Auslandsbischöfin beklagt Verfolgung von Journalisten

Petra Bosse-Huber
© epd-bild/Thomas Lohnes
"Noch nie waren so viele Medienschaffende weltweit inhaftiert wie heute", sagt die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland, Petra Bosse-Huber. (Archivfoto)
Weltweiter Tag der Pressefreiheit
Auslandsbischöfin beklagt Verfolgung von Journalisten
Die EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber hat zur Verteidigung der weltweiten Pressefreiheit aufgerufen. "Freie Medien sind das Fundament von Freiheit und Demokratie", erklärte Bosse-Huber am Mittwoch zum Internationalen Tag der Pressefreiheit. Die Journalistenorganisation "Reporter ohne Grenzen" sieht die Pressefreiheit in zahlreichen Ländern der Welt bedroht.

In diesem Jahr falle die Bilanz besonders bitter aus: "Noch nie waren so viele Medienschaffende weltweit inhaftiert wie heute", erklärte Bischöfin Bosse-Huber. Nicht zuletzt in China, Myanmar, Iran, Vietnam, Russland und Belarus sitzen der Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zufolge viele Journalist:innen im Gefängnis, weil sie kritisch und unabhängig berichtet haben. Bosse-Huber: "Und auch in zahlreichen anderen Staaten riskieren Medienschaffende täglich ihre Freiheit und Sicherheit für unsere Nachrichten."

Auch Kirchen hätten die Aufgabe, die Pressefreiheit zu verteidigen und für verfolgte Journalist:innen sowie für Medien, Whistleblower und Blogger einzustehen, fügte Bosse-Huber hinzu. In der Bibel stehe: "Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind." (Sprüche 31,8). "Und so nutzen wir unsere Freiheit, um an diejenigen zu erinnern, die mundtot gemacht werden sollen, weil sie Wahrheit und Wahrhaftigkeit verteidigen gegen Lügen und Fake-News, gegen Zensur und Propaganda", betonte die Theologin.

Die Journalistenorganisation "Reporter ohne Grenzen" sieht die Pressefreiheit in zahlreichen Ländern der Welt bedroht. Nur in 52 der 180 für die jährliche Rangliste der Pressefreiheit untersuchten Länder ist die Situation gut oder zufriedenstellend. Bei den übrigen Staaten schätzt "Reporter ohne Grenzen" die Lage als problematisch ein.

Pressefreiheit unter Druck

Geschäftsführer Christian Mihr sprach am Mittwoch im "Morgenmagazin" des ZDF von einer "dramatischen Entwicklung". "Reporter ohne Grenzen" veröffentlichte seine Rangliste zum internationalen Tag der Pressefreiheit zum (heutigen) 3. Mai. Auf der belegt Norwegen zum siebten Mal in Folge den ersten Platz. Erstmals seit Langem folgt auf dem zweiten Platz mit Irland ein Land außerhalb Skandinaviens. Dort habe der Pluralismus auf dem Medienmarkt zuletzt zugenommen, hieß es. Ein neues Verleumdungsgesetz schütze Medienschaffende vor missbräuchlichen Klagen. Damit verdrängt Irland Dänemark vom zweiten auf den dritten Platz.

Deutschland wurde auf der Liste auf Rang 21 zurückgestuft, nach Rang 16 im vergangenen Jahr. Grund ist die weiter wachsende Gewalt gegen Medienschaffende. Mit 103 physischen Angriffen sei ein neuer Höchststand erreicht, hieß es. Die Mehrheit der Attacken habe einen verschwörungsideologischen, antisemitischen oder extrem rechten Hintergrund. Im Jahr 2021 hatte es demnach 80 Angriffe gegeben, 2020 waren es 65.

Die Unterdrückung unabhängiger Berichterstattung in Russland infolge des Ukraine-Krieges und Festnahmen von Medienschaffenden in der Türkei sorgten dafür, dass mehrere Länder auf der Rangliste abrutschten. Schlusslichter in Sachen Pressefreiheit sind Vietnam (Rang 178), China (Rang 179) und Nordkorea (Rang 180). In China säßen mit mindestens 100 derzeit so viele Journalist:innen wegen ihrer Arbeit im Gefängnis wie in keinem anderen Land. Mehr als zehn von ihnen könnten laut der Journalistenorganisation im Gefängnis sterben, wenn sie nicht umgehend freigelassen werden.

Die Arbeitsbedingungen für Medienschaffende sind laut "Reporter ohne Grenzen" ähnlich wie im Vorjahr in rund 70 Prozent der Länder weltweit problematisch. Mit Tadschikistan, Indien und der Türkei seien drei Länder in die schlechteste Kategorie "sehr ernst" abgerutscht.

Angriffe bei Demonstrationen

Das größte Problem sei nach wie vor die Sicherheitslage für Journalistinnen und Journalisten. Sie würden auf Demonstrationen angegriffen, kämen in bewaffneten Konflikten ums Leben, würden gezielt ermordet, willkürlich festgenommen oder zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Der Vorstandssprecher von "Reporter ohne Grenzen", Michael Rediske, beklagte eine wachsende Aggressivität gegenüber Medienschaffenden: "Viele Regierungen und gesellschaftliche Gruppen versuchen, kritische Berichterstattung zu unterbinden." Erschreckend sei, dass die Zahl der Übergriffe in Deutschland auf ein Rekordhoch gestiegen sei. Demokratische Regierungen müssten Medien in ihren eigenen Ländern unterstützen, den Druck auf autoritäre Regime erhöhen und auch Exilmedien stärken. "Desinformation darf nicht die Oberhand behalten", mahnte Rediske.