Papst trifft weitere Missbrauchsopfer aus Chile

Papst trifft weitere Missbrauchsopfer aus Chile
Papst Franziskus ist zu Beratungen mit fünf chilenischen Priestern zusammengetroffen, die in dem lateinamerikanischen Land Opfer von Missbrauch durch Geistliche wurden. Vatikanangaben zufolge feierte er mit der im vatikanischen Gästehaus Santa Marta untergebrachten Gruppe zum Auftakt der Begegnungen am Samstagnachmittag eine Messe.

Die Betroffenen beurteilten das Treffen positiv. Sie vertrauten darauf, dass der Papst die chilenische Kirche erneuern werde, berichtete der chilenische Sender "Tele13" am Samstag (Ortszeit). Franziskus habe ihnen aktiv zugehört und um Verzeihung gebeten. Zwei Sonderermittler sollen nach Angaben des Vatikans erneut nach Chile reisen.

Überwindung des Bruchs unter chilenischen Christen

Ziel der zweitägigen Beratungen sei es, mit Hilfe der fünf Priester Wege für eine Überwindung des Bruchs unter chilenischen Christen zu finden, teilte der Vatikan mit. Nur so könne in Chile wieder ein "gesundes Verhältnis" zwischen den Gläubigen und dem Klerus aufgebaut werden. Franziskus habe das Treffen anberaumt, um die Erlebnisse eines Teils der Gläubigen und der Priester in Chile besser zu verstehen.

Alle 34 katholischen Bischöfe in Chile hatten vor Kurzem nach dreitägigen Beratungen mit dem Papst ihren Rücktritt angeboten. Eine Antwort des Vatikans steht noch aus. Franziskus hatte eine umfassende Erneuerung der Kirche in Chile angemahnt. Dies müsse über Rücktritte hinausgehen.

Kirche in der Pflicht, Missbrauch zu bekämpfen

Zuvor hatten drei chilenische Missbrauchsopfer nach mehrtägigen Gesprächen mit dem Papst konkrete Maßnahmen gegen sexuelle Übergriffe durch Geistliche eingefordert. Missbrauch stelle nicht nur in ihrem Land eine "Epidemie" dar, die Tausende Menschenleben zerstört habe, betonten Juan Carlos Cruz, James Hamilton und Jose Andrés Murillo in Rom. Die Kirche habe die Pflicht, ein Verbündeter im globalen Kampf gegen Missbrauch zu werden. Dies sei derzeit nicht der Fall.

Im Rahmen der Begegnungen hatte Franziskus sie um Vergebung gebeten, persönlich und im Namen der Kirche. Dabei habe der Papst eingestanden, dass er selbst Teil des Problems gewesen sei, sagte Cruz unter Anspielung auf den Fall Juan Barros. Franziskus hatte Barros zum Bischof von Osorno ernannt, obwohl Barros sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch seinen Mentor, den Priester Karadima, gedeckt haben soll.



In einem Brief an die chilenischen Bischöfe hatte Franziskus vor wenigen Wochen "schwerwiegende Fehler" bei der Beurteilung von Missbrauchsfällen durch einen Priester in ihrem Land eingestanden. Aufgrund eines Mangels an "ausgewogenen Informationen" habe er sich ein falsches Bild von der Situation gemacht.

Bei der Chile-Reise des Papstes im Januar hatte es Demonstrationen wegen seines Umgangs mit den Missbrauchsfällen gegeben. Franziskus hatte die Vorwürfe zunächst als "Verleumdung" zurückgewiesen, wenig später aber bedauert, dadurch mögliche Opfer verletzt zu haben. Der maltesische Erzbischof Charles Scicluna wurde am vergangenen Donnerstag beauftragt, erneut Opfer und Zeugen in Chile anzuhören.