Buchtipps für den Sommer

Frau liest am Strand vor türkisem Buch  ein Buch
Dan Dumitriu / Unsplash
Ein gutes Buch darf neben Sonnenbrille, Sonnenschutz und kühlem Getränk nicht fehlen, wenn es ins Freibad oder an den See geht.
Blick in die Literatur
Buchtipps für den Sommer
Neben Sonnenbrille, Sonnenschutz und kühlem Getränk gehört ein guter Roman auf jeden Fall in die Strandtasche, auch, wenn es (nur) an den Badesee oder ins Freibad geht. Es wird heiß und musikalisch in den vier Sommerromanen, die Ihnen das Ev. Literaturportal für die kommenden Wochen an Ihr Leser:innenherz legt. Viel Vergnügen damit!

Wenn die Tage länger werden

Die Geschichte eines Sommers und einer Geige.

Die Sommerferien stehen vor der Tür und Lisas sechsjähriger Sohn Paul fährt mit seinem Vater in den Urlaub. Zum ersten Mal hat die alleinerziehende Mutter und Musiklehrerin wieder Zeit für sich und ist damit erst einmal komplett überfordert: Wer ist sie eigentlich, wenn sie keine Mutter ist, wenn sie nicht funktionieren muss?

In ihrer freien Zeit stößt Lisa dann zufällig auf ihre alte Geige und mit dieser kommt nicht nur ihre Vergangenheit als begabte junge Geigerin, die von ihrer Mutter zu immer besseren Leistungen angestachelt wurde, sondern auch die Geschichte des Instruments ans Licht, denn Lisa entschließt sich, die Geige bei einem Geigenbauer restaurieren zu lassen.

Beststellerautorin Anne Stern ("Fräulein Gold") ist ein sprachlich schöner Roman mit einer liebenswerten Hauptfigur mit hohem Identifikationspotenzial gelungen, dessen Bogen sich von unbeschwerten Sommermomenten unter Kirschbäumen bis tief in die deutsche Vergangenheit spannt. Ein wunderbarer, berührender, tiefgehender Sommerroman, sehr empfohlen! Marie Varela

Stern, Anne: Wenn die Tage länger werden. Roman. Anne Stern. Berlin: Aufbau 2025. 383 S. ; 22 cm, ISBN 978-3-351-04236-3, geb.: 23,00 €

 

Drei Wochen im August

Elena fährt mit ihren Kindern, einer Freundin ihrer Tochter und der Babysitterin Eve in ein abgelegenes Ferienhaus an der Atlantikküste.

In der vermeintlichen Sommeridylle schwelt permanent- ähnlich wie die bedrohlichen Brände in der Nähe - eine Gefährdung aller ProtagonistInnen mit. Ihre Verlorenheit verstärkt sich: Elena ist in ihrer Ehe, Mutterrolle und Arbeit für eine Künstlerin stark verunsichert; Eves Leben wirkt durch den Exmann und prekäre Lebensumstände bedroht; die 13-jährige Linn ist sehr speziell im Äußeren wie in ihrer Unnahbarkeit; ihre Freundin Noémie ist so kapriziös wie ihr Name; und selbst der kleine Rinus ist besonders mit einer Autismus-Diagnose.

Männer tauchen auf und nehmen unverzüglich großen Raum ein. In allen Konstellationen geht es auch um Macht. Eine psychologische Studie von Charakteren, die in sich selbst gefangen sind und nicht zueinander finden - bis zum Ende gibt es keine Auflösung / Entwicklung.

Die Autorin lässt Elena und Eve abwechselnd ihre Perspektiven erzählen. Der (gefühls-)starre Erzählton bleibt für beide derselbe. Auch das Ende bietet keine Erlösung. Präzise eingefangene Vereinzelung von Menschen in der aktuellen gesellschaftlichen Lage. Durchaus schmerzhaft zu lesen. Für gehobene LeserInnen-Ansprüche. Katharina Katz 

Bußmann, Nina: Drei Wochen im August. Roman. Nina Bußmann. Berlin: Suhrkamp 2025. 317 S. ; 21 cm, ISBN 978-3-518-43221-1, geb.: 25,00 €


Für Polina

Jung verliebt sich der wundersam begabte Hannes in Polina und komponiert eine Melodie, die ihre Sehnsucht einfängt. 

Der hochbegabte Hannes findet in der Musik Ausdruck für das, was er mit Worten nicht sagen kann. Darum komponiert er als 14-Jähriger für seine große Liebe Polina eine Melodie, die ihr ganzes Sehnen einfängt. Das Studium trennt sie, Polina geht ins Ausland, Hannes gibt das Klavierspiel auf und wird Möbelpacker, ohne je die Hoffnung zu verlieren, sie eines Tages wiederzufinden.

Ein Unfall, bei dem er einen Finger verliert, bringt die Wende: Hannes beginnt erneut Klavier zu spielen, umgibt sich mit wohlmeinenden Menschen und rührt mit einem heimlich aufgenommenen Video Sehnsüchtige weltweit. Plötzlich steht er im Licht der Öffentlichkeit, spielt in den großen Konzertsälen dieser Welt. Wird seine Melodie Polinas Herz erneut erreichen?

Kein Zweifel: Dieses Buch ist ein Juwel. Es liest sich nicht in einem Stück weg, zu schön sind die Sätze, zu wuchtig ihre Kraft. Die Gefühle, die hier übertragen werden, begleiten einem noch lange, genauso wie die Musik, die in dem wunderbaren Roman anklingt. Für romantische Leser*innen mit einem Geschmack für das Besondere ein unbedingtes Muss! Martina Mattes 

Würger, Takis: Für Polina. Roman. Takis Würger. Zürich: Diogenes 2025. 293 S. ; 19 cm, ISBN 978-3-257-07335-5, geb.: 26,00 €

 

Bis die Sonne scheint

Wie das Leben weitergeht, wenn die eigenen Eltern pleite sind.

Das Buch läuft auf zwei zeitlichen Gleisen, die am Ende zusammenlaufen: Einerseits blickt der zur Babyboomer-Generation gehörende Jugendliche Ich-Erzähler Daniel, der im Jahr 1983 im Landkreis Osterholz-Scharmbeck vor den Toren Bremens lebt, auf seine teils gewöhnliche, teils atypische westdeutsche Familie und ihre Probleme. Andererseits wird in Rückblenden von Daniels Vorfahren und deren jeweils ganz persönliche Prägung durch die deutsche Geschichte berichtet.

Daniel geht es eigentlich gut, bis sich zeigt, dass seine Eltern sich mit Hausbau und Firmengründungen übernommen haben. Nicht nur die Finanzierung von Klassenfahrt und Konfirmationsanzug steht auf der Kippe. Schünemann, der bisher besonders als Krimiautor aufgefallen ist (zuletzt eine Reihe gemeinsam mit Jelena Volic), legt ein autobiographisches Werk vor, das durch seine sprachliche Authentizität, den Kunstgriff der Perspektivwechsel und die sich in Einzelschicksalen spiegelnde historische Dimension überzeugen kann.

Wegen seiner inhaltlichen Vielfalt nicht nur für eine breite erwachsende Zielgruppe interessant, sondern auch gut denkbar ab ca. 15 Jahren. Tobias Behnen

Schünemann, Christian: Bis die Sonne scheint. Roman. Christian Schünemann. Zürich: Diogenes 2025. 251 S. ;  19 cm, ISBN 978-3-257-07331-7, geb.: 25,00 €

evangelisch.de dankt dem Evangelischen Literaturportal für die inhaltliche Kooperation.