100 Jahre Bauhaus und viel Kritik

Der Sänger der deutschen Punkband "Feine Sahne Fischfilet"
© Daniel Karmann/dpa
Der Streit entzündet sich ad er absage eines Konzerts der linken Punkband Der Sänger der deutschen Punkband "Feine Sahne Fischfilet "auf der Bauhausbühne der ZDF-Konzertreihe zdf@bauhaus.
100 Jahre Bauhaus und viel Kritik
Die Stiftung Bauhaus Dessau will eigentlich das 100. Baushausjubiläum im kommenden Jahr bewerben - muss sich aber weiter der Kritik an der Absage eines "Feine Sahne Fischfilet"-Konzertes stellen.

Die Kontroverse um die Absage eines Konzertes der linken Punkband "Feine Sahne Fischfilet" durch die Stiftung Bauhaus Dessau überschattet die Vorbereitungen für das 100. Gründungsjubiläum des Bauhauses 2019. In einer Debatte im Magdeburger Landtag verteidigte Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) am Mittwoch die Absage und bezeichnete den Vorwurf, hier habe eine Zensur stattgefunden, als abwegig. Die Stiftung habe das ZDF aus Sorge vor Konfrontationen und aus Verantwortung für das Unesco-Weltkulturerbe gebeten, von diesem Konzert Abstand zu nehmen. Auch Stiftungsdirektorin Claudia Perren verteidigte die Konzertabsage, räumte aber zugleich Fehler in der Kommunikation ein.

Die Absage des für 6. November geplanten Konzertes durch die Bauhaus-Stiftung hatte eine bundesweite Debatte und heftige Kritik ausgelöst. Die Stiftung vermietet seit 2011 ihre Bauhausbühne zweimal jährlich für die Aufzeichnungen der ZDF-Konzertreihe zdf@bauhaus.
Hintergrund der Entscheidung war, dass gegen das Konzert der Band "Feine Sahne Fischfilet"  rechtsextreme Gruppierungen im Internet mobilisiert hatten.

Die Kunstfreiheit sei nicht beeinträchtigt

Die Absage sei natürlich diskutiert worden, sagte Robra, der auch Stiftungsratsvorsitzender ist. Dann habe Stiftungsdirektorin Perren entschieden, vom Hausrecht Gebrauch zu machen und den Auftritt im Bauhaus abzusagen. Robra fügte hinzu, die Kunstfreiheit von "Feine Sahne Fischfilet" sei nicht beeinträchtigt, die Band werde an einem alternativen Standort spielen. Der Minister kündigte an, dass der Stiftungsrat die Debatte zum Anlass für eine Standortbestimmung des Bauhauses nutzen werde.

Robra sagte auch, eine gemeinsame Programmplanung sei bei der Bauhausbühne und dem ZDF zwar nicht vorgesehen, aber eine Abstimmung wäre gerade nach den Ereignissen in Chemnitz und Köthen hilfreich gewesen, zumal der Auftritt einer solchen Band wie "Feine Sahne Fischfilet" durchaus als politisches Statement zu verstehen gewesen wäre. Die Motive der Entscheidung, das Konzert abzusagen, seien missverstanden worden. Das Bauhaus müsse keine Tagespolitik betreiben.

Stiftungsdirektorin Perren steht zu den Gründen der Absage

Stiftungsdirektorin Perren sagte in Berlin bei der Programmvorstellung zum 100. Bauhausjubiläum, sie stehe zu den Gründen der Absage. Gleichwohl seien in der Kommunikation Fehler gemacht worden, die ihr "sehr leid tun". Es sei ihr um die Vermeidung einer Eskalation und einer möglichen Beschädigung des Bauhauses als Unesco-Welterbestätte gegangen, nachdem Rechtsradikale in sozialen Medien gegen die Veranstaltung mobil gemacht haben.

Sie nehme die Kritik sehr ernst und in der Stiftung gebe es eine "heiße Debatte", wie man sich gesellschaftpolitisch besser einbringen könne, sagte Perren. Die bislang von der Stiftung gemeinsam mit örtlichen Partnern in Dessau-Roßlau verfolgte Strategie, Rechtsextreme bei Demonstrationen und Gedenkmärschen von den symbolträchtigen Orten der Stadt fernzuhalten, sei ihnen jetzt "schwer auf die Füße gefallen". "Wir müssen deshalb eine andere Strategie dafür finden", so die Stiftungsdirektorin.

Das 100. Gründungsjubiläum des Bauhauses wird im kommenden Jahr mit 670 Veranstaltungen an 354 Orten bundesweit gefeiert. Geboten werden Ausstellungen, Festivals, Theater, Performances und zahlreiche Veranstaltungen zu Architektur und Gestaltung, Kunst- und Kulturgeschichte sowie Bildung und Forschung, kündigte der Bauhaus-Verbund 2019 am Mittwoch in Berlin an. An dem eigens für das Jubiläum gegründeten Verbund sind elf Bundesländer beteiligt, darunter Berlin, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit den Wirkungsstätten der Architektur- und Designschule in Berlin, Dessau und Weimar. Das Bauhaus wurde 1919 gegründet und 1933 von den Nazis geschlossen.

Drei frühere Bauhaus-Standorte zeigen Jubiläumsausstellungen

An den drei früheren Bauhaus-Standorten wird es jeweils eine große Jubiläumsausstellung geben. Den Auftakt macht die Thüringer Klassikerstadt am 6. April mit der Eröffnung des neuen Bauhaus-Museums und der Ausstellung "Das Bauhaus kommt aus Weimar". Vom 6. September an zeigt das Bauhaus-Archiv in Berlin unter dem Motto "original bauhaus" Objekte aus der eigenen Sammlung. Zwei Tage später, am 8. September, wird in Dessau das neue Bauhaus-Museum eröffnet. Zu sehen sind unter dem Titel "Versuchsstätte Bauhaus. Die Sammlung" Exponate aus der rund 40.000 Objekte umfassenden Sammlung.

Eröffnet wird das Jubiläumsjahr mit einem Festival vom 16. bis 24. Januar in der Berliner Akademie der Künste. Der Berliner Architekt Walter Gropius (1883-1969) hatte das Bauhaus 1919 als interdisziplinär arbeitende Hochschule für Gestaltung in Weimar gegründet. Sie galt als innovative Ideenschmiede und als Experimentierfeld für Kreative. 1925 zog die Kunstschule nach Dessau, 1932 nach Berlin, wo sie 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde. Das Bauhaus gilt als einflussreichste Stilepoche in den Bereichen Architektur, Kunst und Design im 20. Jahrhundert.