TV-Tipp: "Die Füchsin: Romeo muss sterben"

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TV-Tipp: "Die Füchsin: Romeo muss sterben"
4. März, ARD, 20.15 Uhr
Die zweite neue Episode aus der Reihe "Die Füchsin" knüpft an die Folge "Treibjagd" an. Eben noch hat Hagen den beim Schusswechsel im Wald schwer verletzten Sohn der "Füchsin" verarztet, nun liegt er erschlagen in der Wohnung seiner Freundin Saida.

Die zweite neue Episode aus der Reihe mit Lina Wendel als Düsseldorfer Privatdetektivin ist vom selben Team und zur gleichen Zeit gedreht worden wie "Treibjagd", der Krimi, den das "Erste" letzte Woche gezeigt hat. Die Fortsetzung knüpft daher nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch an den Film an. Da Regisseur Marc Rensing und Kameramann Sebastian Bäumler auch ihrem ästhetischen Konzept treu bleiben, kann man sich einen Spaß draus machen, nach weiteren grünen Farbtupfern zu suchen: Fensterläden, ein Mülleimer, die grün lackierten Fingernägel von Saida (Sara Fazilat), der Nicht von Fuchs-Partner Youssef (Karim Chéref). Bislang stand die technisch ungemein beschlagene junge Frau dem Duo stets zur Seite, wenn es darum ging, sich mehr oder weniger illegal Zugang zu Informationen zu verschaffen. Diesmal wird sie unversehens zur Auftraggeberin: Eben noch hat ihr Freund Hagen den beim Schusswechsel im Wald schwer verletzten Sohn der "Füchsin" verarztet, nun liegt er erschlagen in Saidas Wohnung.

Ein Chatverlauf verrät das Motiv: Hagen hat mit Drogen gehandelt und ist von einem Kunden erschlagen worden; das ist zumindest die Überzeugung von Kommissar Eisner (Robert Dölle). Saida glaubt das natürlich nicht. Hagen hat für eine gemeinnützige Organisation gearbeitet, die Medikamente nach Afrika liefert, und war stets zur Stelle, wenn jemand Hilfe brauchte. Womöglich gab dennoch eine Seite, von der Saida nichts ahnte, denn Fuchs und Youssef entdecken, dass er seit einigen Wochen eine zweite Freundin hatte. Jenny Ahrens (Sina Ebell) sagt, Hagen sei ein Engel gewesen, und beauftragt sie ebenfalls mit der Klärung des Mordes. Sie arbeitet in der Forschungsabteilung des Pharma-Unternehmens, das Hagens Verein mit einem Aids-Medikament beliefert, und dem Duo dämmert, dass diese Beziehung womöglich rein taktischer Natur war, wie auch der Titel andeutet: Er spielt auf die Stasi-Methode an, Agenten als Liebhaber auf alleinstehende Frauen in wichtigen Positionen anzusetzen. Als Fuchs und Youssef einem Geheimnis auf die Spur kommen, das durch Hagens Ermordung vertuscht werden sollte, geraten sie prompt selbst in Gefahr.

Erneut hat Reihenschöpfer Ralf Kinder die Geschichte so raffiniert konstruiert, dass lange offen bleibt, was der Kern der Story ist. Auch der Nebenstrang mit Florian (Florian Bartholomäi) ist schlüssig integriert. Eine besondere Rolle spielt dabei Eisner. Er hatte den Fuchs-Sohn nach der Schießerei am Silbersee laufen lassen, was ihn seine Beförderung gekostet hat, und versorgt die Mutter nun mit dezenten Hinweisen. Die Figur hat sich ohnehin vom Rollenbild der ersten Filme emanzipiert. Anfangs entsprach sie dem typischen Krimiklischee des etwas begriffsstutzigen Kommissars, der immer einen Schritt zu spät kommt, weil die privaten Ermittler einfach cleverer sind. In "Romeo muss sterben" gönnt ihm Kinder sogar eine allerdings sehr subtil umgesetzte Romanze mit Fuchs, zumal die Bildgestaltung den Mann einige Male sehr verloren erscheinen lässt; er selbst versichert, er sei allein, aber nicht einsam. Auch Dölle dürfte großen Anteil an der Entwicklung des Polizisten haben; das gilt besonders für die Art, wie er Eisners mitunter etwas speziellen Humor vermittelt.

Davon abgesehen ist die heitere Seite im zweiten Film wesentlich überschaubarer. Es gibt ein paar witzige Momente, weil sich Youssef mit kriminalistischen Sachbüchern versorgt hat und deren Ratschläge umgehend anwendet, was nicht immer im Sinne des Erfinders funktioniert. Mittlerweile fährt er auch nicht mehr aus der Haut, wenn jemand Vorurteile gegenüber seinen arabischen Wurzeln erkennen lässt, sondern reagiert ironisch; das steht ihm viel besser. Ansonsten haben die beiden Hauptfiguren diesmal jedoch nichts zu lachen, zumal Fuchs in kurzen Erinnerungsschüben weiterhin von den Dämonen ihrer Vergangenheit geplagt wird, was stellenweise ein bisschen gruselig ist, zumal sie sogar ein echtes Gespenst sieht. Nicht nur, aber auch wegen dieser kleinen Momente zeichnet sich die Bildgestaltung immer wieder durch optische Besonderheiten aus. Das Drehbuch bedient sich dagegen einiger bewährter Krimikonventionen: Kaum hat das Ermittlerduo einen konkreten Verdacht, wird die Person ermordet, vom obligaten Ablenkungsmanöver mit Hagens korruptem Kompagnon (Ronny Miersch) ganz zu schweigen. Ansonsten jedoch sorgt Kinder für diverse Überraschungen, und zum Finale führt er nicht nur die Schurken, sondern auch das Publikum an der Nase rum.