Pfälzer Kirche unterstützt Menschen in Westpapua

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Indigene Papua empfangen die Pfälzer Kirchendelegation in Westpapua. Bereits 2021 hatte die pfälzische Landessynode in einer Resolution die Bundesregierung und Politik in Deutschland aufgefordert, die indonesische Regierung zur besseren Einhaltung der Menschenrechte der indigenen Papuas zu drängen.
Delegation reist nach Indonesien
Pfälzer Kirche unterstützt Menschen in Westpapua
Sie nehmen weite Wege in Kauf, um zur Schule zu gehen oder einen Job zu erlernen. Die Pfälzer Kirche unterstützt junge Indigene im indonesischen Westpapua. Nun besuchte eine Delegation um Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst die abgeschiedene Region.

Elisabeth hätte im Regenwald Westpapuas als Krankenschwester eigentlich gut zu tun. "Doch ich kann leider nicht arbeiten", klagt die 21-jährige indigene Papua. In dem Fischerdorf Poiwai, das nur nach einer gefährlichen Fahrt über das Meer mit dem Speedboot zu erreichen ist, sitzt sie in feucht-warmer Hitze vor dem Pfarrhaus und erzählt: wie sie aus dem entlegenen Flecken, wo es keine Telefonverbindung gibt und Strom mit dem Dieselaggregat erzeugt wird, für eine Berufsausbildung in die weit entfernte nächste Stadt zog. Wie sie ihre Chance ergriff. Und wie die Träume von einem guten Leben erst einmal zerplatzten.

Elisabeth absolvierte mithilfe eines Stipendiums der Evangelischen Kirche der Pfalz und des evangelischen Missionswerks Mission 21 aus Basel das Krankenschwesterexamen und kehrte in ihr von Armut betroffenes 500-Seelen-Dorf in der Region Waropen Atas am östlichsten Ende Indonesiens zurück. Dort arbeitete sie in einer Krankenstation, die momentan keine Medikamente mehr hat - bis die indonesische Regierung die Mittel für Honorarkräfte strich. Seither ist die strebsame junge Frau arbeitslos, baut im eigenen Garten Gemüse an, um zu überleben.

So wie ihr geht es vielen jungen Menschen in der unterentwickelten Provinz Westpapua, die der indonesische Zentralstaat 1963 - vor 60 Jahren - annektierte. Sie haben oft keinen Job, keine Zukunftsperspektiven, können sich kaum selbst oder gar eine Familie ernähren. Die indigene Bevölkerung wird von indonesischen Polizei- und Militärkräften systematisch unterdrückt. Ihr an Rohstoffen reiches Land wird etwa für den Abbau von Gold oder den Bau von Palmöl-Plantagen geraubt und unter Beteiligung internationaler Konzerne ausgebeutet. Gewalt gegen Indigene und Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung.

Pfälzer Kirche besucht Partnerkirche

"Es ist unglaublich, was die jungen Leute auf sich nehmen, um aus ihrem Leben etwas zu machen", sagt die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst. Gebannt lauscht eine sechsköpfige Delegation der pfälzischen Landeskirche der Lebensgeschichte der Krankenschwester Elisabeth. Zwei Wochen lang besuchte die Pfälzer Gruppe gemeinsam mit einer Vertreterin von Mission 21 die Evangelische Kirche im Lande Papua (GKI-TP), mit der die Landeskirche seit 30 Jahren eine Partnerschaft pflegt.

Auf dem Programm standen Besuche von Kirchengemeinden und der Kirchenleitung sowie Projekte, die von der Pfälzer Landeskirche und Mission 21 gemeinsam gefördert werden. Darunter waren zwei Schülerwohnheime für Mädchen und Jungen, Schulen sowie Projekte der Frauen- und Menschenrechtsarbeit der GKI-TP. Vor allem Frauen tragen die kirchliche Arbeit in Westpapua und machen sich für eine Gleichstellung stark.

Die GKI-TP ist mit rund 800.000 Mitgliedern die größte christliche Kirche im westlichen Teil der Pazifikinsel Neuguinea - und eine Fürsprecherin für die mehr als 2,5 Millionen indigenen Papuas, die mehrheitlich christlich sind. Insgesamt leben rund sechs Millionen Menschen, vor allem Muslime, in Westpapua, einer früheren niederländischen Kolonie. Die Zentralregierung in Jakarta betreibt deren Zuzug von anderen indonesischen Inseln seit Jahrzehnten.

Jugendliche besuchen Schulen fernab ihrer Familien

Beeindruckt zeigten sich die Pfälzer besonders von Gesprächen mit Jugendlichen, die in der Stadt Waren fernab von ihren Familien zur Schule gehen und dort in Wohnheimen wohnen. Unter Aufsicht von jeweils einer Leitungsperson lernen die meist aus armen Familien stammenden Mädchen und Jungen, für sich selbst verantwortlich zu sein: Sie putzen das Haus, kochen und waschen, lernen diszipliniert bis abends. Nur an Weihnachten oder in den Schulferien dürfen sie ihre oft weit entfernt lebenden Familien besuchen.

Zudem erneuerte Kirchenpräsidentin Wüst auf der Insel Mansinam beim jährlichen Fest der GKI-TP zur Ankunft deutscher Missionare im Jahr 1855 das Partnerschaftsabkommen beider Kirchen. "Wir sind Brüder und Schwestern", betonte Wüst. Als erste Spitzenvertreterin der Pfälzer Kirche besuchte sie Papua - über eine Entfernung von mehr als 12.000 Kilometern Luftlinie hinweg.

In den kommenden drei Jahren wollen die Pfälzer Protestanten mindestens 210.000 Euro in die Partnerschaftsarbeit mit Westpapua investieren, ergänzt Pfarrer Florian Gärtner. Der scheidende Leiter des Missionarisch-Ökumenischen Dienstes (MÖD) der Landeskirche in Landau hatte die Reise organisiert. Vor allem jungen Leuten solle mit derzeit 83 Stipendien geholfen werden, ihren Weg ins Leben zu finden, sagt der Theologe: so wie der Krankenschwester Elisabeth aus Poiwai, die ihren Lebensmut trotz aller Rückschläge nicht aufgegeben hat.