Kein Anschluss unter dieser Kanzel

Kein Anschluss unter dieser Kanzel
Foto: Thinkstock/iStockphoto/marta miquel capell
Immer diese Handys in der Kirche! Das kann einem als Pfarrer ganz schön auf den Geist gehen ...

Die Meldung ist schon einige Monate alt, doch angesichts des in den kommenden Monaten zu erwartenden Urlauberstroms Richtung Italien wollen wir sie vorsorglich noch einmal aufgreifen und unsere geschätzten Leserinnen und Leser vor unerwarteten Funklöchern in der Nähe von Kirchen warnen.

Wir können Pfarrer Michele Madonna aus Neapel durchaus verstehen: Seine Kirche sollte ein Ort der Ruhe und des Gebets sein. Und dann kommen da die ganzen Touristen mit ihren Handys, laufen und bimmeln in der Kirche herum, fotografieren mit diesen fürchterlichen simulierten Auslösegeräuschen, fuchteln mit Selfie-Sticks in der Gegend herum, aber vor allem halt bimmeln ständig irgendwelche Handys. Auch während des Gottesdienstes. 

Kurzerhand installierte der Priester ein Störgerät in seiner Kirche. Endlich Ruhe! Keine verrückten Kollegen, die möglicherweise Twittergottesdienste veranstalten wollen. Keine aktuellen Tweets aus dem Gottesdienst. Keine Anrufe während der Predigt (was selbst dem Schreiber dieser Zeilen einmal passierte und zu verzweifelten Verrenkungen hinter der Brüstung der Kanzel führte, um möglichst unauffällig an das unter dem Talar bimmelnde Handy zu kommen)

kirchliche Veranstaltungsregel #97: Auf dem Handy des Pfarrers ruft nie jemand an. Außer während der Predigt.

— Veranstaltungsregel (@Veranst_Regel) 19. März 2013

Einfach nur Ruhe! Schließlich ruhte auch Gott am siebenten Tag. Das soll so ein Handy erst mal nachmachen.

Leider, leider ruht das Handyanrufverhinderungsgerät nicht an den übrigen sechs Tagen der Woche. Und offenbar ging sein Wirkungskreis auch weit über die Kirche hinaus. Zumindest beklagten sich umliegende Geschäftsleute über den Ausfall der Handynetze. Landesweit fiel an diesem Tag sogar WhatsApp aus, was aber möglicherweise doch nicht auf unseren armen Pfarrer zurückzuführen sein dürfte. 

Blöd nur, dass wir dann auch Gott nicht mehr anrufen können. Wie es schon in Psalm 145,18 geschrieben steht: Der HERR ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn ernstlich anrufen.

weitere Blogs

Ein spätes, unerwartetes Ostererlebnis der besonderen Art
Ein mysteriöser Todesfall, das Mauern der Einheimischen und eine latente Homophobie begegnen einer lesbischen Pastorin bei ihrer Ankunft in einer ostdeutschen Kleinstadt. Aus der Großstadt bringt sie zudem ihre persönlichen Konflikte mit. Beste Zutaten für den Debütroman „In Hinterräumen“ von Katharina Scholz.
Nach 15.000 Kilometern und fünf Monaten ist Leonies Reise vorbei. Was bleibt? In ihrem letzten Blogbeitrag schaut sie auf ihre Erfahrungen zurück.