lässt."
"Frieden, Freiheit und Wohlstand"
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) stellt in seiner ersten Neujahrsansprache, die am Silvesterabend ausgestrahlt wird, für 2026 in Aussicht, Deutschland werde "den Ertrag der Reformen ernten, auch wenn das eine gewisse Zeit benötigt". Gleichzeitig äußern Merz wie auch Spitzenvertreterinnen und -vertreter der Kirchen Verständnis für Sorgen der Bevölkerung.
Der Regierungschef verweist in seiner Neujahrsansprache auf Sorgen vieler Bürgerinnen und Bürger um den Frieden. Damit Deutschland ein sicheres Land bleibe, müsse die Abschreckungsfähigkeit verbessert werden: "Wir wollen uns verteidigen können, damit wir uns nicht verteidigen müssen."


