Bündnis fordert: Mehr in Kinder investieren

Kind mit kaputten Turnschuhen sitzt auf Bordstein
Getty Images/iStockphoto/Ralf Geithe
Jedes fünfte Kind ist in Deutschland mittlerweile von Armut bedroht.
Kinderarmut in Deutschland
Bündnis fordert: Mehr in Kinder investieren
Deutschland gilt als reiches Land. Dennoch ist jedes fünfte Kind von Armut bedroht. Das Bündnis "Ratschlag Kinderarmut" fordert in einem Brief die Bundesregierung auf, jetzt entschlossen in die soziale Infrastruktur zu investieren, denn Investitionen in Kinder und Jugendliche sind als Investitionen in Wohlstand und Demokratie zu begreifen. evangelisch.de hat die wichtigsten Punkte der Forderung für Sie zusammengestellt.

Der Ratschlag Kinderarmut – ein Zusammenschluss von 52 Akteur:innen aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft - darunter auch die eaf und die Diakonie Deutschland und die evangelische arbeitsgemeinschaft familie e. V. (eaf) - fordert in einer gemeinsamen Erklärung die Bundesregierung auf, jetzt entschlossen in die soziale Infrastruktur zu investieren. Besonders Kinder und Familien in Armut sind auf funktionierende Bildungs-, Betreuungs- und Unterstützungsangebote angewiesen. Investitionen in Kinder und Jugendliche sind als Investitionen in Wohlstand und Demokratie zu begreifen.

"Der Koalitionsvertrag verspricht massive Investitionen in Kitas und Schulen", betont eaf-Bundesgeschäftsführerin Nicole Trieloff. "Dieses Versprechen muss die Bundesregierung schnellstmöglich einlösen! Jeder Tag, an dem Eltern sich nicht auf eine familienunterstützende Infrastruktur verlassen können und stattdessen mit Notlösungen jonglieren, ist ein Tag zu viel. Jeder Tag, an dem Kinder und Jugendliche von Fachkräften betreut werden, die längst am Limit arbeiten - und oft darüber hinaus - macht deutlich, wie dringend sich etwas ändern muss."

Immer noch entscheidet die soziale Herkunft in Deutschland maßgeblich über Teilhabemöglichkeiten und Zukunftschancen. Eine funktionierende soziale Infrastruktur kann Ungleichheiten kompensieren und die Weichen für ein selbstbestimmtes Leben ohne Armut stellen. Niedrigschwellige Unterstützungs-, Beratungs- und Freizeitangebote, Förder- und Sprachunterricht, gute Kinderbetreuung, Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr oder die Nähe zu einem Sportverein – all diese Möglichkeiten können Biografien prägen.

Bildungskrise schleunigst in den Griff bekommen

"Wesentliche Teile des Sondervermögens Infrastruktur müssen in die soziale Infrastruktur, in hochwertige Betreuungs- und Bildungsangebote, Jugendsozialarbeit und Familienbildung fließen", fasst Trieloff zusammen. "Jede alleingelassene Familie schwächt das Vertrauen in die Demokratie. Jede ausgefallene Unterrichtsstunde ist ein Armutszeugnis. Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir die Bildungs- und Betreuungskrise schleunigst in den Griff bekommen müssen. Davon profitiert unsere ganze Gesellschaft."

"Kinder und Jugendliche ohne Zukunft – das können und wollen wir uns nicht leisten. Angesichts der Milliardenhilfen für die Wirtschaft ist es nicht nachvollziehbar, warum die Bundesregierung nichts gegen Kinderarmut unternimmt", sagt Elke Ronneberger, Bundesvorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland. "Wer in seiner Kindheit oder Jugend sozial abgehängt wird, hat ein Leben lang mit den Folgen zu kämpfen: in der Bildung, auf dem Arbeitsmarkt und bei der Gesundheit.

Die Folgekosten muss die gesamte Gesellschaft bezahlen. Investitionen in Kinder und Jugendliche sind Investitionen in Wohlstand und Demokratie. Nur wer von klein auf erlebt, dass eine Gesellschaft engagiert Beteiligung und Teilhabe fördert, kann sich auch für unsere Demokratie begeistern." Zudem spricht sich die Diakonie Deutschland für eine deutliche Vereinfachung der Verfahren beim Leistungsbezug aus.

Derzeit sehen sich viele Familien mit einem unübersichtlichen Dschungel aus widersprüchlichen Leistungsansprüchen konfrontiert – mit der Folge, dass mehr als die Hälfte der Leistungen nicht in Anspruch genommen wird. "Wir schlagen deshalb vor: ein Antrag – ein Antragsverfahren – ein Bescheid", so Ronneberger. Die beteiligten Ämter müssten untereinander abstimmen, Daten abgleichen und Leistungen automatisch verrechnen. So könnten Familien gezielter, schneller und ohne unnötige bürokratische Hürden unterstützt werden.