Konservative Christen haben keine größere Nähe zur AfD

Detlef Pollack
Lena Giovanazzi
Der Soziologe Detlef Pollack meint, das Kirchengemeinden unbedingt Kommunikationsplattformen schaffen müssen.
Religionssoziologe Pollack
Konservative Christen haben keine größere Nähe zur AfD
Gottesdienstbesucher setzten sich stärker für die Prinzipien der Demokratie ein als etwa konfessionslose Menschen, sagte Pollack beim "Tag der württembergischen Pfarrerinnen und Pfarrer" in Heidenheim. Das Erstarken der AfD vor allem in Ostdeutschland führt der Soziologe auf einen "Verlust der Kommunikationskultur" zurück.

Angesichts dieser Entwicklung sei es die dringende Aufgabe der kirchlichen Gemeinden, Gesprächsplattformen zu schaffen und sich als Orte der Begegnung für unterschiedliche Menschen und Positionen anzubieten.

Gottesdienste sind für Pollack, der seit Jahren über die Entwicklung von Religiosität und Kirchenbindung in Deutschland forscht, nach wie vor die zentrale Mitte für Glaubensvermittlung und Religion. Wie Untersuchungen zeigten, habe Religion nur dann eine Zukunft, wenn sie kirchlich verortet ist, sagte Pollack vor den rund 450 evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrern.

Als Ursachen für den dramatischen Bedeutungsverlust von Religion und Kirche führte Pollack an, dass immer mehr Menschen das Vertrauen in die Kirche als Institution verloren hätten. Außerdem suchten sie im Rahmen einer größeren Selbstverwirklichung einen individuellen Umgang mit Religion oder ihrer Beziehung zu Gott. Bei den "großen Fragen des Lebens" wie Hoffnung, Trost, Barmherzigkeit oder Vergebung könne die Kirche jedoch immer noch Orientierungen geben.

Vor einem Rückzug hinter die Kirchenmauern warnte Pfarrer Eckehard Möller (Dresden), Vorsitzender des Verbands deutscher Pfarrervereine. Kirche müsse sich auch in politischen Diskussionen immer mit der Frage zu Wort melden, "was würde Jesus heute sagen".

Der Pfarrertag wurde vom "Evangelischen Pfarrverein in Württemberg" organisiert. Der Verein, der 1871 in Stuttgart-Bad Cannstatt gegründet wurde, versteht sich als Interessenvertretung der württembergischen Pfarrerinnen und Pfarrer. Mit seinen rund 3.800 Mitgliedern ist er der größte evangelische Pfarrerverband in Deutschland. Der nächste württembergische Pfarrertag findet im Oktober 2026 im Rahmen des deutschen Pfarrertags in Stuttgart statt.