Mein Kiez Kanada

Mein Kiez Kanada
Heute auf der Agenda: der Megadienstleister Alfred Draxler (Springer) in der vielleicht größten Rolle seines Lebens. Außerdem: Wie „Spiegel Online & Co. durch verzerrende Berichterstattung Israel zum Täter machen“. Plus: ein „Kettensägenmassaker“ in Berlin (Stichwort: Tagesspiegel-Skandal) sowie eine Art SMS-Comeback.

Wer am Donnerstag die sehr kurzfristig einberufene Pressekonferenz verfolgt hat, mit der DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auf die Spiegel-Titelgeschichte des vergangenen Wochenendes einzugehen versuchte, hat sich möglicherweise erinnert an 1987, als Uwe Barschel auf einer Pressekonferenz gewissermaßen uns allen („der gesamten deutschen Öffentlichkeit“) sein Ehrenwort gab, oder an den Januar 1998, als Bill Clinton sagte:  „I did not have sexual relations with that woman, Miss Lewinsky“. Es war jedenfalls 

„eine historische Pressekonferenz, die eigentlich den Enthüllungen des Spiegel ihren Gehalt nehmen sollte - und stattdessen zu einer 39-minütigen Selbstdemontage wurde“,

wie Spiegel Online schreibt (das an anderer Stelle auch einen Zusammenschnitt der PK liefert). Die Einschätzung verwundert angesichts der Verbundenheit zum Mutterblatt nicht sonderlich, andererseits fällt das Urteil anderswo nicht anders aus.

Was es mit den ominösen 6,7 Millionen Euro auf sich hat, von denen seit einer Woche die Rede ist, erklärte Niersbach im Kern so (wiedergegeben in den Worten Johannes Aumüllers und Thomas Kistners, SZ, Seite 2):

„Im Januar 2002 sei es zu einem Vier-Augen-Gespräch zwischen Franz Beckenbauer, Chef des Organisationskomitees (OK) und Fifa-Präsident Sepp Blatter gekommen. Dieser sei mit einem Zuschuss von 250 Millionen Franken (170 Millionen Euro) grundsätzlich einverstanden gewesen, habe aber darauf verwiesen, dass die Fifa-Finanzkommission zustimmen müsse. Deren Antwort: Geht in Ordnung, aber nur wenn es zuvor eine Überweisung über zehn Millionen Franken (6,7 Millionen Euro) an die Fifa gibt. Zunächst habe Beckenbauer das Geld vorstrecken wollen, aber sein damaliger Manager Robert Schwan sei dagegen gewesen. Deswegen sei der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus ins Spiel gekommen und habe das Geld an die Fifa-Finanzkommission überwiesen.“

Stimmte dies - was die Fifa bestreitet -, hätte

„der Weltfußballverband (...) wie ein Schutzgelderpresser agiert (...) Mit Rechtschaffenheit hätte dieser Vorgang nichts zu tun. Wenn es so war, wie von Niersbach behauptet, wurden die Bücher manipuliert und die Aufsichtsgremien getäuscht. Es stellt sich nicht die Frage, ob eine Straftat begangen wurde, sondern nur welche: Untreue? Betrug?“

Der eine oder andere Leser dürfte am Sound bereits erkannt haben, dass dieses Zitat von Hans Leyendecker stammt. In seinem Beitrag für die SZ-Meinungsseite erwähnt er, dass die Abkürzung „OK“ ja nicht nur für Organisationskomitee steht, sondern vor allem für Organisierte Kriminalität.

Eine der vielen Fragen, die sich aus Niersbachs Darstellung ergeben, formuliert Oliver Fritsch (Zeit Online) folgendermaßen:

„Konnte sich der Verband das Geld nicht von einer Bank leihen? Mit der Aussicht auf 170 Millionen Euro und einer WM vor der Tür hätte sich doch jemand finden lassen können, zumal die Postbank WM-Sponsor war. Hatte der DFB kein Geld?“

Fritschs Fazit:

„Sein Auftritt wurde für einen DFB, der so gerne Weltmeister ist, zurzeit aber die Karikatur eines Sportverbands abgibt, zur Peinlichkeit. Weiß Niersbach, dass er heute eine womöglich noch düsterere Version als der Spiegel erzählt hat?“

