Ex-Bischöfin Käßmann: "Die Zehn Gebote verbieten Spionage"

Ex-Bischöfin Käßmann: "Die Zehn Gebote verbieten Spionage"
Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann hat sich bestürzt über das Ausmaß der NSA-Spähaffäre geäußert und empfindet Halloween als kommerziellen Humbug.

"Es gibt Grenzen. Schnüffeln in der Privatsphäre ist unerträglich", sagte sie der "Passauer Neuen Presse" (Mittwoch).

Die Ex-Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) betonte mit Blick auf das Abhören des Mobiltelefons von Kanzlerin Angela Merkel, es gehe hier um Freiheit: "Ich will frei telefonieren können, ohne ständig fürchten zu müssen, abgehört zu werden. Und natürlich möchte das Frau Merkel auch.".

Das achte Gebot im Alten Testament ("Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten") bedeute, niemanden zu betrügen, zu belauschen oder zu belügen. Käßmann: "Wenn Sie so wollen: Die Zehn Gebote verbieten Spionage. Andere ausschnüffeln und bloßstellen ist unchristlich."

Käßmann sieht in Halloween kommerziellen Humbug

Käßmann empfindet Halloween in Deutschland als kommerziellen Humbug. Man könne überall nachlesen, wie der Halloween-Trubel in Deutschland entstanden sei: "Es ging darum, irgendwo im Kalender zwischen den Sommer-Grillpartys und dem 1. Advent noch ein Verkaufs-Event mit allem möglichen Schnickschnack zu etablieren", sagte Käßmann den "Ruhr Nachrichten".

Sie betonte, Halloween sei gegen alle Grundüberzeugungen der Reformation: "(Reformator Martin) Luther wollte Angst nehmen - vor Geistern, Gespenstern, dem Bösen, dem Teufel. Und heute? Da sind am 31. Oktober die Kinder in Grusel-Kostümen unterwegs. Das kann ich nicht ernst nehmen", erklärte Käßmann. Sie sei aber dagegen, "mit moralisch erhobenem Zeigefinger gegen einen solchen Blödsinn anzugehen".

Die Ex-Bischöfin von Hannover ist die Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das 500-jährige Reformationsjubiläum im Jahr 2017.