Adam und Eva sind Elefanten, der Biber Noah baut eine Arche und Mose ist ein Nilpferd, das das Nilkrokodil Pharao auffordert, seine "Herde" gehen zu lassen: In der neuen Kinderbibel "Der Löwe von Juda" werden die Akteure der Bibel als Tiere dargestellt. Am 20. Oktober erscheint der erste von drei Bänden der besonderen Kinderbibel unter dem Titel "Reise ins versprochene Land" bei der Deutschen Bibelgesellschaft (DBG) in Stuttgart und wird auf der Frankfurter Buchmesse am 16. Oktober erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Entwickelt wurde diese tierische Bibel für Kinder ab 8 Jahren von dem norwegischen Illustrator Haakon Lie, der bisher über 120 Tierfiguren für "Der Löwe von Juda" geschaffen hat. Laut Lie ist jede Tierfigur gezielt gewählt und spiegelt Charakterzüge, Name oder Symbolik der biblischen Gestalten wider. Noah wird als Biber dargestellt - der größte Baumeister im Tierreich wird zum Erbauer der Arche. Da Jesus im biblischen Buch der Offenbarung "Löwe von Juda" genannt wird und auch von ihm als Lamm die Rede ist, übernimmt die Tierkinderbibel diese Bilder im dritten Band für ihn.
Auerochse und Wildkuh sind die Vorfahren der weltweiten Rinder-Population und wurden deshalb für Abraham und Sara ausgewählt, die Vorfahren von Gottes Volk, das in Psalm 80 als "Herde Gottes" beschrieben wird. Und im biblischen Buch Hesekiel wird der Pharao von Gott angesprochen als Krokodil, das mitten im Nil liegt. "Das inspirierte mich, Mose zu einem Tier aus demselben Lebensraum zu machen, also zu einem natürlichen Rivalen des Krokodils", erklärte Haakon Lie, der sechs Jahre lang die tierischen Charaktere seiner Bibel entwickelt hat.
So ist bei der Geschichte vom Durchzug durch das Rote Meer das Nilpferd Mose mit einem Stab in der Hand zu sehen mit weit aufgerissenem Maul, rechts und links umgeben von Wänden aus Meer. Daneben steht folgender Text: "Geh jetzt!' brüllte Mose. 'Durch das Wasser, nach Kanaan!' Mit trockenen Hufen, Pfoten und Tatzen konnten die Israeliten durch das Meer gehen. Aber der Pharao und seine Echsen-Armee waren ihnen dicht auf den Fersen."
Zufallsfund im Urlaub
Die Bibel aus Norwegen kam durch einen Zufall nach Deutschland: Als der Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft, Christoph Rösel, im Sommer 2024 in Norwegen Urlaub machte, entdeckte er in einem Buchladen ein Exemplar vom "Löwen von Juda" und brachte die Bilder mit nach Deutschland. Ihn und sein Team begeisterte die Idee, Kindern die biblischen Geschichten durch Tiere näherzubringen, und es fanden rasch Gespräche mit Haakon Lie und dem norwegischen Verlag "Fennec Vorlag" statt.
Biblische Figuren als Tiere, das kann polarisieren. Schon vor der deutschen Veröffentlichung gab es kritische Stimmen, die befürchteten, dass biblische Geschichten banalisiert werden, wenn etwa das Nilpferd Mose Gott im brennenden Dornbusch begegnet. Oder dass die Tierfiguren dafür sorgen könnten, dass der biblische Inhalt durch die Tiere zu sehr verfremdet wird.
Michael Jahnke, Programmleiter der Deutschen Bibelgesellschaft, hält solche Einwände für berechtigt. Jede neue Form der Bibelvermittlung müsse sich der theologischen und pädagogischen Diskussion stellen. "Aber ich glaube, dass die entscheidende Frage nicht lautet, ob wir neue Wege gehen dürfen, sondern wie wir sie verantwortungsvoll gestalten", schreibt er.
So seien die Tiere im "Löwe von Juda" nicht willkürlich ausgewählt, sondern theologisch reflektiert. Die Tierfiguren könnten Brücken zwischen der Welt der Kinder und der Bibel sein, die von vielen Kindern als fremd, unverständlich oder langweilig erlebt wird. Tiere könnten helfen, dass Kinder sich direkt in die Geschichten hineinfühlen, "da die Figuren nicht durch konkrete kulturelle oder äußere Merkmale festgelegt sind."
Durch die reich illustrierte Kinderbibel mit vielen Infokästen führt der Klippdachs "Schafan der Schreiber". Er erklärt am Anfang den Kindern: "Wenn ich die Geschichten erzähle, ist jeder wie ich. Es sind alles Tiere." Und er lädt ein zu einer Entdeckungsreise, in der "die großen Heldinnen und Helden der biblischen Geschichten die Welt veränderten: durch ihren Glauben, der tiefer war als das Meer, und ihre Hoffnung, die höher war als der Himmel."