Für den Tagesspiegel kommentiert Sven Goldmann:

„(Man) darf vom Präsidenten des weltgrößten Fußballverbandes erwarten (...), dass er sich angemessen beraten lässt und nicht so unvorbereitet vor die Öffentlichkeit tritt, wie er es bei der Pressekonferenz vielleicht war. So viel zum für Niersbach günstigen Fall. Im ungünstigen Fall weiß der Mann sehr wohl, was da gespielt worden ist und immer noch gespielt wird. Dann deklamiert er nur in Perfektion den Part des Ahnungslosen und spekuliert auf Absolution mangels Fachwissen.“

Man muss angesichts etwa des, vermeintlichen, Unvorbereitetseins oder auch angesichts dessen, dass die Formulierung „Dieses Thema war dann über Jahre kein Thema, jedenfalls nach meiner Wahrnehmung“ (Wortlaut-Protokoll, SpOn) nicht einmal die uneleganteste war (siehe das Bullshitbingo von fussballmachtspass.de), ja immer auch im Blick haben, dass Niersbach 15 Jahre lang als Journalist gearbeitet hat. Er müsste also genau wissen, wie es wirkt, was er sagt. 

Immer noch Journalist war bei Redaktionsschluss dieser Kolumne Alfred E. Neumann Draxler, der gestern eine große Rolle spielte bzw. vielleicht seine größte Rolle ever spielte, denn 

„eine knappe Stunde vor der Pressekonferenz, über die der DFB nicht mal neunzig Minuten vorab informiert hatte, konnte man die Niersbach-PK fast wortgleich auf bild.de lesen“,  

wie Oliver Fritsch notiert. meedia.de hat eine etwas andere Zeitangabe:

„(Niersbach) erzählte auf der PK quasi die etwa 35 Minuten vorher veröffentlichte Story von Sport-Bild-Chef Alfred Draxler nach (...) Nach der PK stellt sich die Frage, ob Niersbach Draxler nicht einfach vorab darüber informiert hat, was er der Presse erzählen möchte.“

Wobei das ja eine für Niersbach günstige Interpretation ist. Die andere steht im Bildblog:

„(Es) wirkte alles perfekt konzertiert: Um 12:32 Uhr veröffentlicht Bild.de Draxlers Artikel. Eine knappe halbe Stunde später setzt sich Wolfgang Niersbach auf seinen Platz bei der PK in Frankfurt. Er erzählt eine Geschichte, die so klingt, als hätte er sich Draxlers Text noch schnell ausgedruckt, dreimal durchgelesen und würde sie nun in eigenen Worten wiedergeben.“

Wenn es denn so war, bestünde der „historische“ (SpoN) Charakter dieser Pressekonferenz ja nicht zuletzt darin, dass der Vorsitzende des größten Sportfachverbandes der Welt eine Erklärung vortrug, die der Chefredakteur von Europas größter Sportzeitschrift formuliert hat. Man könnte dann von Sportjournalismus als Dienstleistung für die Sportbranche in einer bisher nicht gekannten Form sprechen. Das wäre dann ungefähr so, als hätte der Chefredakteur einer Autozeitschrift bei dieser Diesel-Dingens-Geschichte von VW ..., na, Sie wissen schon.

„ICH BIN MIR BEWUSST, DASS ICH MIT DIESEM ARTIKEL MEINE REPUTATION ALS JOURNALIST UND REPORTER AUFS SPIEL SETZE“, 

stand in Großbuchstaben in Draxlers Text. Ob es da überhaupt noch etwas gab, was er „aufs Spiel setzen“ konnte, ist natürlich eine andere Frage.

[+++] Alexander Fritsch, der Vorsitzende des Journalistenverbandes Berlin-Brandenburg (JVBB), würde vielleicht sagen, dass Draxler ein „Kettensägenmassaker am eigenen Ruf“ begangen hat. Gesagt hat er dies indes mit Bezug auf den Tagesspiegel und dessen Entscheidung, vorerst keine freie Autoren mehr zu beschäftigen (siehe Altpapierkorb gestern). Dass diese Verlags-Schurkerei deftige Worte der Journalistenverbände nach sich ziehen würde, war zu erwarten. Dass dabei nicht so richtig geglückte Metaphern ins Spiel kommen würden, war, leider, ebenfalls abzusehen.

