Käßmann fordert Waffenstillstand

Kriegszerstörte Gebäude im Zentrum von Bachmut, im Osten der Ukraine
© Libkos/AP/dpa
Kriegszerstörte Gebäude im Zentrum von Bachmut, im Osten der Ukraine. In Deutschland fordert eine Petition sofortige Friedensverhandlungen. Unterzeichnet hat sie auch die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann.
Petition zum Ukraine-Krieg
Käßmann fordert Waffenstillstand
Während die Ukraine sich noch einmal verstärkten russischen Angriffen ausgesetzt sieht, warnen die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann und andere Prominente vor weiteren Waffenlieferungen und fordern Friedensverhandlungen. Doch es kommt auch Widerspruch, etwa von Regionalbischöfin Petra Bahr aus Hannover.

Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, spricht sich für einen Waffenstillstand in der Ukraine aus. Im Interview mit dem Deutschlandfunk (11.2.) kritisierte Käßmann eine aktuell herrschende "rein militärische Logik" und forderte zugleich "kreative Möglichkeiten", zu einer Waffenruhe zu kommen.

Die Theologin gehört zu den Erstunterzeichnenden eines "Manifestes für Frieden", das die Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht und die Publizistin Alice Schwarzer auf der Petitionsplattform change.org veröffentlicht hatten. Das Manifest unterschrieben bis Samstagmittag bereits knapp 144.000 Menschen.

Käßmann befürwortete in dem Radio-Interview "massive gesamteuropäische Initiativen", um einen Stopp des Krieges in der von Russland angegriffenen Ukraine zu erreichen. Zugleich kritisierte die Theologin mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin: "Müssen wir in dieser militärischen Logik uns Putin anpassen und immer weiter aufrüsten oder gibt es Formen zu sagen: Wir finden Wege, hier endlich einen Waffenstillstand auszuhandeln?"

Die ehemalige Landesbischöfin von Hannover bezweifelte zudem, ob die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnen könne. Es gebe auch Stimmen, die diese Einschätzung als unrealistisch bezeichneten. Die ehemals leitende Theologin zeigte sich überzeugt, dass weiteres Aufrüsten "in einem jahrelangen Patt enden" werde. "Das, finde ich, können wir nicht wollen", machte Käßmann deutlich.

Zahlreiche Unterstützer - aber auch deutliche Kritik

In der Petition heißt es zu diesem Punkt: "Die Ukraine kann zwar - unterstützt durch den Westen - einzelne Schlachten gewinnen. Aber sie kann gegen die größte Atommacht der Welt keinen Krieg gewinnen." Erstunterzeichnet haben das am 10.2. veröffentlichte Manifest neben den Initiatorinnen und Käßmann zahlreiche weitere Menschen, unter anderem der Journalist Franz Alt, der Schauspieler Henry Hübchen, die Schauspielerinnen Hanna Schygulla und Katharina Thalbach, der Sozialmediziner und ehemalige Kandidat für die Bundespräsidentschaft, Gerhard Trabert, der CSU-Politiker Peter Gauweiler, die Grünen-Politikerin Antje Vollmer, der Dirigent Justus Frantz und der Sänger Reinhard Mey.

Kritik kam von Petra Bahr, Regionalbischöfin für den Sprengel Hannover der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Sie schrieb auf Twitter: "Die unfassbaren Kriegsverbrechen und die brutalste Umsetzung lang angekündigter imperialer Fantasien vor aller Augen verbieten es mir als Christin, meine Sehnsucht nach Frieden rücksichtslos vor das Leid der Menschen in der Ukraine zu stellen."

Hoffnungen setzt Käßmann nach eigenem Bekunden auf die russische Zivilgesellschaft. Die Empörung über den Krieg in dem Land sei angesichts der Zahl an toten jungen Menschen "inzwischen groß". Sie plädierte dafür "zu versuchen, die russische Zivilgesellschaft dazu zu bringen, dass da eine Veränderung stattfindet in Russland".

Außerdem forderte sie die Kirchen auf, massiveren Druck auf die russisch-orthodoxe Kirche auszuüben, damit diese ihren Einfluss geltend mache "und nicht weiter ein Patriarch Kyrill Waffen segnet". Der Moskauer Patriarch Kyrill I. gilt als Vertrauter Putins. Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche hatte den russischen Angriffskrieg in der Vergangenheit gerechtfertigt.