Bayerns leuchtender Lucia-Brauch

Lucienhäuschen schwimmen auf der Amper im Dunkeln, darauf ein Foto von Kindern mit den Häuschen
Richard Huber/CC/Wikimedia Commons / FFB/Andreas Thierschmidt
Lucienhäuschen schwimmen auf der Amper im Dunkeln.
Advent: Alte Bräuche, neue Wärme
Bayerns leuchtender Lucia-Brauch
Der evangelisch.de-Advent 2025
Kein klassischer Laternenumzug, und auch kein fernöstliches Lampion-Fest: Das Lucien-Häuschen-Schwimmen ist eine ganz eigene Tradition, die in Teilen Bayerns heute begangen wird.

Am 13. Dezember, dem Gedenktag der Heiligen Lucia, wird in einigen Orten des Bundeslandes dieser überlieferte Licht-Brauch gepflegt, das Lucien- oder Luzienhäuschen-Schwimmen (auch "Lichterschwemmen" genannt). 

Dazu basteln Kinder und Jugendliche in der Adventszeit kleine, mit Kerzen beleuchtete Papier- oder Holzhäuschen, sogenannte Luzienhäusl. Transparentpapier, Öffnungen oder bunte Fenster geben den Blick auf das Licht im Inneren frei. 

Am Abend des 13. Dezember tragen die Heranwachsenden dann ihre Häuschen zum Ufer eines Flusses (in Fürstenfeldbruck ist es etwa die Amper) und setzen sie behutsam ins Wasser. Die beleuchteten Häuschen treiben dann stromabwärts und entfalten ein stimmungsvolles Lichterspiel auf dem Wasser. 

Historisch wurzelt der Brauch in alten Wasser- und Lichtritualen zur Wintersonnenwende. In Fürstenfeldbruck wurde der Brauch im Jahr 1785 nach einer Hochwasserbedrohung erneuert: Die Bürger versprachen, jährlich die Heilige Lucia zu verehren, wenn die Stadt verschont bliebe. In damals stark bedrohten Zeiten brachten sie kleine Hausmodelle mit brennenden Kerzen in die Kirche, um sie anschließend in die Fluten zu entlassen.

Der Ablauf verbindet religiöse Andacht mit lokalem Brauchtum: Meist findet zuvor ein Gottesdienst statt, in dem die Häuschen gesegnet werden. Anschließend ziehen die Kinder in einer Prozession zum Fluss und übergeben ihre Lichterhäuschen unter Aufsicht der Wasserwacht dem Wasser. In Fürstenfeldbruck werden jährlich etwa über 200 Häuschen in die Amper gesetzt. 

Die Heilige Lucia von Syrakus lebte vor vielen Jahrhunderten auf Sizilien. Ihr Name kommt vom lateinischen Wort lux, das "Licht" bedeutet. Lucia wollte ihren Glauben an Jesus nicht aufgeben und wurde deshalb getötet. Ihr Gedenktag am 13. Dezember steht für das Licht, das in der Dunkelheit wiederkehrt. Darum ist Lucia in vielen Ländern ein Symbol für Hoffnung und Wärme: besonders in Schweden und Süddeutschland, wo Lichterfeste wie das Luzienhäuschen-Schwimmen an sie erinnern.

Der Zauber dieses Brauchs liegt in der Verbindung von Licht, Wasser und Gemeinschaft, gerade in der dunklen Jahreszeit. Und in der Erinnerung an die Verbindung von Natur, Glaube und Tradition.