Nachgedreht hat die zuerst vom Hamburger Abendblatt gebrachte Geschichte David Denk (SZ), der mit den vom Funke-Blatt bereits befragten Tagesspiegel-Betriebsratschef Alfons Frese gesprochen hat:

„Dieses ‚Rasenmäher-Prinzip‘ sei jedoch ‚Wahnsinn‘, da es den Anspruch des Blattes gefährde: ‚So werden wir vom Leit- zum Leichtmedium.‘ Frese sieht ein ‚Sparpotenzial bei den Dicknasen‘ und hätte sich neben moderateren Kostensenkungen von den Redakteuren auf freiwilliger Basis ‚einen Monat unbezahlten Urlaub‘ zugunsten der Freien gewünscht.“

Anne Fromm (taz) sind bereits Folgen der Maßnahme aufgefallen. So habe am Dienstag „der Berliner Lokalreporter über die Wahlen in Kanada“ geschrieben. Vielleicht kommt ja bald die Kolumne „Mein Kiez Kanada." Die taz-Redakteurin hat auch mit einigen direkt und kürzestfristig Betroffenen gesprochen hat:

„Gegenüber den Redakteuren hieß es, man solle sich ‚solidarisch‘ mit dem Verlag zeigen und sich klar machen, dass man als Angestellter auf Verlagsseite stünde, berichtet ein Mitarbeiter, der anonym bleiben will. Über das Wochenende informierten die Ressortleiter die freien Autoren. Das seien schwierige Gespräche gewesen, berichten sowohl Angestellte, als auch Freie der taz. Mehrere dutzend Journalisten seien betroffen, einige verdienen den Großteil ihres Monatslohns beim Tagesspiegel. Gerade für sie kommt die Nachricht spät.“

Bemerkenswert ist in dem Zusammenhang, dass Zeitungen auf ihren Medienseiten - so sie denn noch existieren - sonst ja nur noch selten über die großen Probleme und die großen Sauereien bei anderen Zeitungen berichten bzw. vielleicht sogar „völlig auf recherchierte Storys und Hintergründe zu den anderen Großverlagen (verzichten)“, um es mit den auf Schweizer Verhältnisse gemünzten Worten Kurt W. Zimmermanns zu sagen.

Insofern sticht der Abendblatt-Artikel heraus. Jetzt müsste zum Ausgleich mal jemand über das Abendblatt schreiben, zum Beispiel seine Rolle als nur geringfügig verkapptes Zentralorgan der Hamburger Olympia-Bewerbung.

[+++] Radikaler, übergangsfreier (!) Themenwechsel. In der Jüdischen Allgemeinen kritisiert Jan-Philipp Hein, dass „Spiegel Online & Co. durch verzerrende Berichterstattung Israel zum Täter machen“.

Und zwar so:

„Wenn der deutsche Medienbetrieb die ‚Gewaltspirale‘ entdeckt und ‚Radikale auf beiden Seiten‘ ausmacht, während ‚unverhältnismäßige Reaktionen‘ nur einer Seite attestiert werden, ist mal wieder akut Nahostkonflikt. Dem Terror auf Israels Straßen versuchen deutsche Journalisten dann – bewusst oder unbewusst – mit besonders um die Ecke gedachten Formulierungen gerecht zu werden: ‚Palästinenser sterben bei Messerattacken auf Israelis‘, hieß es am Wochenende zum Beispiel bei Spiegel Online in einer Überschrift. Die Zeile schafft es so, die logische Fortsetzung der berühmten Focus-Online-Überschrift ‚Israel droht mit Selbstverteidigung‘ zu werden.“ 

Teilweise ähnlich argumentierte vor einigen Tagen der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman in einem Gastkommentar für den Tagesspiegel

Die Jüdische Allgemeine greift das Thema aktuelle Israel-Berichterstattung bzw. den Umstand, dass „in den Berichten deutscher Journalisten über die sogenannte Messer-Intifada Täter und Opfer oft bis zur Unkenntlichkeit verschwimmen“, noch ein zweites Mal auf, nämlich in einem Interview mit dem ARD-Korrespondenten Richard C. Schneider.

