Auf den Kilimandscharo für Kinder in Not

Johannes Gottschall auf dem Gipfel
© epd-bild / privat
Johannes Gottschall nahm an einem Spendenlauf der besonderen Art teil: Bei der Besteigung zum Kilimandscharo warb er Spenden in von insgesamt 170.000 Euro für die christliche Hilfsorganisation "Compassion" ein.
Abenteuer zum guten Zweck
Auf den Kilimandscharo für Kinder in Not
Fast 6000 Meter hoch ist der Kilimandscharo, der höchste Gipfel Afrikas. Johannes Gottschall hat ihn vor wenigen Tagen bestiegen - und damit Kindern in Tansania geholfen.

Zwei Jahre lang fieberte Johannes Gottschall dem Abenteuer entgegen, in diesem Sommer wurde sein Traum erfüllt: Der Wirtschaftsingenieur aus Kirchheim am Neckar (Landkreis Ludwigsburg) war auf dem Gipfel des Kilimandscharo, dem "Kibo".

Gemeinsam mit einer Gruppe von rund 20 Leuten, die alle an einem sogenannten "Muskathlon" teilnahmen - einem Spendenlauf der besonderen Art: Sie erlebten in Tansania ein Abenteuer und warben damit gleichzeitig Spenden in von insgesamt 170.000 Euro für die christliche Hilfsorganisation "Compassion" (Marburg) ein.

Bereits bevor Gottschall die herausfordernde Bergtour startete, konnte er sehen, wem seine Spenden zugutekommen: Er besuchte in Arusha in Tansania Patenkinder der Organisation, die dort in den Kirchengemeinden vor Ort Schulunterricht und ein Nachmittagsprogramm erhalten.

Besonders beeindruckend war für ihn die Begegnung mit einem ehemaligen Patenkind namens Vivian - einer jungen Frau, die berichtete, dass sie als Kind unter sehr schwierigen Umständen aufwuchs: Ihr Vater kam ins Gefängnis und ihre Mutter brachte sich wenig später um. Hilfe fand sie in einer Kirchengemeinde, die von "Compassion" gefördert wurde. Heute hat Vivian einen Universitätsabschluss und arbeitet selbst bei dem Hilfswerk.

Langsamer Weg zum Gipfel

Nachdem die Gruppe zwei Tage lang Einblick in die Hilfsprojekte bekommen hatte, ging es dann los zum Kilimandscharo, wo alle erstmal ein Höhentraining absolvieren mussten: Ganze fünf Tage lang wanderten sie langsam in Richtung Gipfel, erst durch den Regenwald, dann durch trockene alpine Wüste. Am fünften Tag erreichten sie ihr letztes Nachtquartier vor dem Gipfel und bauten auf 4700 Meter ihre Zelte auf. Bei Minusgraden nachts war es bitterkalt, berichtet Gottschall.

Am sechsten Tag der Bergbesteigung ging es abends um 23 Uhr zur letzten Etappe los: "Wir zogen uns für den Gipfelaufstieg alle Kleider an, die wir hatten." Sechs bis sieben Stunden stiegen sie in der Dunkelheit der Nacht mit Stirnlampen immer weiter bergauf, angehalten wurde nur für kurze Trinkpausen. "Wir mussten immer aufpassen, dass unser Wasser in den Flaschen nicht gefriert."

"Ein echter Meilenstein"

Bei der Mehrzahl der Gruppe machte sich nun mit aller Härte die Höhe bemerkbar, manche übergaben sich, anderen wurde schwarz vor Augen und sie brauchten Sauerstoff aus der Flasche. Auch Gottschall kämpfte: "Ab 5500 Metern hatte ich das Gefühl, wie unter Drogen zu sein." Er musste sich auf jeden Schritt konzentrieren, so schummrig war ihm.

Zum Sonnenaufgang erreichten sie dann den Gipfel des Vulkans. "Das war schon sehr emotional, ein echter Meilenstein." Doch lange durften sie oben auf dem Berg nicht verweilen: Noch am selben Tag mussten sie wieder in die sicheren Gefilde von 3500 Metern hinabsteigen. "An diesem Tag fielen wir abends alle völlig erschöpft in unsere Schlafsäcke". Ein wunderbares Gefühl sei es für Gottschall gewesen, am Tag darauf wieder in seiner Unterkunft in Arusha duschen zu können und in den nächsten Tagen keine Protein-Riegel mehr essen zu müssen, erklärt er mit einem Lachen.

Beeindruckende Begegnungen

Für den 39-Jährigen war die Tour zum höchsten Gipfel Afrikas mehr als ein Abenteuer: "Natürlich ist es toll, an seine körperlichen Grenzen gehen zu können und etwas zu erleben, aber noch besser ist es, gleichzeitig noch etwas Gutes zu tun und den Menschen vor Ort zu helfen."

Für ihn sei die Begegnung mit den Kindern in den Projekten beeindruckend gewesen, aber auch mit deren Mitarbeitern: "Diese Frauen und Männer sind für mich die wahren Helden: Wir sind zwei Wochen da und dann wieder in unserem bequemen Zuhause, doch sie leben immer unter diesen schwierigen Umständen und versuchen, diese zu verbessern."

Für den dreifachen Familienvater ist es wichtig, dass auch die Kinder am Fuße des Kilimandscharo-Massivs eine gerechte Chance erhalten, ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen - durch Schulbesuch statt Kinderarbeit. Wichtig ist für Gottschall, bedürftige Menschen im Blick zu haben, egal ob sie Tausende Kilometer entfernt leben oder ein Haus weiter. "Für mich ist das ein wichtiger Teil der christlichen Botschaft: Nehmt die Leute wahr, denen es nicht so gut geht wie euch."

Auch jetzt noch ist es möglich, Johannes Gottschall und damit die Arbeit von Compassion mit einer Spende zu unterstützen.