Die Engel: geflügelte unsichtbare Wesen, Schutzgeister, Kämpfer*innen gegen das Böse (ja, Kämpfer*innen mit *, denn sie sind mindestens nonbinär oder genderfluide, wenn nicht gar genderlos).
Angeblich glauben in Deutschland mehr Menschen an Engel als an Gott. Verständlich, weil das Wort „Gott“ für viele etwas weit Entferntes bezeichnet, während die Engel nah sind und außerdem so viele, dass eine*r von ihnen bestimmt doch Zeit hat für mein kleines Leben mit seinen Beschwerlichkeiten und Zumutungen, die sich so lächerlich ausnehmen angesichts des Zustandes der Welt oder auch nur der Leben derer um mich herum.
In der Bibel sind die Engel mindestens so divers wie in den Engelkartendecks, die es in den Esoterikecken aller großen Buchhandlungen zu kaufen gibt:
Es gibt Engel, die nur von Tieren, insbesondere Eseln, gesehen werden können (Numeri 22).
Engel, die ihn Rudeln auftreten (Psalm 103).
Kämpfende Engel mit Schwertern am Ende der Welt (Offenbarung 12).
Engel, die den Tod bringen (Psalm 78) und
Engel, die laut werden für Kinder, denen Gewalt angetan wird (Matthäus 18).
Engel, die schweigend Menschen aus Kerkern befreien (Apostelgeschichte 5).
Manche Engel helfen Frauen dabei, ihren Körper zu verstehen (Lukas 1).
Manchmal sehen diese Engel aus wie Männer (Genesis 18), manchmal wie außerirdische Fantasywesen (Jesaja 6), manchmal sind sie eine Stimme im Traum (Matthäus 2).
Manchmal trifft man diese Engel in Wüsten (Matthäus 4), manchmal an der Grenze zwischen zwei Welten (Genesis 28).
Manchmal haben sie Namen (Tobias 12), manchmal nicht.
Manchmal schreibt sie jemand hinein in einen Ort, der nicht auszuhalten ist (Lukas 22), manchmal sitzen sie auf Steinen (Matthäus 28).
Immer sind die Engel Bot*innen.
Sie bringen etwas mit aus jener anderen Wirklichkeit: die Wirklichkeit der Liebe, der Güte, der Gerechtigkeit und Klarheit.
Und sie bezeugen es: Diese Wirklichkeit ist auch hier. Sie ist jetzt da. In dieser Zeit, in der du lebst. An diesem Ort. In deinem Körper. In deiner Befreiung.
Mein Freund Michael, der ganz zu Recht, wie ich finde, nach einem Erzengel benannt ist, brachte mir einmal das Wort „umengelt“ bei. Ich möge umengelt sein in den Momenten, wenn die Angst, meine alte Weggefährtin und Widersacherin, mich überfällt.
Heute gebe ich dieses Wort an euch weiter, ein Wort wie ein*e Bot*in aus der anderen Wirklichkeit.
Möget ihr umengelt sein, liebe Leser*innen dieser Zeilen.
Möge die Klarheit G*ttes morgens um euch leuchten (Lukas 2), ein Engel euch mittags Brot bringen und abends Schlaf (1.Könige 19).
Mögen eure Wüsten von Engeln bevölkert sein und eure Körper Orte des Glücks.