Evangelischer Fachverband ist für vorsichtige Kita-Öffnung

Wiederöffnung Kita
© Sina Schuldt/dpa
Seit Mitte März sind deutsche Kitas aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Die Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder spricht sich für eine behutsame Wiederöffnung aus.
Evangelischer Fachverband ist für vorsichtige Kita-Öffnung
Die Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder plädiert für eine behutsame Öffnung der Kitas in Deutschland. Es solle kleine, altersgemischte Gruppen geben. Auch Alleinerziehenden sollten bevorzugt Betreuungsplätze angeboten werden.

Die Notbetreuung sollte ausgeweitet werden, sagte der Vorsitzende des diakonischen Fachverbandes, Carsten Schlepper dem Evangelischen Pressedienst. "Das heißt: Mehr Gruppen mit je fünf Kindern, die von je zwei Fachkräften betreut werden."

Eine Rückkehr zum Normalbetrieb wie vor der Corona-Krise sei nicht sinnvoll, betonte der Kita-Experte, der auch den Bremer Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder leitet. "Wir werden in den nächsten Wochen weiter in Notgruppen arbeiten", lautet seine Einschätzung. Wichtig sei es, bei einer Lockerung in der Wirtschaft mehr Berufstätigen die Möglichkeit einer Kinderbetreuung zu eröffnen - "nicht nur systemrelevanten Berufsgruppen und besonders auch Alleinerziehenden".

Jüngere können von Älteren lernen

Den Vorschlag, zunächst ältere Kinder wieder aufzunehmen, bezeichnete Schlepper als nicht fachgerecht. Kita-Kinder bis sechs Jahre benötigten immer eine stärkere direkte Zuwendung, strikte Abstandsregelungen untereinander und zum Personal seien nicht realistisch. "Wichtiger ist es, dass wir die Arbeit in kleinen überschaubaren und durchaus auch altersgemischten Gruppen organisieren, wo die Kinder voneinander lernen können." So seien Ältere Vorbilder, was beispielsweise die Hände-Hygiene angehe.

Nach Schließung der Kitas seien die Einrichtungen zunächst in eine Art Schockstarre gefallen, blickte Schlepper zurück. "Aber schon nach den ersten Tagen entstand ein Kreativschub sondergleichen, um die Kontakte unter den Beschäftigten, zu den Kindern und eine Unterstützung für die Familien zu Hause etwa über das Internet aufzubauen."

Kontakt zu Familien halten

Die Kita-Teams seien auch angetrieben von der Sorge um viele Kinder, die in einem schwierigen familiären Umfeld durch die Schließung besonders getroffen gewesen seien. In dieser Ausnahmesituation das Kindeswohl im Blick zu behalten, sei fast unmöglich, räumte Schlepper ein. Hilfreich seien telefonische Kontakte mit den Familien: "Zumindest ansatzweise Kontakt zu halten und zu erfahren, wie es den Familien geht, ist ein wichtiger Motor für die Aktivitäten aus den Kitas heraus."

Die Bundesvereinigung ist eine Fachgliederung der Diakonie. Sie vereint 19 Mitgliedsverbände mit bundesweit 9.800 Einrichtungen. Dort arbeiten eigenen Angaben zufolge mehr als 115.000 Beschäftigten für 550.000 Kinder bis zu zwölf Jahre.