Kürzlich hat sie ihre Dissertationsschrift im Fach Geschichte an der Universität Heidelberg eingereicht. "Als Mutter zum Beruf wurde" lautet der Titel, es geht um das Modellprojekt "Tagesmütter" in den Jahren 1974 bis 1978. Laura Moser denkt wissenschaftlich - und packt gerne an, wenn es darum geht, bestehende Ungleichheiten in der Gesellschaft zu beseitigen. Seit Mai ist die 34-jährige Historikerin neue Gleichstellungsbeauftragte der Evangelischen Kirche der Pfalz in Speyer.
Vieles sei mit Blick auf die Gleichstellung aller Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion oder Herkunft in Gesellschaft und Kirche erreicht, sagt Moser, die aus Iggelbach im Landkreis Bad Dürkheim stammt. Und doch würden Menschen in Sprache, in der Gesetzgebung und im alltäglichen Miteinander diskriminiert. So laute die Begrüßungsformel bei Veranstaltungen meist noch immer "sehr geehrte Damen und Herren". Warum sage man nicht einfach "guten Tag" oder nenne, wenn möglich, nur Vor- und Nachnamen, fragt Moser, die sich mit Frauen- und Geschlechtergeschichte und der Geschichte der Arbeit im 20. Jahrhundert beschäftigt.
In der aufgeheizten gesellschaftlichen Debatte um Gendersprache sowie geschlechtliche und kulturelle Vielfalt will Moser verhärtete Fronten aufbrechen. Vor allem gehe es darum, anderen zuzuhören - und sensibler für deren Wünsche und Anliegen zu werden, sagt sie. Dazu sei Offenheit und die Bereitschaft nötig, auf andere Menschen zuzugehen, die man aufs Erste vielleicht nicht versteht. "Es ist ein Lernprozess in Taten und nicht nur in Worten."
"Hautfarbe hat für Jesus keine Rolle gespielt"
Nach dieser Formel will sie auch als Nachfolgerin der ehemaligen Gleichstellungsbeauftragten Annette Heinemeyer im Landeskirchenrat der Pfälzer Kirche in Speyer arbeiten. Vor 30 Jahren wurde dort die Gleichstellungsstelle eingerichtet. Deren Themen sind Rollenbilder von Mann und Frau, Vereinbarkeit von Familie, Ehrenamt und Beruf, geschlechtergerechte Sprache sowie Gewalt gegen Frauen und Kinder. Die Gleichstellungsbeauftragte hat zudem die geschlechtergerechte Führung in Kirche und Gesellschaft sowie Diversität im Blick.
Im Idealfall sei die Kirche ein "geschützter Raum" für Menschen, die mit Ausgrenzung und Diskriminierung konfrontiert seien, sagt Moser, die als Studentin für die Gleichstellungsbeauftragte der Heidelberger Universität arbeitete. Die Kirche dürfe niemanden ausschließen: Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft hätten für Jesus Christus keine Rolle gespielt, sagt die Protestantin. An ihrer Kirche schätzt sie besonders das soziale Engagement und das Eintreten für Menschenrechte.
Ein Herzensanliegen ist es Moser, gegen die wachsende Queerfeindlichkeit in der Gesellschaft anzugehen. Sie gehört der Arbeitsgemeinschaft "Kreuz und Queer" in der Pfälzer Kirche an. Diese macht sich stark für die Chancengleichheit von Menschen mit anderer sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität. Der Einsatz der Kirche komme in der queeren Community an, sagt sie. "Cool, dass Kirche dabei ist", laute eine Rückmeldung.
Für Offenheit und Chancengleichheit aller Menschen will die neue Gleichstellungsbeauftragte in der Kirche werben - etwa bei Besuchen in Kirchengemeinden und Frauenkreisen oder auf dem "kleinen Pfälzer Kirchentag" am 28. Juni 2026 im westpfälzischen Otterbach. Auch plant sie einen Leitfaden für gleichberechtigte Sprache. Denn Gleichstellung - davon ist Laura Moser überzeugt - sei vor allem eine Geisteshaltung.