TV-Tipp: "Käthe und ich: Verbotene Liebe"

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10. März, ARD, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Käthe und ich: Verbotene Liebe"
Schlicht "Die Liebe" lautete der Arbeitstitel dieses auf fast schon schmerzliche Weise schönen Films aus der sehenswerten ARD-Reihe über einen Psychologen und seinen Therapiehund.

Zur "Verbotenen Liebe" werden die Gefühle, weil Paul Winter (Christoph Schechinger) sie für eine Patientin empfindet. Schon die erste Begegnung weckt seinen Beschützerinstinkt: Beim Spaziergang sieht er, wie ein Hund eine junge Frau anfällt. Fatalerweise handelt es sich um ihr eigenes Tier, und nicht nur das: Ina Meyrose ist blind, der Vierbeiner ist ihr Führhund; bei einer Untersuchung stellt sich raus, dass ein Hirntumor die Ursache für das unerklärliche Verhalten war. Der Krebs hat bereits gestreut, das Tier muss eingeschläfert werden. 

Bis zu diesem Punkt ist die achte "Käthe und ich"-Episode erst mal traurig, vor allem aus Sicht all’ jener Menschen, die Hunde lieben; vom Mitgefühl mit Ina Meyrose ganz zu schweigen. Paula Kalenberg versieht die Lehrerin jedoch mit der für sie typischen erfrischend natürlichen Herzlichkeit, zumal Ina ausdrücklich kein Mitleid will. Da sie unter einer degenerativen Augenkrankheit leidet, hat sie ihr Sehvermögen erst vor einigen Jahren gänzlich verloren. Aus Scham hat sie das Leiden stets kaschiert und sich deshalb nie an einen Blindenstock gewöhnt, sie ist daher auf einen Hund angewiesen. Allerdings hat die Attacke ihres Tiers das Urvertrauen in die Vierbeiner zerstört, was Paul mit Hilfe von Käthe ändern will.

Natürlich nutzt Produzentin Brigitte Müller, die sämtliche Drehbücher für die Reihe geschrieben hat, das Thema des Films, um Informationen zu vermitteln und Klischees zu hinterfragen. Ina möchte ausdrücklich an einer Regelschule unterrichten, damit die Schülerinnen und Schüler lernen, ohne Berührungsängste mit blinden Menschen umzugehen. Trotzdem sind ihre Bewerbungen überall abgelehnt worden, und auch am Gymnasium in Waren an der Müritz gibt es Vorbehalte; nicht bei der Rektorin (Thelma Buabeng), sondern bei den Eltern, die überzeugt sind, dass eine blinde Lehrerin nicht in der Lage ist, das vorgegebene Stoffpensum durchzuziehen. Sie bestehen daher auf einem Gespräch. Die durch die Attacke ihres Hundes traumatisierte Ina fürchtet jedoch, dass die Befragung in ein Kreuzverhör ausarten werde, und dafür fehlt ihr momentan die psychische Stabilität. 

Weil Paula Kalenberg die Lehrerin als Frau zum Verlieben verkörpert, braucht Christoph Schechinger seine übliche Spielweise nicht zu ändern, um Pauls Hingerissenheit anzudeuten. In dieser Hinsicht erweist sich der Hauptdarsteller als ebenso perfekte Besetzung wie der ohnehin ausgezeichnet geführte Australian Shepherd: Ihre Gesichter eignen sich vortrefflich als Projektionsfläche. Deshalb kann Regisseur Oliver Liliensiek, der die Reihe ab der fünften Episode von Philipp Osthus übernommen hat, auch darauf verzichten, das Tier zu vermenschlichen, wie es bei den meisten Filmen mit Hunden üblich ist. Passende Zwischenschnitte suggerieren zwar, dass sich auch Käthe um Ina sorgt, aber Liliensiek verzichtet völlig auf nachträglich eingefügte akustische Manipulationen: Der Hund jault nie. 

So schön es auch ist, der sich zwar subtil, aber doch unübersehbar anbahnenden Romanze zwischen Ina und Paul beizuwohnen, zumal die gemeinsamen Szenen für einige verblüffend witzige Momente sorgen: Sie bleibt eine Patientin, eine Beziehung kommt nicht in frage, wie ihm Tierarzt Eric (Ulrich Brandhoff), Praxispartner von Pauls Sandkastenfreundin Jule (Mona Pirzad), einschärft. Anfangs führt der Psychologe Erics Hartnäckigkeit auf dessen unerwiderte Gefühle für ihn zurück, aber dann beginnt er zu ahnen, dass mehr dahinter steckt. Um rauszufinden, was Eric verbirgt, sucht er unter einem Vorwand "in geheimer Mission" die Tierarztpraxis von Erics Vater auf, wo seine "Tarnung" peinlicherweise umgehend auffliegt. Schließlich stellt sich raus, dass dem Freund vor geraumer Zeit ein Schicksalsschlag widerfahren ist, der ihn komplett aus der Bahn geworfen hat,  was dem Film wiederum eine unerwartet tragische Note beschert. Ulrich Brandhoff interpretiert seine Rolle mimisch ähnlich wohltuend sparsam wie Schechinger, weshalb das Duo einen reizvollen Kontrast zu den beiden Frauen bildet: Auch Jule ist jederzeit anzusehen, was sie bewegt. Nach dem Auszug ihres Mannes ist sie nun unfreiwilliger Single.

Trotzdem weiß sie erst mal nicht, was sie von den unverblümten Avancen des neuen Praktikanten halten soll; Justus Johanssen ist eine interessante Ergänzung des etablierten Ensembles. Die Episoden neun und zehn sind bereits fertig.