Mehr als 3.000 Landwirte demonstrieren für ihre Zukunft

Mehr als 3.000 Landwirte demonstrieren für ihre Zukunft
Landwirte aus ganz Deutschland haben in Hannover über Wege aus der Agrarkrise beraten. Der Berufstand sieht sich niedrigen Preisen, strengen Verordnungen und gesellschaftlicher Kritik ausgesetzt. Nun fordern die Bauern politische Hilfe.

Rund 3.200 Landwirte aus dem gesamten Bundesgebiet haben bei einer Demonstration in Hannover auf die angespannte wirtschaftliche Lage ihrer Betriebe aufmerksam gemacht. "Wir arbeiten Tag und Nacht und verdienen nichts mehr, weil unter anderem die Milchpreise im Keller sind", sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, am Donnerstag bei der Kundgebung vor dem Kongresszentrum. Die Demonstration bildete zugleich den Abschluss den diesjährigen Deutschen Bauerntages.

Rukwied forderte die verarbeitenden Betriebe auf, die Verträge mit den Bauern aufzukündigen und neue Abnahmepreise zu verhandeln. "Es geht um unsere Zukunft. Es steht im Moment sehr viel auf dem Spiel, und ich sage ganz offen, dass wir es nicht alleine schaffen." Den Bauern entgingen Einnahmen, unter anderem auch wegen des im Juli 2014 verhängten EU-Handelsembargos mit Russland. "Deswegen muss die Politik jetzt in die Pflicht genommen werden."

Deutscher Bauertag geht im Zeichen der Agrarkrise zu Ende

Bundeslandwirtschaftsminister Christan Schmidt (CSU) sagte den Bauern Hilfen zu. Die Agrarkrise müsse nun schnell dort "gelöscht" werden, wo es brenne: "Mit so viel Wasser wie wir kriegen können." Zugleich forderte der Minister die Landwirte zu einem weitergehenden Dialog auf. Die Bauern müssten der Politik darlegen, wie sie ihre Zukunft sähen und was sie dafür von der Politik benötigten.

Die Ursachen für ihre finanziell angespannte Situation lägen nicht zwingend bei den Bauern selbst, betonte der Minister. "Wir müssen über die Probleme in der Wertschöpfungskette reden." Der niedersächsische Landvolk-Präsident Werner Hilse kündigte an, die Bauern würden den Minister beim Wort nehmen. Schmidt habe deutlich gemacht, dass er kämpfen werde: "Für Akzeptanz, Vertrauen und mehr Freiheiten für die Bauern."    

Zuvor hatte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister zu einer gesamtgesellschaftlichen Debatte über die Landwirtschaft der kommenden Generationen aufgerufen. Es dürfe nicht nur Gespräche von Krise zu Krise geben, mahnte der evangelische Theologe vor den rund 1.000 Teilnehmern des Bauertages.

"Wir müssen uns fragen, welche Grenzen wir setzen können und wollen. Wir müssen überlegen, wie viel Fleisch wir essen, ob die Supermärkte auch am Samstagabend noch gefüllte Obst- und Gemüseregale haben müssen", sagte Meister. Genauso gehörten die Produktionsbedingungen oder die Normen, unter denen etwa Gemüse vor dem Verkauf aussortiert werde, in den Fokus. Das Thema Nachhaltigkeit gehe nicht nur die Landwirte etwas an. Es betreffe genauso die Verbraucher, den Handel und die Nahrungsmittelproduzenten. Meister hatte während des Bauerntages auch einen Gottesdienst mit den Landwirten gefeiert.