Blasen in der Kirche

Blasen in der Kirche
Foto: Getty Images/iStockphoto/IPGGutenbergUKLtd
Kirchenmusiker sind Witzbolde. Und manches kann schon sehr doppeldeutig sein ...

Zugegeben: Manche Christinnen und Christen erwecken den Anschein, als hätten sie mit Leiblichkeit überhaupt nichts am Hut. Wie sie zu ihren im Durchschnitt fünf Kindern kommen, ist eine offene Frage, die nur hinter verschlossenen Schlafzimmertüren verhandelt wird und uns letztlich auch überhaupt nichts angeht.

Auch offizielle Verlautbarungen unserer Kirchenoberen über die Jahrhunderte hinweg haben oft den Anschein erweckt, als wäre Sexualität etwas ganz, ganz Schlechtes, sündenbehaftetes, das man nur in äußerster Not zur Generierung der Nachkommenschaft ganz gelegentlich anwenden dürfe. Dass die Bibel, insbesondere das Alte Testament, stellenweise nur so strotzt von Sex, Beziehungen, Leiblichkeit: Das ist ihnen offenbar entgangen.

Aber glauben Sie bloß nicht, das sei in der gesamten Christenheit so. Wie gut, dass es die Kirchenmusik gibt. Ist ja selbst bei Menschen, die der Kirche fern stehen, oft recht beliebt: Posaunenchor, Kirchenchor, vielleicht eine Band – da kann man gemeinsam etwas Sinnvolles tun, Spaß haben, etwas Schönes machen.

Zum Thema „Spaß haben“ tragen sicher auch diverse anzügliche Doppeldeutigkeiten bei, die unter Musikern immer wieder neu für Erheiterung sorgen. Das fängt schon beim Vorspiel an, wo sonst. Irgendwann, nach einem gewaltigen Crescendo (deutsch: Anschwellen), kommt es zum Höhepunkt, nein, nicht was Sie jetzt schon wieder denken, zum Höhepunkt des Musikstückes. Natürlich muss es auch ein Nachspiel geben. Ach ja, und natürlich hat jeder Musiker und in diesem Fall auch jede Musikerin einen Ständer! Für die Noten, klar. Blasinstrumente sind auch sehr beliebt.

Notiz in einer Kirche: "Alle Bläser, die noch keinen Ständer haben, kommen bitte nach oben und holen sich einen runter!"
Mir selbst ist einmal bei einer Bandprobe der (Noten-)Ständer an der Hose hängengeblieben. Es dauerte eine Weile, bis wir unser Gelächter so weit im Griff hatten, dass wir uns wieder der Probe des Vorspiels widmen konnten.

Von daher glaube ich, dass diese Notiz, die der Twitterer @DZay_LP in einer uns unbekannten Kirche fotografierte, durchaus mit dem doppeldeutigen Humor zu lesen ist, den ich gerade beschrieben habe. Es besteht allerdings auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der Schreiber oder die Schreiberin dieser Zeilen keine Ahnung hatte und das alles ausschließlich wörtlich meinte. Ich hoffe nicht.

weitere Blogs

Ein mysteriöser Todesfall, das Mauern der Einheimischen und eine latente Homophobie begegnen einer lesbischen Pastorin bei ihrer Ankunft in einer ostdeutschen Kleinstadt. Aus der Großstadt bringt sie zudem ihre persönlichen Konflikte mit. Beste Zutaten für den Debütroman „In Hinterräumen“ von Katharina Scholz.
Nach 15.000 Kilometern und fünf Monaten ist Leonies Reise vorbei. Was bleibt? In ihrem letzten Blogbeitrag schaut sie auf ihre Erfahrungen zurück.

Vom Versuch nicht zu hassen. Biografische Streiflichter von gestern, das irgendwie auch heute ist.