"Schon ein flüchtiger Blick auf autoritative Staatslenker zeigt, dass wir in einer neuen Phase der politischen Ordnung und Unordnung angekommen sind", sagte Meister zur Eröffnung der 6. Tagung der 13. Generalsynode der VELKD in Dresden. Es gebe eine massive Destruktion der Ordnungssysteme.
Als Beispiel nannte er US-Präsident Donald Trump, "der ohne Rücksicht auf demokratische Gewaltenteilung oder Rechtsstellung anderer demokratischer Organe mit seiner Entscheidungsgewalt der Souverän des Staates geworden ist - einer, der Unternehmen beugt, Meinungen unterdrückt, Folgschaft erzwingt".
Meister erinnerte an die Verabschiedung der UN-Charta vor 80 Jahren, die in diesem Jahr gefeiert worden sei. "Wir lebten in der Illusion, dass völkerrechtliche Ordnungen dauerhaften Bestand haben werden und sich weiter dauerhaft zum Besseren verändern. Wir leben in einem Jahrzehnt, das zeigt, dass das nicht stimmt", sagte er. Spätestens seit dem fast folgenlos gebliebenen Überfall Russlands auf die Ukraine 2014 sei deutlich geworden, dass völkerrechtliche Vereinbarungen ihren bindenden Charakter verloren hätten.
Ordnung muss dem Leben dienen
Meister stellte seinen Bericht unter das Thema "Über die Ordnungen". Der Begriff sei ambivalent, betonte er: Ordnungen könnten tragen, aber auch fesseln. "Ohne Ordnung kein Zusammenleben, aber ohne Freiheit auch keine menschliche Ordnung." Sie müssten sich immer daran messen lassen, ob sie dem Menschen dienen. Keine Ordnung sei heilig.
Mit Blick auf die Kirche sagte Meister: "Wo Ordnung dem Leben dient, bleibt sie evangelisch." Nur eine Ordnung, die sich vom Schrei der Leidenden stören lasse, bleibe menschlich. "Glauben kann deshalb niemals unpolitisch sein", betonte der Theologe.
Der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) gehören sieben Gliedkirchen mit insgesamt über 7,3 Millionen Mitgliedern an. Mit der Generalsynode der VELKD beginnt die Jahrestagung des protestantischen Kirchenparlaments. Die Delegierten der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beraten zum Auftakt über das Thema "Kirche und Macht".



