Namen für Magdeburgs Domglocken vorgestellt

Marburger Dom bekommt neue Glocken
©epd-bild/Steffen Schellhorn
Der Magdeburger Dom ist Predigtkirche der Landesbischöfin bzw. des Landesbischofs der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, evangelische Pfarrkirche und zugleich das Wahrzeichen der Stadt.
Namen für Magdeburgs Domglocken vorgestellt
Es ist ein ehrgeiziges Ziel: Der Magdeburger Dom soll sein volles historisches Geläut zurückerhalten. Dazu fehlen aktuell acht Glocken. Zumindest ihre Namen stehen jetzt fest. Bis Ende 2021 sollen auch die ersten zwei neuen Glocken gegossen sein.

Bis zum Jahresende sollen für den Magdeburger Dom zwei neue Glocken gegossen werden. Für die Wiederherstellung des historischen Geläuts seien bereits 200.000 Euro an Spenden eingegangen, sagte der Vizevorsitzende des Domglockenvereins, Martin Groß, am Mittwoch in Magdeburg. Mit sechs Glocken wäre dann die Hälfte des Geläuts wieder zusammen. Bis alle zwölf Glocken wieder klingen können, sei es aber noch ein weiter Weg.

Die fehlenden Glocken gingen nach seinen Angaben im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) verloren. Gemessen an den seither vergangenen über 370 Jahren habe sich zuletzt viel getan. So wurde 2018 der Domglockenverein gegründet. Nach der Zerstörung des Doms im Zweiten Weltkrieg hätten zunächst andere Vorhaben auf der Tagesordnung gestanden. So kosteten allein die Orgelarbeiten alles in allem gut 2,5 Millionen Euro, sagte Ralf Lindemann von der Kulturstiftung Sachsen Anhalt, der Eigentümerin des Doms.

25.000 Euro für kleine Glocken fällig

Mit etwa der gleichen Summe werde auch bei den Glocken gerechnet, inbegriffen die Ertüchtigung der Kirchtürme. Wobei nur für die ersten Schritte des Gesamtprojektes schon konkrete Angebote eingeholt worden seien, erklärte der Schriftführer des Vereins, Johannes Sattler. So soll der Guss der beiden kleinen Glocken plus Klöppel exakt 24.953,80 Euro kosten.

Während also zu Kosten und Zeit noch Antworten fehlen, besteht in einer anderen Frage schon Klarheit: Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, stellte am Mittwoch ein Namenskonzept für das Geläut vor. Danach sollen die Glocken mit ihren Bezeichnungen wie etwa "Credamus" - lateinisch für "Lasst uns glauben" - für die Anliegen der Kirche werben, erklärte Kramer als Erster Domprediger an der Bischofskirche der EKM. Weitere Glocken sollen unter anderem "Amemus" ("Lasst uns lieben") oder "Cantemus" ("Lasst uns singen") heißen.

Älteste gotische Kathedrale Deutschlands

Bischof Kramer griff am Mittwoch auch selbst zur Gitarre. "Glauben und loben, lieben und vergeben, lasst uns hinschauen in Magdeburg - Singen, segnen, klagen, zweifeln, widerstehen, lasst uns hoffen, beten hier im Dom", trug er eine eigene Umdichtung auf die Melodie des "Magdeburger Liedes" vor. Vielleicht hilft das Lied dabei, die Spendenbereitschaft weiter anzukurbeln. Für Aufmerksamkeit soll auch "Domenica" sorgen, die als eine der bereits vier existierenden Glocken nach ihrer Reparatur im Dom zu sehen ist. Das sei bei Glocken nicht selten, erklärte Groß. So hätten 2013 bei der Vervollständigung des Geläuts der Pariser Kathedrale Notre Dame die neuen Exemplare zunächst in der Kirche besichtigt werden können.

Aus seiner Sicht muss der Magdeburger Dom St. Mauritius und Katharina den Vergleich mit dem französischen Gotteshaus nicht scheuen. "Sie ist die erste und damit älteste und bedeutendste gotische Kathedrale Deutschlands", erklärte er. Nicht zuletzt als Grablege des ersten Kaisers des Römischen Reiches Deutscher Nation, Otto I., genannt der Große, verdiene der Dom ein außergewöhnliches Geläut. Das dürfte auf "Credamus", die größte in Magdeburg geplante Glocke, allemal zutreffen. Sie wäre nach der Petersglocke des Kölner Doms, dem "Dicken Pitter", mit 14 Tonnen Gewicht die zweitgrößte Glocke Deutschlands.