Pionierin der modernen Krankenpflege

Florence Nightingale war eine Pionierin der Krankenpflege
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Florence Nightingale war Vorsteherin des Lazaretts in Skutari in der Türkei während des Krimkrieges 1853-1856. Durch ihre Ideen für eine bessere Pflege und mehr Infektionsschutz gab es in den Krankenhäusern bessere Bedingungen.
Pionierin der modernen Krankenpflege
Vor 200 Jahren wurde Florence Nightingale geboren
Für die Verwundeten des Krimkrieges war sie der "Engel von Scutari": Die Britin Florence Nightingale hat die Pflege von Kranken professionalisiert. Ausgebildet wurde sie in Düsseldorf. Ihr Ansatz ist noch heute aktuell.

Die Krankenpflege war ihr nicht in die Wiege gelegt: Florence Nightingale kam vor 200 Jahren, am 12. Mai 1820, als Tochter einer wohlhabenden englischen Familie zur Welt. Ihre Eltern reisten gerade durch Europa und sie wurde nach ihrem Geburtsort Florenz benannt. Mädchen aus gehobenen Kreisen sollten in der viktorianischen Zeit heiraten und Kinder bekommen. Aber Florence entdeckte früh ihr Interesse für die Krankenpflege und setzte diesen Berufswunsch durch: Sie half nicht nur kranken Menschen, sondern sie ebnete den Weg "für eine ganzheitliche Krankenpflege, die den Menschen mit Leib, Seele und Geist in den Blick nimmt", wie Diakoniepräsident Ulrich Lilie es sagt. Ihr Geburtstag wird als heute als "Internationaler Tag der Pflege" begangen.

Die junge Florence lernte alte und neue Sprachen, Philosophie, Geschichte und Mathematik, für die sie eine besondere Begabung zeigte. Als Kind begleitete sie ihre Mutter und eine Gouvernante bei Krankenbesuchen in den umliegenden Dörfern. Mit 17 Jahren setzte sie sich während einer Grippe-Epidemie wochenlang für die Erkrankten ein. In dieser Zeit wuchs ihr Wunsch, ihr Leben der Krankenpflege zu widmen: "Gott sprach zu mir und rief mich in seinen Dienst", schrieb sie in ihr Tagebuch.

Beeindruckt von der Empathie aus christlicher Nächstenliebe

Bei den Eltern stieß ihr Engagement zunächst auf Skepsis. Die Krankenpflege war nicht angesehen, sie galt als Arbeit für niedere Stände. Aber Florence blieb hartnäckig. 1850 verbrachte sie zwei Wochen in der deutschen Kaiserswerther Diakonie. Im Folgejahr machten sich ihre Eltern wegen einer Depression Sorgen um ihre Psyche - und erlaubten ihr eine dreimonatige Hospitation in Kaiserswerth. Dort war sie, wie es in einer Mitteilung der Diakonie heißt, "beeindruckt von der Empathie und liebevollen Zuwendung aus christlicher Nächstenliebe". Sie lernte Hygiene, die Versorgung von Wunden, die Pflege der Erkankten und assistierte bei Operationen. Das zur Diakonie gehörende Krankenhaus im Düsseldorfer Stadtteil Kaiserswerth ist heute nach ihr benannt.

Im Jahr 1853 brach der Krimkrieg zwischen Großbritannien und Russland aus, und Florence Nightingale erhielt den Auftrag, sich um die britischen Verwundeten zu kümmern. Mit mehr als 30 Pflegerinnen reiste sie in das türkische Scutari - und fand ein völlig verdrecktes Lazarett vor: Es gab kein sauberes Wasser, Betten und Böden waren verschmutzt. Ungeziefer überall. Die meisten Verwundeten starben an Infektionskrankheiten und nicht an ihren Verletzungen.

Spitzname: "The Lady with the Lamp"

Mit ihren Mitschwestern räumte Nightingale auf: Sie sorgten für Sauberkeit und Hygiene, putzten Böden, wechselten Bettwäsche. Eine Krankenküche und eine Wäscherei wurden aufgebaut. Oft schaute sie nachts mit einer Lampe noch mal an den Betten nach den Verwundeten. Daher bekam sie den Spitznamen. "The Lady with the Lamp". Später wurde sie auch "Engel von Scutari" genannt.

In dem Lager erkrankte sie schließlich selber. Nach Ende des Krimkrieges kehrte sie 1856 nach England zurück und veröffentlichte zahlreiche Schriften über ihre Erfahrungen. Bei einer Geldsammlung, die als Dank für ihren Krim-Einsatz gedacht war, kamen rund 50.000 Pfund zusammen. Damit gründete sie am Sankt-Thomas-Hospital in London die erste Schwesternschule, in der Krankenschwestern unter ärztlicher Anleitung und nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgebildet wurden. Heute erinnert in London ein Museum an sie.

Florence Nightingale sei auch für den Pflegebereich eine "Vorreiterin", sagt Manfred Stegger vom Biva Pflegeschutzverband: "Sie erkannte die Mängel der Pflege und Versorgung und kämpfte um Verbesserungen - nicht nur in einem Heim oder einer Klinik, sondern für möglichst viele Einrichtungen flächendeckend."

Als erste Frau in "Order of Merit" aufgenommen

Aus Sicht von Johanna Knüppel vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe zeigt Nightingales Lebenswerk: "Es lohnt sich, mutig für eigene Überzeugungen einzutreten und sich durch Widerstände nicht ausbremsen zu lassen." Ihr Leben sei auch Ansporn, für Frauenrechte einzustehen.

Wegen einer fiebrigen Erkrankung, deren Symptome dem Chronischen Erschöpfungssyndrom geähnelt haben könnten, war Nightingale seit 1857 oft ans Bett gefesselt. Sie schrieb aber Briefe, führte Gespräche mit Politikern und verfasste Bücher darüber, wie Krankenhäuser zu führen sind ("Notes on Hospitals"). Außerdem trat sie für neue, moderne, pflegerische Grundsätze ein ("Notes on Nursing").

Durch ihre Ideen, eine bessere Pflege und mehr Infektionsschutz gab es in den Krankenhäusern bessere Bedingungen für Pflegerinnen und Kranke. Darüber hinaus trug ihr Engagement dazu bei, dass die Pflege als gesellschaftlich geachteter und anerkannter Berufsweg für Frauen galt. 1907 wurde sie von König Edward VII als erste Frau in den "Order of Merit" aufgenommen. Florence Nightingale starb am 13. August 1910 in London. Sie wurde 90 Jahre alt.