TV-Tipp: "Friesland: Bis aufs Blut"

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Samstag, 23. Oktober ZDF, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Friesland: Bis aufs Blut"
Die 13. "Friesland"-Episode mit dem Titel "Bis aufs Blut" folgt einer Devise, die Verschwörungsgläubige nicht witzig meinen: Nur, weil du unter Verfolgungswahn leidest, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.

„Du“ ist in diesem Fall ein Ingenieur: Hanno Schlüter (Alexander Beyer) hat vor einigen Jahren seinen Job verloren, fristet nun ein unterfordertes Dasein als Schleusenwärter, vertreibt sich seine Freizeit als notorischer Bagatellkläger und ist ansonsten überzeugt, dass ihn irgendjemand permanent beobachtet. Als er einen Einbrecher im Haus vermutet, ruft er die Polizei, aber Süher Özlügül (Sophie Dal) und Henk Cassens (Maxim Mehmet) können niemanden entdecken.

Am nächsten Tag findet Schlüter die Leiche seiner ermordeten Frau Femke, und selbstverständlich fragt sich das uniformierte Duo von der Kripo Leer, ob es die Tat hätten verhindern können. Hauptverdächtiger ist natürlich der womöglich nicht mehr ganz zurechnungsfähige Gatte, der offenkundig unter einer ausgewachsenen Paranoia leidet.

Der Film macht sich zwar moderat über den Ingenieur lustig, aber bei Mord hört der Spaß auch im Schmunzelkrimi auf. Autorin Mariann Kaiser war bislang überwiegend als Producerin an „Friesland“ wie auch an „Wilsberg“ (beide von Warner Bros.) beteiligt; „Bis aufs Blut“ ist ihr erstes verfilmtes Drehbuch. Die Kunst beider Reihen liegt darin, einer Geschichte über ein Kapitalverbrechen heitere Seiten abzugewinnen, ohne dabei pietätlos zu werden. Dafür steht in „Friesland“ Bestatter Habedank (Wolfgang Stockhaus), der nicht nur Leichen, sondern auch eine beeindruckende Cannabis-Plantage im Keller hat. Kriminalhauptkommissar Brockhorst (Felix Vörtler) nascht zwar hin und wieder gern eins von Habedanks Haschplätzchen, hat aber eine Kampagne ins Leben gerufen, um die Straßen von Leer mit Hilfe von Überwachungskameras sicherer zu machen; und eins dieser Geräte ist auf Habedanks Bestattungsinstitut gerichtet.

Was das mit dem Mord an Frau Schlüter zu tun hat? Erst mal nichts. Das ist jedoch das kleinere Problem dieses Films; das größere ist die vollständige Abwesenheit jeglicher Spannung. Richtig geistreich ist „Bis aufs Blut“ allerdings auch nur selten. Die Mitwirkenden geben sich zwar sichtbar Mühe, den Dialogzeilen eine gewisse Heiterkeit abzuringen, und manchmal gelingt das auch, weil vor allem Tina Pfurr als Apothekenvertretung von Insa Scherzinger (Theresa Underberg) regelmäßig das Beste aus ihren Szenen macht: Anders als ihre Chefin, die auf einer Tagung weilt und daher bloß zu Beginn und am Schluss zwei Kurzauftritte hat, ist Melanie Harms keine begeisterte Hobbykriminalistin und entsprechend skeptisch, als Brockhorst sie kurzerhand als Rechtsmedizinerin verpflichtet, damit sie Schlüter Blut abnimmt.

Dass es keinen entsprechenden richterlichen Beschluss gibt, erweist sich als gefundenes Fressen für dessen Anwältin (Sandra Borgmann). Süher und Henk klappern derweil das berufliche Umfeld des Opfers ab und stoßen zur Freude des Polizisten auf eine attraktive Assistentin (Mersiha Husagic), die sie auf eine interessante Spur bringt: Femke Schlüter war Wissenschaftlerin für maritime Biotechnologie und arbeitete an einer Methode, wie sich aus Wattwürmern Blutersatz gewinnen lässt; ein potenzielles Milliardengeschäft und im Krimi allemal ein Grund, einen Mord zu begehen.

Das Drehbuch bringt noch weitere Erzählstränge ins Spiel, die mal mehr, mal weniger mit dem roten Faden verknüpft sind. Auf diese Weise wirkt der Film zwar handlungsreich, aber unterm Strich passiert trotzdem nicht viel, zumal die Mördersuche auf diese Weise erst mal in Vergessenheit gerät.

Wirklich amüsant ist neben den Wortwechseln, die sich Brockhorst wahlweise mit der Juristin  oder dem Bestatter liefert, im Grunde nur ein „Undercover“-Auftritt, als sich Sühers Bruder Yunus (Yunus Cumartpay) und Harms zur Paartherapie melden, um rauszufinden, in welcher Beziehung der Psychologe zum Opfer stand. Der Polizist und die Apothekerin – und somit natürlich auch Mehmet und Pfurr – haben sichtlich Spaß an diesem Doppelspiel.

Am Ensemble liegt’s ohnehin nicht, dass „Bis aufs Blut“ deutlich hinter die beiden letzten Episoden zurückfällt; dabei hat Thomas Durchschlag, der vor zehn Jahren durch seinen besonderen Heimatfilm „Holger sacht nix“ (2011) auf sich aufmerksam gemacht hat, auch die im Februar ausgestrahlte ausgesprochen spaßige Folge „Haifischbecken“ inszeniert. Diesmal ist seine Regie völlig frei von jedweder Raffinesse und derart unaufgeregt, dass es mitunter an Langeweile grenzt. Ein bisschen mehr „Nordisch by Nature“ – das Lied von „Fettes Brot“ erklingt am Schluss – hätte dem Film echt gut getan.