Sächsische Landeskirche ringt um Einheit und Versöhnung

Carsten Rentzing
© epd-bild / Norbert Neetz
Carsten Rentzing.
Sächsische Landeskirche ringt um Einheit und Versöhnung
Respektbekundungen für Rücktritt von Landesbischof Carsten Rentzing
Sachsens evangelischer Landesbischof Carsten Rentzing hat seinen Rücktritt erklärt. Weggefährten bedauern seine Entscheidung. Der Landeskirche stehen bewegte Wochen bevor. Zunächst gilt es, zum konstruktiven Dialog zurückzufinden.

Nach dem Beschluss der Kirchenleitung zum Ausscheiden von Carsten Rentzing aus dem Bischofsamt werden Forderungen nach Versöhnung innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens lauter. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sagte in Dresden: "Ich bin als Christ damit aufgewachsen, dass Nächstenliebe, Vergebung ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, meines Glaubens und damit auch meiner Kirche ist. Das wünsche ich mir in diesem Fall auch." Auch Rentzings Kritiker machten am Dienstag einen Schritt auf den 52-jährigen Theologen zu, der zum 31. Oktober aus dem Bischofsamt ausscheidet.

Die Initiatoren der Leipziger Petition "Nächstenliebe verlangt Klarheit", die von dem Bischof eine "öffentliche und deutliche Distanzierung von allen nationalen, antidemokratischen und menschenfeindlichen Ideologien" gefordert hatten, zollten der Rücktrittsentscheidung ihren Respekt. Zugleich mahnten sie Dialogbereitschaft von allen theologischer Strömungen innerhalb der Landeskirche an.

Keller schlägt gemeinsames Friedensgebet vor

Die Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens hatte am Montag das Rücktrittsgesuch des Landesbischofs vom 11. Oktober angenommen. Der konservative Theologe stand anhaltend in der Kritik. Zuletzt war bekanntgeworden, das er als Student Texte für die rechtskonservative Zeitschrift "Fragmente" verfasst hatte.

Der Leipziger Pfarrer und Mitinitiator der Petition gegen Rentzing, Sebastian Keller, sagte am Dienstag dem Evangelischen Pressdienst (epd): "Es ist wichtig, dass wir uns die Hände reichen und gemeinsam nach vorn schauen." Ein Ausdruck dafür könnte ein gemeinsames Friedensgebet für die Einheit der Landeskirche sein - über theologische Differenzen hinweg. "Ich wünsche mir, dass wir jetzt in einer sachlichen und wertschätzenden Weise die nötigen Gespräche führen können", sagte Keller.

Rentzing: Nicht unter Druck gesetzt worden

Zudem zeigte er Anerkennung dafür, dass sich Rentzing von einer möglichen Instrumentalisierung distanziert hatte. "Versuche der politischen Instrumentalisierung meiner Person von links und vor allem rechts weise ich entschieden von mir", erklärte Rentzing. Der Beschluss, sein Amt zur Verfügung zu stellen, sei "aus eigener freier Entscheidung" geschehen. Er sei weder durch das Landeskirchenamt, noch durch die Kirchenleitung unter Druck gesetzt worden.

Der katholische Bischof im Bistum Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, lobte das gemeinsame Wirken. Mit Rentzing verbinde er "Jahre enger, vertrauensvoller und ungetrübter Zusammenarbeit in der Ökumene", erklärte Timmerevers am Dienstag in Dresden. Er habe seinen "evangelischen Amtsbruder als glaubhaften und geistlichen Menschen schätzen gelernt". Vor der getroffenen Entscheidung habe er "hohen Respekt".

Rentzing scheidet nach dem Beschluss der Kirchenleitung vom Montag zum 31. Oktober aus dem Bischofsamt. Bis dahin werde er keine Aufgaben mehr übernehmen. Ob er innerhalb der Landeskirche eine andere Tätigkeit übernimmt, ist noch offen. Darüber werde nach seinem derzeitigen Urlaub gemeinsam mit ihm im Landeskirchenamt beraten, hieß es. Die Vakanzvertretung bis zur Neuwahl einer Bischöfin oder eines Bischofs am 1. März 2020 übernimmt der sächsische Oberlandeskirchenrat Thilo Daniel.