Mehrere Christopher Street Days (CSDs) am Samstag in ostdeutschen Orten hatten teils großen Zulauf und verliefen weitgehend störungsfrei. In Berlin-Marzahn, Eberswalde, Jena und auf der Queer Pride Dresden kamen nach den jeweiligen Veranstalterangaben insgesamt knapp 10.000 Menschen zusammen. Vorab waren Übergriffe befürchtet worden, nachdem ein Fest für Vielfalt im brandenburgischen Bad Freienwalde eine Woche zuvor von Rechten angegriffen worden war.
Am Umzug der sechsten Marzahner Pride haben nach Polizeiangaben rund 1.100 Menschen teilgenommen. Im Rahmen einer rechtsextremen Gegenveranstaltung kam es zu queerfeindlichen Skandierungen, woraufhin laut einer Polizeisprecherin mehrere Platzverweise ausgesprochen wurden. Zu der Veranstaltung seien jedoch nur rund 50 Personen gekommen, angemeldet waren 300. Nach dem Pride-Umzug gab es unter anderem noch Konzerte und Redebeiträge in dem Ostberliner Stadtteil.
Die rechtsextreme Veranstaltung sei am frühen Nachmittag durch den Veranstalter beendet worden, danach kam es zu den Platzverweisen, wie eine Polizeisprecherin gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) mitteilte. Die Neonazis hätten nicht wie von ihnen gewünscht hinter der Pride-Veranstaltung laufen dürfen.
Für die Gegenkundgebung hatte die rechtsextreme Gruppe "Deutsche Jugend Voran" mobilisiert. Deren Rädelsführer Julian M. sprach auf der Veranstaltung. Er war kürzlich zu mehr als drei Jahren Haft verurteilt worden. Auch die rechtsextreme Partei Die Heimat war vertreten.
In Eberswalde wurde der zweite Christopher Street Day (CSD) gefeiert. Nach Angaben von Veranstaltungssprecher Maximilian Armonies nahmen 2.000 Menschen daran teil. Erwartet waren zwischen 1.000 und 2.000 Teilnehmende. Der dortige AfD-Kreisverband richtete gleichzeitig ein Sommerfest am Marktplatz aus. Zu vorab befürchteten Störversuchen oder Angriffen kam es demnach nicht, wie Armonies mitteilte. Auch Polizeisprecher Stefan Möhwald zog am Samstagnachmittag bereits ein erstes positives Fazit.
In Jena nahmen nach Veranstalterangaben 5.000 Menschen am dortigen CSD teil. Das bedeute so viele Teilnehmende wie beim bislang größten Jenaer CSD im Jahr 2022, teilte eine Sprecherin dem epd auf Anfrage mit: "Es war eine wunderschöne, bunte Demo durch die Stadt." Zu Vorfällen sei es nicht gekommen.
In Dresden fand unterdessen die fünfte Queer Pride Dresden statt. Mehr als 1.700 Menschen zogen laut den Veranstaltern unter dem Motto "Queer and antifascist - unsere Brücken halten" durch die Innenstadt. Im Anschluss gab es demnach noch eine Party mit Performances, Livemusik und DJs. "Zum fünften Mal bereits freuen wir uns über eine kämpferische und selbstbewusste Pride in Dresden. Wir sind überwältigt von der positiven Resonanz", erklärte eine Pressesprecherin. Man habe mit anderen ostdeutschen CSDs durch die Kampagne "Wir sind das bunte Hinterland" ein "starkes Signal gesendet, dass wir uns von rechten Einschüchterungsversuchen nicht beeindrucken lassen."