"An sich ein schönes Instrument – nur nicht im richtigen Saal." So das Fazit von Christoph Lieben-Seutter, Intendant der Elbphilharmonie und der Laeiszhalle in Hamburg. Die letztere, deren Aussprache ich kundigeren Menschen oder wahlweise der Kreativität unserer Leser:innen überlasse, war bis zur Eröffnung der Elphi eine der bedeutendsten Konzerthallen der Hansestadt. Seit 1951 fristete dort eine wirklich schöne Orgel ihr Dasein, gebaut von einem der bekanntesten Orgelbauer seiner Zeit, Rudolf von Beckerath – die nur leider, leider für die Akustik der unaussprechlichen Halle denkbar ungeeignet war.
Eine Orgel braucht halt ein bisschen Hall, um richtig Wumms zu haben. Oder so. Darum kriegt die Laeiszhalle, weil man nun mal keine neue Akustik bauen kann, nun im Rahmen einer Generalsanierung eine funkelnagelneue Orgel mit mehr eingebautem Wumms, auch "Schalldruck" genannt. Und die arme alte Beckerath-Orgel, die ihr Leben lang nie so richtig zeigen konnte, was sie drauf hat? Die landete für den symbolischen Preis von einem Euro in einem Online-Forum.
Dort wurde sie vom Münchberger Organisten Jürgen Kerz entdeckt, der für "seine" Stadtkirche auf der Suche nach ebenfalls mehr Wumms war. Und: Orgel und Kirche passen akustisch perfekt zusammen! "Wie ein Sechser im Lotto", meint Kerz dazu.
Natürlich blieb es nicht bei dem einen Euro. Für Umbaumaßnahmen, einen neuen Orgelprospekt (das, was man von außen sieht), Spieltische und einige Anpassungen sind dann doch etwa 750.000 Euro fällig – was aber deutlich weniger ist, als wenn man eine vergleichbare Orgel neu angeschafft hätte. Der Orgelbauverein ist kräftig dabei, Spenden zu sammeln, auch der Freistaat Bayern steuerte 300.000 € bei.
Noch laufen die letzten Vorbereitungen. Tausende Pfeifen müssen einzeln gestimmt und gereinigt werden, alles muss zueinander passen. Am Samstag, den 18. Oktober, soll die Orgelweihe sein. Und dann wird die alte Orgel zum ersten Mal in ihrem Orgelleben wirklich zeigen können, was in ihr steckt. Soli deo gloria – allein Gott zum Lob.