Jüdisches Restaurant in Chemnitz attackiert

Jüdisches Restaurant in Chemnitz attackiert
Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen in Chemnitz vor zwei Wochen ist einem Zeitungsbericht zufolge auch ein jüdisches Restaurant von Neonazis angegriffen worden. Wie die "Welt am Sonntag" berichtet, könnte es sich um einer der schlimmsten antisemitischen Attacken der vergangenen Jahre handeln. Demnach soll am Abend des 27. August das koschere Restaurant "Schalom" gegen 21.40 Uhr von etwa einem Dutzend Neonazis angegriffen worden sein.

Die vermummten, in schwarz gekleideten Täter riefen dem Zeitungsbericht zufolge "Hau ab aus Deutschland, Du Judensau" und bewarfen das Lokal mit Steinen, Flaschen und einem abgesägten Stahlrohr. Der Eigentümer Uwe Dziuballa sei während des Angriffs von einem Stein an der rechten Schulter verletzt worden, eine Fensterscheibe sei zu Bruch gegangen und die Fassade beschädigt worden.

Das sächsische Landeskriminalamt habe gegenüber der Zeitung eine entsprechende Anzeige des Wirts bestätigt, heißt es in dem Bericht. Der sächsische Staatsschutz und das polizeiliche Terrorismus- und Extremismus- Abwehrzentrum seien mit dem Fall befasst. Die Ermittlungen dauerten allerdings noch an.

Schlimmste Erinnerungen an die dreißiger Jahre

Der Beauftragte gegen Antisemitismus der Bundesregierung, Felix Klein, zeigte sich angesichts des Angriffs auf das jüdische Restaurant in Chemnitz besorgt. "Sollten die Berichte zutreffen, haben wir es mit dem Überfall auf das jüdische Restaurant in Chemnitz mit einer neuen Qualität antisemitischer Straftaten zu tun. Hier werden die schlimmsten Erinnerungen an die dreißiger Jahre wachgerufen", sagte Klein der Zeitung. Er forderte die sächsische Polizei und Staatsanwaltschaft auf, nun unverzüglich und umfassend zu ermitteln und mit aller Härte gegen die mutmaßlichen Täter vorzugehen.

Der Staat müsse mit aller Deutlichkeit zeigen, "dass antisemitische Straftaten unverzüglich geahndet werden". Um die staatlichen und zivilgesellschaftlichen Maßnahmen und alle Kräfte im Kampf gegen den Antisemitismus zu bündeln, "halte ich es für wichtiger denn je, im Freistaat Sachsen das Amt eines Beauftragten für jüdisches Leben und Antisemitismusbekämpfung einzurichten", betonte Klein.

Seit März 2000 Ziel antisemitischer Übergriffe

Der Besitzer des "Schalom" stammt der Zeitung zufolge aus einer alteingesessenen jüdischen Familie in Chemnitz. Sein Lokal wurde demnach seit der Eröffnung im März 2000 mehrfach zum Ziel antisemitischer Übergriffe. Mal seien Scheiben eingeschlagen, mal Hakenkreuze an die Fassaden geschmiert worden. Auch Schweinsköpfe musste der 53-Jährige Chemnitzer immer wieder vor seinem Lokal wegräumen, schreibt die Zeitung. Droh- und Schmähanrufe hätten zum Alltag gehört. Seit einigen Jahren sei es ruhiger geworden, umso mehr habe ihn der Angriff nun entsetzt.



In Chemnitz war in der Nacht zum 26. August der 35-jährige Deutsch-Kubaner Daniel H. erstochen worden. Drei Asylbewerber aus Syrien und dem Irak sind dringend tatverdächtig. Bereits kurz nach der Tat war es in Chemnitz zu rechten Spontanveranstaltungen und vereinzelten Attacken auf ausländisch aussehende Menschen gekommen. Auch am 27. August war es bei einer rechtsgerichteten Demonstration zu Ausschreitungen gekommen.