Unterirdische Schöpfungsgeschichte

Unterirdische Schöpfungsgeschichte
Künstler Lüpertz kann Karlsruher U-Bahn in Kunstmeile verwandeln
Mit der Schöpfungsgeschichte als Kunstprojekt sorgt der Künstler Markus Lüpertz für Schlagzeilen. In Karlsruhe will er U-Bahn-Haltestellen zum Thema "Sieben Tage des Herrn" gestalten. Am Dienstag genehmigte der Gemeinderat das Projekt.
26.07.2017
epd
Christine Süß-Demuth

Sieben Tage, sieben Haltestellen: Der Maler und Bildhauer Markus Lüpertz will die Karlsruher U-Bahn in eine Kunstmeile verwandeln. Am Dienstagabend genehmigte der Karlsruher Gemeinderat das geplante Kunstprojekt mit dem Titel "Genesis - Sieben Tage des Herrn".  Ab 2020 soll der Stadtbahntunnel unter der Karlsruher Kaiserstraße mit seinen insgesamt sieben unterirdischen Haltestellen in Betrieb gehen. Dort wird dann die Schöpfungsgeschichte mit 14 großformatigen Keramiktafeln dargestellt werden - als eine Art rund um die Uhr an 365 Tagen zugängliche Kunstausstellung.

Die Kosten von einer Million Euro sollen komplett durch Spenden und Sponsoren aufgebracht werden. Verantwortlich für das Projekt ist der Kunstpromoter und frühere Geschäftsführer der Karlsruher Majolika, Anton Goll. Er spricht von einem "weltweit einzigartigen Kunstprojekt". Die Schöpfungsgeschichte sei konfessionsverbindend, weil sie in allen drei monotheistischen Weltreligionen existiere.

Erhalt der Schöpfung als Zukunftsthema

Der 1941 im tschechischen Lieberec geborene Lüpertz zählt zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der Gegenwart. Sechs Jahre lang soll die Schöpfungsgeschichte statt Werbeplakaten auf den zwei mal 4,5 Meter großen Tafeln zu sehen sein, die beidseitig an den sieben Haltestellen angebracht werden.

Damit will der Wahl-Karlsruher nach eigenen Worten seiner "Heimatstadt" etwas zurückgeben. Der zum Katholizismus konvertierte 76-Jährige bezeichnet den Erhalt der Schöpfung als Zukunftsthema. Wie die Tafeln genau aussehen sollen, ist bislang allerdings nicht bekannt.

Im Vorfeld gab es allerdings viel Kritik. Der Direktor des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM), Peter Weibel, kritisierte das Projekt wegen der fehlenden Ausschreibung. Oberbürgermeister Frank Mentrup wies die Kritik zurück. Das Projekt habe Geschenkcharakter und beinhalte "keine feindliche Übernahme des öffentlichen Raums".

Weibel wendete sich auch gegen den religiösen Charakter des geplanten Kunstwerks bei dem "religiöse Mythen in öffentlichen Räumen statt in Kirchen" präsentiert werden. Dabei scheute er auch nicht den Vergleich mit Bestrebungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, aus Museen wieder Moscheen zu machen.

Bislang allerdings sind die evangelische und katholische Kirche in Karlsruhe bei den Planungen nicht beteiligt. Vielmehr handele es sich um eine Privatinitiative von Goll und Lüpertz, sagte der evangelische Dekan Thomas Schalla dem epd. Er wehrte sich gegen die Kritik, Religion solle nicht im öffentlichen Raum stattfinden. Schließlich habe Kirche eine öffentliche Aufgabe und Rolle.

Zudem sei die Schöpfungsgeschichte "kein Mythos aus ferner Zeit". Vielmehr gehe es darin um die "Beschränkung menschlicher Macht und Gestaltungsmöglichkeit". Dies sei angesichts vieler bio-ethischer und friedenpolitischer Fragen auch heute höchst aktuell, so Schalla.