„Dass viele Journalisten gerade beim israelisch-palästinensischen Konflikt Aktion und Reaktion vertauschen, ist leider nichts Neues“,

sagt dieser. Eine andere Form der Medienkritik hat Schneider auch parat:

„So zynisch es sich anhören mag: Mit der Flüchtlingsdebatte, Pegida und dem Syrienkonflikt gab es schlicht und einfach viele andere Themen in der Tagesschau und den Tagesthemen, die kaum Platz für mein Berichtsgebiet ließen.“

Alex Feuerherdt (Fisch + Fleisch) hat sich gefragt, 

„was dabei herauskäme, wenn man Logik und Maßstäbe der deutschen Nahostberichterstattung, wie sie derzeit auch angesichts der antisemitischen Attentate in Israel zur Anwendung kommen, auf ein Ereignis wie die Messerattacke auf Henriette Reker in Köln übertrüge“.

Ergebnis der ernsten Spielerei ist dabei ein Artikel mit der Überschrift „Köln: Arbeitsloser bei Asylkritik verhaftet“ - wobei die Headline von diesem Tweet inspiriert wurde.

Eine Kostprobe: 

„Wie groß müssen Wut und Verzweiflung eines Mittvierzigers sein, wenn er zu einer solchen Tat bereit ist und damit sein eigenes Leben wegwirft? Deutschland reagiert auf den zunehmenden Unmut von Asylkritikern mit scharfen Polizeimaßnahmen und Einschränkungen des Demonstrationsrechts. Gut ausgebildete Polizeikräfte gegen einfache Bürger mit Küchenmessern und selbst gebauten Brandsätzen – es ist eine Spirale der Gewalt mit ungleich verteilten Mitteln.“

Feuerherdt kommentiert sein Experiment am Ende so:

„Dass sich der Text (...) streckenweise liest wie ein Pamphlet ‚besorgter Bürger‘, ist kein Zufall, sondern folgerichtig.“

[+++] Zu den großen Themen dieser Woche gehörte der „Pranger“, den die Hetzprofis von der Bild-Zeitung für bei Facebook aktive Hetzamateure geschaffen haben (siehe Altpapier von Mittwoch). Während bisher die Position dominierte, dass diese Bild-Aktion rechtlich unzulässig sei, sieht Niklas Haberkamm (Legal Tribune Online) das anders:

„§ 22 Kunsturhebergesetz (KUG) bestimmt, dass das ‚Bildnis‘ eines anderen nur mit dessen Einwilligung verbreitet werden darf. Ausnahmsweise entbehrlich ist diese nach § 23 Abs. 1 Nr. 1 KUG für Bildnisse aus dem Bereich der Zeitgeschichte. (...) Zu prüfen ist dann, ob die Veröffentlichung des Bild-Prangers in den Bereich der Zeitgeschichte fällt. (...) Teil der ‚Zeitgeschichte‘ sind im Grundsatz sämtliche Fragen von allgemeinem gesellschaftlichem Interesse (BGH Urt. v. 28.05.2013 – VI ZR 125/12), insbesondere Vorgänge des politischen Meinungskampfes (vgl. BGH Urt. v. 11.06.2003 – VI ZR 209/12). Zweifellos ist das Interesse an den im Land antreffenden Flüchtlingsströmen und den Reaktionen innerhalb der Bevölkerung gewaltig. Speziell die Vielzahl fremdenfeindlicher Kommentare bei Facebook und die vom Justizminister beklagte, laxe Löschkultur des Konzerns waren in den letzten Wochen sogar ein Kernthema der öffentlichen Debatte (...) Die Abwägung fällt damit klar zugunsten des öffentlichen Informationsinteresses aus, das Persönlichkeitsrecht der abgebildeten Nutzer tritt dahinter zurück.“ 

Putzig: Die Bild-Zeitungs-Formulierung „Und wer Hass sät, wird Gewalt ernten" nimmt Haberkamm als Anlass für eine Spekulation: 

Linksradikale Aktivisten etwa könnten die ‚Vorarbeit‘ der Bild nutzen, um die identifizierten und an den Pranger gestellten Facebook-Nutzer körperlich anzugreifen.“

Nun lässt sich „linksradikalen Aktivisten“ gewiss so manches nachsagen. Dass sie dazu neigen, implizite Handlungsanweisungen der Bild-Zeitung umzusetzen, gehörte allerdings bisher nicht dazu.


