TV-Tipp: "Guglhupfgeschwader"

TV-Tipp
© Getty Images/iStockphoto/vicnt
Montag, 7. August, ARD, 20.15 UHR
TV-Tipp: "Guglhupfgeschwader"
Der unterambitionierte niederbayerische Provinzpolizist Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) muss diesmal ganz stark sein. Seine Freundin Susi (Lisa Maria Potthoff) schleppt den beratungsresistenten Beziehungsmuffel zum Paartherapeuten. 

Seit zehn Jahren sorgen die Eberhofer-Krimis für eindrucksvolle Zahlen, aber wirklich zu erklären ist das Phänomen nicht. 2013 ist die Reihe mit der ursprünglich als Fernsehproduktion konzipierten Krimikomödie "Dampfnudelblues" gestartet. Seit sie bundesweit (und nicht nur im Süden) in den Kinos laufen, gehören die Verfilmungen der Bestseller von Rita Falk regelmäßig zu den erfolgreichsten deutschen Produktionen; der ARD bescheren sie im "Sommerkino" zwölf Monate später zuverlässig gute Quoten.

Dabei sind die Geschichten gar nicht mal sonderlich originell, der Humor ist krachledern, die Freundschaft zwischen dem unterambitionierten niederbayerischem Provinzpolizisten Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) und Privatdetektiv Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) erinnert an ein altes Ehepaar, was den Dorfsheriff im Grunde zum Bigamisten macht, denn sein Verhältnis zur Freundin bewegt sich ebenfalls zwischen Streit und Versöhnung; diesmal schleppt Susi (Lisa Maria Potthoff) den beratungsresistenten Beziehungsmuffel gar zum Paartherapeuten.

Die Krimiebene ist diesmal weniger witzig, denn die Gegenseite schreckt nicht vor mafiösen Methoden zurück. Die Auseinandersetzungen eskalieren schließlich in einen Schusswechsel, den Reihenregisseur Ed Herzog wie den Showdown eines Italo-Westerns inszeniert. Am Ende kehrt Oma Eberhofer (Enzi Fuchs) einen ganzen Eimer voller Hülsen zusammen.

Schon der Auftakt dieses Handlungsstrangs deutet an, dass mit den Typen, auf die sich "Lotto-Otto" (Johannes Berzl) eingelassen hat, nicht zu spaßen ist: Als Eberhofer die Lottoscheine der Familie abgibt, wird das Geschäft beschossen. Otto, möglicherweise sein Sohn, weil der junge Franz vor 24 Jahren mal was mit seiner Mutter hatte, hat zudem bereits einen vermeintlich verzichtbaren kleinen Körperteil verloren. Später geht der Laden nach einem Molotow-Anschlag in Flammen auf. Ottos schwer übergewichtige Mutter kommt in dem Feuer um, was natürlich nicht mehr lustig ist. Oder um es mit Eberhofer zu sagen: "Da hat der Spaß ein Loch."

Unverzichtbarer Bestandteil der Filme ist neben dem ausgeprägten Dialekt und den herzhaften Flüchen von Vater Eberhofer (Eisi Gulp) mindestens eine Runde im dörflichen Kreisverkehr, der somit sinnbildlich für die Reihe steht, denn Eberhofers Sozialgefüge dreht sich ebenfalls im Kreis: Die Mitglieder seiner Familie sind einander in herzlicher Abneigung zugetan.

Für weitere Heiterkeiten sorgen die Saufkumpane, wobei Sanitärspezialist Flötzinger (Daniel Christensen) regelmäßig zur Zielscheibe böser Scherze wird. In "Guglhupfgeschwader" spielt ihm das Schicksal einen besonders bösen Streich: In Ermangelung eines Geburtstagsgeschenks überlässt Eberhofer ihm einen ausgefüllten Lottoschein. Die Zahlen werden prompt gezogen, weshalb sich "Flötzi" angesichts eines Jackpots von 17 Millionen Euro schon an der Spitze eines Sanitärimperiums sieht; der Bürgermeister (Thomas Kügel) würde sogar den Kreisverkehr nach ihm benennen. Den Reichtum vor Augen ändert Flötzinger umgehend sein Erscheinungsbild, was Walter Schwarzmeier (Kostüm) garantiert großen Spaß gemacht hat: Der Geschmack des Installateurs ist zwar fragwürdig, aber ausgefallen. 

So gesehen hat diese achte Episode aus Niederkaltenkirchen (Buch: Herzog und Stefan Betz) ganz schön viele Löcher: Der Humor wirkt düsterer als sonst und ist auch keineswegs immer harmlos. Aus Sicht eines Publikums, das in erster Linie eine Familienkomödie erwartet und sich vor allem über die witzigen Dialogduelle zwischen Franz, Rudi und Susi sowie die komische Verzweiflung von Flötzi amüsieren will, ist das womöglich eine Entwicklung in die falsche Richtung. Wer’s dagegen ein bisschen makabrer mag und sich über Anleihen bei anderen Genres freut, wird an "Guglhupfgeschwader" auch dank kleiner Inszenierungsideen – hier mal ein Fotoroman, dort ein Schnittstakkato – noch ein bisschen mehr Freude haben als an den letzten Filmen.

Die Inszenierung wirkt außerdem zugespitzter. Ein kleiner Kniff hat zur Folge, dass die verbalen Giftpfeile mitten ins Herz treffen: Die Ensemblemitglieder schauen bei den oftmals boshaften Dialogen haarscharf am Objektiv vorbei, also quasi dem Publikum in die Augen. Die Inszenierung hat sich ohnehin seit den ersten Filmen deutlich weiter entwickelt. Die Kamera (Sebastian Edschmid) setzt einige wahrnehmbare Akzente, ebenso wie die diesmal um zwei Bayern-Raps ergänzten Kompositionen von Martin Probst, die mit ihrer modernen Volksmusik längst ein weiteres Markenzeichen der Reihe ist.