Ethikrat-Vorsitzende für strengere Regeln bei Tests auf Down-Syndrom

Ethikrat-Vorsitzende für strengere Regeln bei Tests auf Down-Syndrom
Bluttests an Schwangeren, die Hinweise auf Erbkrankheiten geben können, sollen nach Meinung der Ethikrats-Vorsitzenden erst später stattfinden. Außerdem müssten Frauen die Ergebnisse besser erklärt werden.

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Christiane Woopen, hat sich für strengere Regeln bei der Anwendung von Bluttests zur Früherkennung von Erbkrankheiten bei Embryonen ausgesprochen. In einem Interview mit der "tageszeitung" (Samstagsausgabe) kritisierte die Kölner Gynäkologin und Ethik-Professorin eine in ihren Augen mangelnde Aufklärung von Schwangeren über die Ergebnisse solcher Tests. "Es wird nicht ausreichend differenziert zwischen den Besonderheiten, die mit dem Überleben sehr gut vereinbar sind, und solchen, die es nicht sind", sagte Woopen.

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Die Medizinethikerin verwies dabei auf die umstrittenen Bluttests, die in Deutschland seit August 2012 verfügbar sind. Anhand des Blutes der Schwangeren wird dabei das Risiko auf bestimmte Trisomien, darunter das Down-Syndrom, untersucht. Woopen sagte, auch das Risiko auf das sogenannte Turner-Syndrom bei Mädchen ließe sich untersuchen. Betroffene hätten eine nicht geringere Lebenserwartung als andere, sie könnten aber keine Kinder bekommen und äußerliche Auffälligkeiten seien möglich. "Ich glaube nicht, dass dies so gravierend ist, dass sich argumentieren ließe, hier müsse das Gesundheitsrecht der Frau gegen das Lebensrecht des Kindes aufgewogen werden", sagte Woopen.

Die Expertin sprach sich gegen ein Verbot der Tests aus, regte aber an, sie erst für den späteren Schwangerschaftsverlauf zu erlauben, wenn eine Abtreibung nicht mehr nach der Konfliktberatungsregelung möglich ist. Das wäre nach zwölf Wochen. Es hätte den Nachteil, das Frauen länger warten müssten und ein Abbruch gegebenenfalls später stattfinde. "Es gibt in der Ethik manchmal nicht die eine gute Lösung", sagte Woopen. Die Lösung bestehe dann "in der Wahl des geringeren Übels". Der Staat habe die Verantwortung, die Rahmenbedingungen zu gestalten. Eine "ehrliche gesellschaftliche Debatte" sei nötig, sagte Woopen.