Altpapierkorb

+++ Im Haupttext der heutigen FAZ-Medienseite plädiert Rolf Schwartmann, Vorsitzender der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit, für ein sogenanntes Kopplungsverbot bei Online-Diensten - beziehungsweise dafür,  „dass Nutzer zwischen einer kostenpflichtigen Inanspruchnahme des Dienstes ohne Verwendung der personenbezogenen Daten durch den Diensteanbieter und einer kostenfreien Inanspruchnahme des Dienstes mit Verwendung der Daten wählen können“. Schwartmann weiter: „Facebook müsste eine Kommunikation ohne Datenverarbeitung anbieten und könnte dafür Geld verlangen. Der Verbraucher würde damit vor eine echte Wahl gestellt, ob er seine Daten preisgeben möchte oder nicht. Durch ein Koppelungsverbot würden Anbieter im Internet zur Preistransparenz gezwungen. Sie müssten ihre bislang kostenlosen Dienste auch kostenpflichtig anbieten und jeder Dienstleistung ein Preisschild anhängen, das den Wert der Daten widerspiegelt.“ 

+++ Claudia Tieschky (SZ) hat mit dem Google-„Strategen“ Carlo D’Asaro Biondo, der „Rilke auf Deutsch zitieren kann", über den Fonds Digital News Initiative gesprochen, „der Europas Zeitungsverlagen bei der Digitalisierung helfen soll“ und in den Google 150 Millionen Euro investiert. Die FAZ schreibt kurz und nüchtern, dass der „Innovationsfonds für Bewerbungen geöffnet“ sei, und erwähnt auch, dass „zu den Gründungsteilnehmern der ‚Digital News Initiative‘ auch der Verlag dieser Zeitung (zählt)“.  

+++ Nicht selten totgesagt: die SMS. Indes: „In BuzzFeed’s news app, sharing via SMS is a more common user action than via Facebook or Twitter“, weiß Joshua Benton (Nieman Lab). „We’ve written a number of times about the rise of chat apps (Snapchat, WhatsApp, WeChat, Line, Kakao, Kik, etc.) as distribution platforms, and that’s very true. But don’t forget about humble old SMS. If you make it easier for your readers to share via text on mobile, they just might take you up on the offer.“

+++ Christian Geyer lobt im FAZ-Feuilleton - wie viele Beobachter vorher - Anja Reschkes Leistung in der letzten Jauch-Sendung bzw. ihren Umgang mit dem Mann, der einen Lappen dabei hatte: „Höckes rabiater Stil entfaltete sich bei Jauch bis hin zu der Einladung an die Nation, am Mittwochabend wieder zahlreich zur Demo in Erfurt zu erscheinen – mit ihm, Höcke, als einem der Hauptredner. Und was geschah? Nach polizeilichen Angaben halbierte sich die Erfurter Höcke-Schar – von achttausend vor zwei Wochen auf viertausend jetzt. Dafür verdreifachte sich die Zahl derer, die in Erfurt gegen Höckes Demo demonstrierten – von achthundert auf zweitausendfünfhundert Teilnehmer (...) Hätte (...) nicht (Jauchs) ebenfalls eingeladene, hellwache Kollegin Anja Reschke de facto die Moderation übernommen und Höcke ebenso elegant wie gnadenlos der Hetze überführt – wer weiß, vielleicht wäre dessen Auftritt in Erfurt doch noch ein Heimspiel geworden.“

+++ In Sachen Demoteilnehmerzahlen auch aufschlussreich: „Die rechte Pegida-Bewegung (brachte) zum einjährigen Bestehen auf dem Theaterplatz vor der Semperoper zwischen 15.000 und 20.000 Menschen zusammen. Unter dem Motto ‚Herz statt Hetze‘ stellten sich ihnen (...) aber 17.500 bis 22.000 Menschen entgegen“, berichtet das Neue Deutschland - und bezieht sich dabei auf eine wissenschaftliche Analyse jener Studentengruppe, die bei Twitter unter @durchgezaehlt firmiert.

