Bischof Ulrich: Abschaffung der Frauenordination verletzt Würde

Bischof Ulrich: Abschaffung der Frauenordination verletzt Würde
Bei der internationalen, interdisziplinären Konferenz zum Thema: "Reformation in der heutigen Welt" der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lettland macht der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) die Frauenordination zum Thema.

Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Gerhard Ulrich, hat die Abschaffung der Ordination von Frauen in der lutherischen Kirche in Lettland scharf kritisiert. Frauen den Zugang zum Pfarramt vorzuenthalten sei eine "Verletzung der Würde und eine nicht akzeptable Einschränkung der Freiheit eines Christenmenschen", sagte der Landesbischof der Nordkirche am Freitag in der lettischen Hauptstadt Riga.

Dort diskutierte Ulrich auf einer Konferenz zur "Reformation in der heutigen Welt" unter anderem mit dem Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands, Janis Vanags, der die Abschaffung der Frauenordination im Juni 2016 betrieben hatte. Für Samstag ist auf dem Domplatz die Ankunft des Geschichtenmobils des Europäischen Stationenwegs geplant, das in ganz Europa Reformationsgeschichten sammelt. Dazu hat sich als Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs angesagt.

Mit der Reformation vor 500 Jahren sei wieder deutlich geworden, dass jeder Mensch von Gott seine unantastbare Würde zugesprochen bekommen habe, sagte Ulrich nach Angaben der VELKD. Diese unabhängig von Geschlecht oder Herkunft zugesprochene Freiheit sei die Wurzel von Gleichberechtigung und christlicher Freiheit, die in der Kirche Raum haben müsse.

Die Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands hatte Anfang Juni 2016 in Riga mit Dreiviertel-Mehrheit die Abschaffung der Frauenordination beschlossen. Diese war dort vor vier Jahrzehnten zu Sowjet-Zeiten eingeführt, aber auf Wunsch des konservativen Bischofs Vanags schon seit 1993 nicht mehr praktiziert worden.

Ulrich rief zudem mit Blick auf lutherische Überzeugungen die Christen dazu auf, sich in die Gesellschaft zu Wort zu melden: "Nicht Weltflucht ist es, wozu der Glaube uns anfacht, sondern Weltzuwendung. Die Völker sehnen sich danach, dass wir Zäune niederreißen und die Furcht vor dem Fremden ablegen."

Die evangelische Kirche feiert bis Oktober dieses Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.