Generalvikar Sturm tritt aus Kirche aus

Portrait von Generalvikar des Bistums Speyer Andreas Sturm
© epd-bild/Bistum Speyer
Der Generalvikar des Bistums Speyer, Andreas Sturm (47), hat nach eigenen Angaben im Lauf der Jahre Hoffnung und Zuversicht verloren, dass die römisch-katholische Kirche sich wirklich wandeln könne.
Katholisches Bistum Speyer
Generalvikar Sturm tritt aus Kirche aus
Für das Bistum Speyer ist es ein herber Rückschlag auf dem Weg hin zu einer erneuerten Kirche. Generalvikar Andreas Sturm legt seine Ämter nieder und wechselt zur Altkatholischen Kirche. Er habe die Zuversicht auf einen Wandel verloren, schreibt er.

Der Generalvikar des Bistums Speyer, Andreas Sturm, hat seine Ämter niedergelegt und tritt als Priester in die Altkatholische Kirche über. Sturm hat dem Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann mitgeteilt, dass er "aus persönlichen Gründen" aus dem Dienst des Bistums ausscheiden werde, wie das Bistum Speyer am Freitag mitteilte. Wiesemann habe den Rücktritt "mit großem Bedauern" angenommen und Sturm von allen priesterlichen Aufgaben entbunden. Sturm gilt als liberal und trat für eine weitere Öffnung der katholischen Kirche ein.

Der 47-jährige Sturm war seit 2018 Verwaltungschef des Bistums und Stellvertreter von Bischof Wiesemann. Mit der Segnung homosexueller Paare stellte er sich gegen den Vatikan in Rom, auch sprach er sich für ein Ende des Zölibats für katholische Priester und die Weihe von Frauen zu Priesterinnen aus.

Er wolle künftig als Priester in der Altkatholischen Kirche, die den Papst als oberste Autorität ablehnt und Frauen die Priesterweihe ermöglicht, tätig sein, schreibt Sturm den Angaben zufolge in einer persönlichen Erklärung. Zur Begründung führt er aus: "Ich habe im Lauf der Jahre Hoffnung und Zuversicht verloren, dass die römisch-katholische Kirche sich wirklich wandeln kann. Gleichzeitig erlebe ich, wie viel Hoffnung in laufende Prozesse wie zum Beispiel den Synodalen Weg gesetzt wird. Ich bin aber nicht mehr in der Lage, diese Hoffnung auch zu verkünden und ehrlich und aufrichtig mitzutragen, weil ich sie schlichtweg nicht mehr habe."

Vermehrt Frauen in Leitungspositionen berufen

Bischof Wiesemann äußerte großes Bedauern über den Rücktritt seines Stellvertreters, auch wenn er dessen Gründe nicht teile. Die Kirche befinde sich in einem lebendigen Erneuerungsprozess, der sie trotz aller Rückschläge verändern werde. Auf "zutiefst vertrauensvolle Weise" habe er gerade auch in der Zeit seiner Erkrankung im vergangenen Jahr mit Sturm zusammengearbeitet, sagte der Bischof. Als Leiter der Bistumsverwaltung habe dieser dem Bistum "wichtige und richtungsweisende Impulse gegeben".

Sturm habe vermehrt Laien, vor allem auch Frauen, in Leitungspositionen berufen und die Einrichtung der Diözesanversammlung als synodales Gremium auf Bistumsebene vorangetrieben. Auch zur Neuausrichtung des Bistums im Zuge eines Strategieprozess habe Sturm wesentlich beigetragen, so Wiesemann. Neuer Generalvikar soll nach Angaben des Bistums Markus Magin (57), der Regens des Bischöflichen Priester- und Pastoralseminars St. German in Speyer, werden.

Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst nahm die Ankündigung Sturms mit Bedauern und Respekt zur Kenntnis und dankte für die vertrauensvolle ökumenische Zusammenarbeit der vergangenen fünf Jahre. "Wir werden seine Stimme und sein Engagement vermissen", sagte sie in Speyer. "Sein Rücktritt tut mir persönlich leid, aber ich respektiere zutiefst seine Entscheidung, die er sich sicherlich nicht leicht gemacht hat. Ich wünsche ihm einen gesegneten Neuanfang am neuen Wirkungsort."

Auf Facebook hatte Sturm im März vergangenen Jahres das Verbot der vatikanischen Glaubenskongregation zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare kritisiert: "Ich habe Wohnungen, Autos, Fahrstühle, unzählige Rosenkränze usw. gesegnet und soll zwei Menschen nicht segnen können, die sich lieben? Das kann nicht Gottes Wille sein."