Angesichts von Mitgliederverlusten und schwindenden finanziellen Ressourcen steht die evangelische Landeskirche Hannovers vor einem einschneidenden Sparkurs. Mittelfristig müsse ein Drittel aller Finanzmittel eingespart werden, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Landessynodalausschusses, Martin Steinke, am Mittwoch in Hannover zum Auftakt der in Hannover tagenden Landessynode. "Die Handlungsspielräume werden sukzessive enger."
In dieser Situation helfe es nicht, die Augen zu verschließen oder "heilige Kühe" zu definieren, betonte Steinke vor dem Kirchenparlament: "Alles, was wir tun oder uns leisten, muss infrage gestellt werden können." Die hannoversche Landeskirche ist mit rund 2,1 Millionen Mitgliedern in 1.219 Gemeinden die größte evangelische Landeskirche in Deutschland. Ihr Gebiet reicht vom Landkreis Göttingen bis zur Nordsee und umfasst drei Viertel Niedersachsens.
Der Haushalt für das zurückliegende Jahr 2024 weise zwar unter dem Strich ein positives Ergebnis von 62,9 Millionen Euro aus, sagte Steinke. Ein Warnzeichen sei allerdings die Entwicklung bei den Kirchensteuer-Einnahmen. Sie seien um rund 17,5 Millionen Euro hinter dem Planansatz zurückgeblieben.
Nach Angaben einer Sprecherin nahm die Landeskirche im vergangenen Jahr 628,3 Millionen Euro an Kirchensteuern ein. Insgesamt erzielte sie Erträge von 759,3 Millionen Euro, denen Aufwendungen von 696,4 Millionen Euro gegenüberstanden. Die Ausgaben fielen niedriger aus als geplant, weil einige Personalstellen nicht besetzt wurden und Tarifsteigerungen mit Verzögerung umgesetzt wurden. Rund 16,3 Millionen Euro konnte die Landeskirche in ihre Rücklagen überführen.
Steinke mahnte einen realistischen Blick an, der auch unbequeme Wahrheiten nicht ausspare: "Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind umfassend und weitaus gravierender als alles, was wir in der Vergangenheit an Einsparprogrammen umsetzen mussten." Dabei dürfe es nicht darum gehen, alle Bereiche kirchlichen Handelns gleich zu behandeln: "Es ist wichtig, dass wir jetzt konkret inhaltliche Schwerpunkte benennen, selbst wenn man sich vielleicht an ihnen reibt."
Der Synodale appellierte an das Kirchenparlament: "Haltet die Zukunft nicht auf, blockiert nicht die Veränderungen, die ohnehin kommen. Ermöglicht Neues, erprobt es, fördert es!" Der Landessynodalausschuss vertritt das Kirchenparlament zwischen seinen Tagungen. Die Synode tagt bis zum Sonnabend im diakonischen Henriettenstift.