Bei der Bekämpfung von HIV und Aids drohen laut dem UN-Hilfsprogramm Unaids wegen einer "historischen Finanzierungskrise" Rückschläge. Es habe seit Beginn des Jahres "erhebliche Einschnitte" gegeben, sagte Unaids-Exekutivdirektorin Winnie Byanyima am Donnerstag im südafrikanischen Johannesburg zur Veröffentlichung des "Global Aids Update 2025".
Angesichts ausbleibender Gelder rief Byanyima zu mehr Solidarität auf: Reiche Länder müssten ihre Unterstützung aufrechterhalten, "um eine globale Gesundheitsbedrohung zu beenden".Die USA haben seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump ihre Auslandshilfe weitgehend zusammengestrichen. Die Vereinigten Staaten waren für die Finanzierung von Aids-Programmen in Ländern des globalen Südens bisher ein unerlässlicher Geber. Auch andere Industrienationen haben bei ihrer Entwicklungszusammenarbeit gekürzt.
Signifikante und plötzliche Kürzungen hätten zu weitreichenden Einschnitten im Gesundheitswesen und Einsparungen beim Gesundheitspersonal geführt, teilte Unaids zur Veröffentlichung des "Global Aids Update 2025" mit. Dadurch seien Programme zur Prävention von HIV sowie Behandlungsdienste in Gefahr. Konkret verwies das Hilfsprogramm unter anderem auf Mosambik, wo 30.000 Mitarbeitende im Gesundheitswesen von Kürzungen betroffen seien.
Tod von zusätzlich vier Millionen Menschen
Unaids warnte insbesondere vor einem kompletten Zusammenbruch der von den USA finanzierten HIV-Präventions- und Behandlungsprogramme. In diesem Fall könnten sich Schätzungen zufolge bis 2029 zusätzliche sechs Millionen Menschen mit dem HI-Virus infizieren. Zudem drohe der Tod von zusätzlich vier Millionen Menschen im Zusammenhang mit einer Aids-Erkrankung, hieß es.
In dem Bericht wird auch auf die Fortschritte im Kampf gegen HIV/Aids der vergangenen Jahrzehnte verwiesen. Die Zahl der Menschen, die sich pro Jahr neu infizierten oder im Zusammenhang mit Aids sterben, sei auf dem niedrigsten Stand seit mehr als 30 Jahren, heißt es in dem Report. Demnach steckten sich 2024 weltweit schätzungsweise 1,3 Millionen Menschen neu mit HIV an - und damit 40 Prozent weniger als 2010.
Auch die aidsbedingten Todesfälle sind in dem Zeitraum um mehr als die Hälfte zurückgegangen, auf schätzungsweise 630.000 im Jahr 2024. 61 Prozent der Todesfälle waren in afrikanischen Ländern südlich der Sahara zu verzeichnen.
Aids ("Acquired Immunodeficiency Syndrome", übersetzt "Erworbenes Immunschwächesyndrom") ist eine Krankheit, die durch das HI-Virus ("Human Immunodeficiency Virus") ausgelöst wird. Der Erreger wird durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, verunreinigte Injektionsnadeln oder verseuchte Blutkonserven übertragen. Es gibt keine Schutzimpfung, aber mit antiretroviralen Medikamenten kann die Vermehrung der Viren gehemmt werden. So gibt es die Chance auf eine normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität. Von den weltweit 40,8 Millionen Menschen mit einer HIV-Infektion erhielten laut Unaids vergangenes Jahr schätzungsweise 77 Prozent eine solche Therapie.
Die Weltgemeinschaft hat sich mit den UN-Nachhaltigkeitszielen vorgenommen, Aids-Epidemien bis 2030 weltweit zu beenden. Das Hilfsprogramm Unaids gehört zu den Vereinten Nationen und hat seinen Sitz in Genf.