Die "Kirche des Monats März 2021" steht im thüringischen Andisleben

©Stiftung Kiba
Die "Kirche des Monats März 2021" steht im thüringischen Andisleben
Die "Kirche des Monats" der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler (KiBa) steht im thüringischen Andisleben nördlich von Erfurt. Die instabile Statik macht an dem Gotteshaus, das zu den ältesten in Thüringen gehört, eine umfangreiche Sanierung nötig. Ein Förderverein sammelt Geld, und die Stiftung Kiba unterstützt die Arbeiten mit 15.000 Euro.

Der Schreck war groß. Der Bausachverständige ließ keinen Zweifel: Die Sanierung der Kirche Peter und Paul in Andisleben sollte doch teurer werden als anfänglich gedacht. Ina Tuchscheerer, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates in dem thüringischen Ort, der zum Landkreis Sömmerda gehört, erinnert sich: „Erst hatten wir nur die Sturmschäden am Dach bemerkt und die Firma machte uns Hoffnung, dass wir mit 80.000 Euro Reparaturkosten auskommen würden. Aber jetzt bröckelt auch das wertvolle Stuckgemälde an der Decke!“.

St. Peter und Paul wurde im 13. Jahrhundert erbaut und ist damit eine der ältesten Kirchen in Thüringen. Alle Wände sowie der Taufstein stammen noch aus dem romanischen Entstehungsbau. Der Turm wurde vermutlich 1531 über den Fundamenten des Chores errichtet. Davor muss die Kirche jahrelang turmlos gewesen sein, denn der ursprüngliche Querturm über der westlichen Giebelwand war zwischenzeitlich zurückgebaut worden. Im Zuge eines umfassenden Innenausbaus wurde 1734 ein mit Stuckverzierungen „gerahmtes“ Tonnengewölbe geschaffen, das mit Darstellungen der Trinität, der Apostel Petrus und Paulus und der vier Evangelisten ausgemalt ist. „An diesem wunderschönen Stuckgemälde hänge ich besonders“, sagt Ina Tuchscheerer. „300 Jahre lang wurde daran nichts gemacht, und doch sind die Farben noch so gut!“

Viele Aktionen vor Ort

Doch gerade das Tonnengewölbe ist möglicherweise Ursache für die Notwendigkeit einer umfangreicheren Sanierung des Gotteshauses. „Wir vermuten, dass beim Einbau die Statik nicht richtig berechnet wurde und das Kirchenschiff auseinandergedrückt wird“, sagt Tuchscheerer. So kommt es, dass inzwischen zum Schutz der Besucherinnen und Besucher ein Stahlnetz unter dem Gewölbe gespannt ist. Deshalb wird die Sanierung von St. Peter und Paul auch deutlich kostspieliger werden als gehofft. 210.000 Euro sind dafür mittlerweile veranschlagt. Die Stiftung KiBa wird, eine Projektspende inklusive, 15.000 Euro zur Verfügung stellen.

Der Turm der Kirche St. Peter und Paul wurde 1531 errichtet.

Dem anfänglichen Schreck ist in Andisleben inzwischen kontinuierliche Aktivität gewichen. „Eigentlich ist hier immer etwas los“, sagt die Kirchenratsvorsitzende. 2019 wurde ein Förderverein gegründet, seitdem werden Spenden gesammelt mit Lesungen, Aufführungen im Rahmen des „Erfurter Theatersommers“, Konzerten. „Im Juli und August haben wir uns auch am ‚Thüringer Orgelsommer‘ beteiligt, da kamen dann auch etwas bekanntere Organisten her und ein Publikum aus der gesamten Region“, berichtet Ina Tuchscheerer. Das Konzert mit Orgel und Horn hat ihr besonders gefallen.

Im Moment sind alle Aktivitäten durch Corona natürlich „etwas ausgebremst“, sagt Tuchscheerer, „aber wir bleiben immer dran“. Sie selbst motiviert sich mit dem Gedanken, dass „die Gemeinde auch früher immer wieder Kraft aufgewendet hat für ihre Kirche“. Auch zu DDR-Zeiten, an deren Ende andernorts Gotteshäuser verfielen oder abgerissen wurden, blieb man in Andisleben um St. Peter und Paul bemüht: Die in den 1980er Jahren erforderliche Dachsanierung „kann durchaus mit einer Mammutaufgabe verglichen werden“, heißt es auf der Internetseite der Gemeinde. Material zu beschaffen, war eine Herausforderung besonderer Art. Mit viel Geschick konnte man damals überschüssige Dachziegel von der Baustelle der Predigerkirche in Erfurt nach Andisleben „umleiten“. „Gemeinsam mit Feierabendbrigaden gelang das fast unmögliche Werk der Dachsanierung.“ Ina Tuchscheerer und ihre Mitstreiter hoffen nun, dass eine solche Sanierung in Andisleben auch ein halbes Jahrhundert später wieder gelingt: „Wir wollen bewahren.“