Ehre sei Gott in der Höhe!

Ehre sei Gott in der Höhe!

Schon mal in einer Kirche gewesen? Und? Was haben Sie da gemacht? Falls Sie zu einem Gottesdienst gekommen sind, vermute ich mal: Sie haben sich hingesetzt. (Sind vielleicht auch mal aufgestanden zum Gebet oder in besonderen Gottesdienstformen wie der ThomasMesse sogar von Station zu Station geschlurft, aber bleiben wir mal bei der einfacheren Form.) Leider muss ich Ihnen nun sagen: Das ist vollkommen falsch.

Ja, genau. Schauen Sie sich doch mal an, was die Engel an Weihnachten gemacht haben. Haben die sich etwa hingesetzt? Hm? Nee nee. Rumgeflogen sind die. Und haben gesungen „Ehre sei Gott in der Höhe“. Zum Mitschreiben: In der HÖ-HE!

Nur aus diesem Grund haben Kirchen natürlich teilweise Emporen eingebaut. Aber das gemeine Kirchenvolk hat bei den allsonntäglich rappelvollen Gottesdiensten dort ja gar keinen Platz. Da müssen Leute unten sitzen, sonst geht das gar nicht. Und außerdem – was machen die Leute da oben? Wieder hinsetzen. (Und vielleicht auch mal zum Gebet aufstehen, aber lassen wir das jetzt).

####LINKS####Dass in meiner Heimatgemeinde die traditionelle Aufteilung war: Frauen sitzen unten, Männer oben – das sei mal kurz am Rande erwähnt. Hatte wohl was damit zu tun, dass die Männer oben ungestörter und auch ungesehener Karten spielen konnten, aber verraten Sie es nicht weiter. Ist ja auch schon ein Vierteljahrhundert her, wer spielt heute schon noch Karten im Gottesdienst.

Sie erinnern sich? Ehre sei Gott in der HÖ-HE! Endlich, endlich hat eine Kirchengemeinde im schönen Örtchen Zerbst diese Aufforderung ernst genommen und neue Wege nach oben installiert: Einen Klettergarten in der Kirche! Welch ein Höhenflug der Gefühle! Neue Herausforderungen, neue Perspektiven auf den Kirchenraum, trotzdem gesichert durch Seile und was man da halt alles so hat. „Wir können in der Höhe (!) vielleicht spirituelle Erfahrungen machen“, mein Organisatorin Mandy Lamprecht von der Evangelischen Jugend Anhalts. Da hat sie was Wichtiges erkannt.

Leider, leider bleibt uns dieser kirchliche, engelsgleiche Höhenflug nicht bis Heiligabend erhalten. Am 17. Juli ist schon wieder Schluss. Wenn Sie also auch mal in die Höhe wollen, sollten Sie fliegen. Ich wünsche erhebende Gefühle.

Übrigens: Vor der völlig falschen Behauptung, das sei der erste Hochseilgarten in einer Kirche überhaupt, hätte die Redaktion der Zeitung mit den vier großen Buchstaben schon durch eine einfache Google-Suche bewahrt werden können. Dafür findet man dort ein paar schön gestellte Fotos.
 

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