Grundstein für Leipziger Freiheitsdenkmal gelegt

Zahlreiche Menschen
epd-bild/Anika Dollmeyer
Zahlreiche Menschen versammeln sich am Donnerstagabend (09.10.2025) zum "Lichtfest" in Leipzig.
Leipziger Friedliche Revolution
Grundstein für Leipziger Freiheitsdenkmal gelegt
36 Jahre nach der friedlichen Revolution setzt Leipzig ein weiteres dauerhaftes Zeichen der Erinnerung: Im Stadtzentrum entsteht ein neues Denkmal. Es nimmt die Demokratie-Banner und Transparente von 1989 symbolisch auf.

In Leipzig ist der Grundstein für ein Freiheits- und Einheitsdenkmal gelegt worden. Vorgesehen ist ein Park mit etwa 50 weißen Bannern, Fahnen und Transparenten aus Edelstahl, die an die friedliche Revolution vom Herbst 1989 erinnern. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) sprach bei der Grundsteinlegung am Donnerstagabend, 36 Jahre nach der entscheidenden Montagsdemonstration, von einem "Denkmal der Ermutigung". Weimer betonte, im Herbst 1989 hätten die ostdeutschen Bürger gezeigt, "welche unwiderstehliche Kraft in der Idee der Freiheit steckt". Ihr Mut erinnere bis heute daran, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit sei und "dass sie nur dort lebt, wo Menschen bereit sind, für ihre Überzeugungen einzustehen".

Das neue Denkmal soll bis 2029 auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz am Innenstadtring entstehen. Der Entwurf eines Leipziger Büros hatte sich im Oktober 2024 in einem Wettbewerb durchgesetzt. Die Kosten für den Bau belaufen sich auf rund fünf Millionen Euro. Anlässlich der Grundsteinlegung wurde eine temporäre Skulptur enthüllt. Eine Bodenplatte aus Stein trägt die Inschrift "1989.10.9", daneben stehen vier Transparente mit Angaben zur Geschichte. 

Es ist bereits der zweite Anlauf für ein Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig. Auch in Berlin soll ein Denkmal zur Erinnerung an die friedliche Revolution 1989 entstehen. Die Bauarbeiten für die "Einheitswippe" vor dem Humboldt Forum verzögern sich jedoch seit Jahren. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sprach von einem Denkmal für "die Menschen, deren Mut größer war als die Angst". Eine Botschaft des Denkmals sei auch, die Demokratie zu verteidigen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) mahnte, das Verbindende zu suchen und in Unterschieden Bereicherndes zu sehen. Die Demokratie dürfe nicht aus der Hand gegeben werden.

Historischer Ruf "Wir sind das Volk" ertönt

In diesem Jahr führte am Leipziger Gedenktag für die friedliche Revolution erstmals ein "Lichtweg" durch die Innenstadt. Tausende Menschen waren dort unterwegs, vorbei an fünf künstlerischen Installationen. Aus Lautsprechern ertönte der historische Ruf "Wir sind das Volk". Ziel war der Wilhelm-Leuschner-Platz als künftiger Standort für das Freiheitsdenkmal, wo Videosequenzen von den Demonstrationen im Herbst 1989 gezeigt wurden. Teil des Programms war die Uraufführung des Chorwerkes "Unser Mut wird nah bei uns sein", mit Kindern und Jugendlichen aus Leipzig und der Partnerstadt Lyon.

In Leipzig gingen am 9. Oktober 1989 mehr als 70.000 Menschen für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte auf die Straße. Das Datum gilt als entscheidende Wegmarke der friedlichen Revolution in der DDR.
Die Nikolaikirche war in den 1980er Jahren ein Zentrum der DDR-Friedensbewegung. Im Herbst 1989 versammelten sich jeden Montag Menschen nach einem Friedensgebet auf dem Kirchhof.

Seit vielen Jahren erinnert dort ein Denkmal an die Ereignisse von 1989 und die Rolle der Kirchen. Der Leipziger Gedenktag hatte mit einem Friedensgebet in der Nikolaikirche begonnen. Mehr als 1.000 Menschen nahmen daran teil. Im Anschluss hielt die georgisch-deutsche Autorin und Regisseurin Nino Haratischwili die traditionelle "Rede zur Demokratie".