+++ Die CSU wünscht sich einen Integrationskanal für Flüchtlinge, obwohl es verschiedene öffentlich-rechtliche Angebote für Flüchtlinge gibt (Tagesspiegel, dpa/Horizont). An satirischen Reaktionen auf diesen Vorschlag fehlt es, erwartungsgemäß, nicht (taz, jetzt.de). Über eine bereits bestehende, nicht-öffentlich-rechtliche Sendung, nämlich „Mahraba“ von n-tv, die „erste (...), die sich direkt an Arabisch sprechende Flüchtlinge (richtet)", schreibt Houssam Hamade im Medientagebuch des Freitag: „Mancher Flüchtling hat sicher eine Belehrung nötig. Mancher Deutsche allerdings auch. Die ‚Marhaba‘-Ratschläge aber klingen, als würde man nach Berlin reisenden Bayern erklären, dass hier weder übermäßiges Weißwurstkochen noch Maßkrugschlägereien besonders erwünscht seien - und Schuhplatteln nur nach vorheriger Rücksprache mit den Nachbarn.“

+++ „Jeder Drehtag ist Werbung für eine Stadt", sagt Studio-Hamburg-Geschäftsführer Michael Lehmann in einem Beitrag, den Tilmann P. Gangloff zum Thema „die deutschen Metropolen als Kulisse für Film- und Fernsehproduktionen" für die Medienkorrespondenz recherchiert hat. 

+++ Über ein Versagen des öffentlich-rechtlichen Geschichtsfernsehens macht Petra Sorge in der November-Ausgabe von Cicero (nicht frei online) aufmerksam. Es geht um Leni Riefenstahls Film „Tiefland“ und ihre Zusammenarbeit mit dem KZ Maxglan beim Einsatz von Sinti als Komparsen: „Bereits vor 33 Jahren hat Nina Gladitz dies in ihrem Dokumentarfilm ‚Zeit des Schweigen und der Dunkelheit‘ aufgedeckt. Am 6. September 1982 wurde der 60-minütige Beitrag im WDR ausgestrahlt, Leni Riefenstahl klagte - und erwirkte eine Sperrung des Films. Auch nach Riefenstahls Tod 2003 hält der WDR ihn unter Verschluss. So geriet die ganze Geschichte eines Verbrechens ins Vergessen.“ In einer ZDF-Doku zu Beginn dieses Jahres sei die „Tiefland“-Episode nicht vorgekommen, betont Sorge, und der NDR, der mit dem Weichzeichner Nico Hofmann einen Spielfilm über Riefenstahl plant, habe die Frage, ob diese Episode denn in jenem Werk vorkommen werde, nicht beantwortet.

+++ Konrad Wolf wäre in dieser Woche 90 Jahre alt geworden, und deshalb erinnert die Jungle World an einen „der wichtigsten deutschen Filmemacher des 20. Jahrhunderts“: 

+++ Auf die Prinzessinnenreporter-Fragebogen-Frage „Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?“ antwortet Markus Hesselmann, Online-Chef des Tagesspiegel: When Saturday Comes. War vielleicht doch ein Fehler, vor ein paar Jahren das WSC-Abo gekündigt zu haben.

Neues Altpapier gibt es wieder am Montag.

weitere Blogs

Ein mysteriöser Todesfall, das Mauern der Einheimischen und eine latente Homophobie begegnen einer lesbischen Pastorin bei ihrer Ankunft in einer ostdeutschen Kleinstadt. Aus der Großstadt bringt sie zudem ihre persönlichen Konflikte mit. Beste Zutaten für den Debütroman „In Hinterräumen“ von Katharina Scholz.
Nach 15.000 Kilometern und fünf Monaten ist Leonies Reise vorbei. Was bleibt? In ihrem letzten Blogbeitrag schaut sie auf ihre Erfahrungen zurück.

Vom Versuch nicht zu hassen. Biografische Streiflichter von gestern, das irgendwie auch heute ist.