Deutscher Lutheraner-Bischof Ulrich spürt Rückenwind für Ökumene aus Rom

Gerhard Ulrich, Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).
Foto: epd-bild/Norbert Neetz
"Franziskus und ich haben beide betont, dass der Schwung des ökumenischen Reformationsgedenkens unbedingt genutzt werden muss, um weiter voranzuschreiten", hob der Landesbischof Gerhard Ulrich hervor.
Deutscher Lutheraner-Bischof Ulrich spürt Rückenwind für Ökumene aus Rom
Nordkirchen-Bischof Gerhard Ulrich sieht sich nach Gesprächen im Vatikan von der katholischen Kirche im Bemühen um Ökumene bestärkt.

"Für den ökumenischen Weg von Lutheranern und Katholiken weltweit haben wir in den Gesprächen viel Rückenwind erfahren", erklärte der Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (LWB) am Mittwoch laut Mitteilung. Der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria, habe am Vortag den Eindruck der LWB-Delegation bestätigt, wonach der Papst den ökumenischen Dialog mit den Lutheranern systematisch fortentwickeln wolle.

Ladaria habe der Delegation auch die Hintergründe des Schreibens erläutert, mit dem der Vatikan in die aktuelle Debatte um die Öffnung der Kommunion für Protestanten eingegriffen hatte. "Er hat auch versucht, uns die Befürchtung des Papstes zu erklären, dass eine solche nationale Lösung negative Auswirkungen auf die katholische Weltkirche haben könnte. Daher betone das Schreiben die Orts- und die Weltebene", so Ulrich. "Natürlich haben wir auf ein positives Ergebnis dieser innerkatholischen Beratung gehofft. Das habe ich gegenüber Erzbischof Ladaria auch deutlich ausgedrückt", erklärte der Landesbischof.

In Zukunft grundlegende Themen Amt, Eucharistie und Kirche behandeln

Am Montagabend hatte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, Ladarias Schreiben erhalten, wie die Bischofskonferenz mitteilte. Nach dem im Internet kursierenden Brief des Präfekten ist die geplante Handreichung der katholischen deutschen Bischöfe zur Öffnung der Kommunion für protestantische Ehepartner nach Ansicht des Papstes noch nicht reif zur Veröffentlichung. Auf ihrer Frühjahrsvollversammlung hatten die katholischen Bischöfe mit Drei-Viertel-Mehrheit beschlossen, eine pastorale Handreichung für die Teilnahme protestantischer Ehepartner an der Kommunion in Einzelfällen auf den Weg zu bringen.

Ulrich erklärte nach seinen Gesprächen in Rom: "Wir waren uns einig, dass wir nach 2017 nun die grundlegenden Themen Amt, Eucharistie und Kirche behandeln müssen." Dies seien zentrale Themen für die weitere Annäherung. "Sie werden gründlich und eingehend vom Lutherischen Weltbund und Vatikan bearbeitet werden, damit daraus Resultate folgen können, die in der gesamten Welt Wirkung entfalten."

Zugleich widersprach Ulrich der Interpretation, dass Papst Franziskus bei der Audienz der deutschen Delegation am Montag die lutherisch-katholischen Ökumene bremsen wollte. "Franziskus und ich haben beide betont, dass der Schwung des ökumenischen Reformationsgedenkens unbedingt genutzt werden muss, um weiter voranzuschreiten", hob der Landesbischof hervor. Der Papst hatte nach Vatikanangaben vor Ungeduld bei der ökumenischen Annäherung gewarnt.

Die Italienreise der LBW-Delegation endet an diesem Donnerstag. Das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) vertritt die elf deutschen Mitgliedskirchen im Lutherischen Weltbund, die circa 11,5 Millionen Gemeindeglieder umfassen. Vorsitzender des DNK/LWB ist Landesbischof Ulrich von der Nordkirche. Der LWB ist die größte lutherische Kirchengemeinschaft weltweit. Er umfasst über 74 Millionen Gläubige in 145 Mitgliedskirchen aus 98 Ländern.