Landesbischof Kopp kritisierte beide Seiten in dem Konflikt: "Es schreit zum Himmel", sagte Kopp im oberfränkischen Neuenmarkt (Kreis Kulmbach) beim Festgottesdienst zu 100 Jahren Christuskirche laut Predigtmanuskript.
Der Überfall der Hamas vom 7. Oktober 2023 habe Israel traumatisiert, sagte Kopp: "Er richtete sich auch gegen alle Friedensbemühungen, auch die in Israel." In der Folge habe der Antisemitismus in Europa zugenommen. "Wir werden immer widerstehen all denen, die hier den Juden die Schuld zuschieben wollen und Juden töten oder Israel vernichten wollen", so der Landesbischof.
"Zugleich ist es uns wichtig, darauf einzuwirken, dass das Sterben in Gaza endlich ein Ende hat." Viel zu viele Menschen seien dort gestorben.
Die aktuelle israelische Regierung mache es allen Nicht-Juden schwer, überhaupt noch in Israel zu leben. "Jerusalem ist ein Vielreligionenort und auch ein Jesusort", sagte Kopp. "Unsere Freunde, die palästinensischen Christinnen und Christen, sind mit uns eng verbunden." Niemand dürfe das Existenzrecht Israels in Frage stellen. Aber es müsse doch möglich sein, dass Christen und Muslime nach Jerusalem kommen und dort wohnen.
Apatheid-Begriff "nicht hilfreich"
Der Landesbischof erneuerte seine Kritik an einer Erklärung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), in der Israel im Umgang mit den Palästinensern "Apartheid" vorgeworfen wird. Er finde es "überhaupt nicht hilfreich", dass der ÖRK Israel als Apartheidsstaat bezeichne, so Kopp: "Es hindert die Bemühungen um Frieden so sehr."
Der Zentralausschuss des ÖRK hatte bei einer Tagung in Johannesburg im Juni die Politik Israels gegenüber den Palästinensern verurteilt. Die Erklärung fordert, die "Realität der Apartheid beim Namen" zu nennen und Sanktionen gegen das Land zu verhängen. Der Vorsitzende des Gremiums, der frühere bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, verteidigte die Erklärung.
"In Konflikten muss man reden"
Zum Benennen von Unrecht hat der Münchner Regionalbischof Thomas Prieto Peral aufgerufen. Gerade angesichts des Leids im Nahostkrieg seien die Menschen in Deutschland "erstaunlich sprachlos", sagte er in der Münchner Kirche St. Jakob laut Predigtmanuskript. "Wir haben das Gefühl, der Balken unserer eigenen furchtbaren Geschichte gibt uns kein Recht, über Splitter dort zu sprechen", sagte er. Dabei gelte: "In Konflikten muss man reden."
Christen in Deutschland sollten mit besonderer Sensibilität reden - "im Sinne der Opfer auf beiden Seiten", sagte Prieto Peral. "Denn alle erleben Schmerz, aus unterschiedlichen Gründen - und alle haben ein berechtigtes Interesse, in Sicherheit zu leben." Er erinnerte an die mehr als 50 Geiseln, um die ihre Angehörigen in Israel immer noch bangten. Zugleich seien auch die hungernden und getöteten Kinder in Gaza ein "schreiendes Unrecht, das benannt werden muss".
Gerade für die Kirchen gelte es, sich auf die Seite aller Opfer zu stellen, sagte der Regionalbischof. "Jesus ruft uns zu einem barmherzigen Blick auf unsere Mitmenschen", sagte er. Ein solcher Blick der Wertschätzung rechne damit, dass auch andere legitime Bedürfnisse haben. Ohne Mitgefühl und auch ohne Selbstkritik gebe es keinen Frieden.