Zwischen Hamburg und Bremen durchzieht im Landkreis Rotenburg ein Netz von 24 "Nordpfaden" die Region, die im Sommer zum Kurzurlaub direkt vor der Haustür einladen: Auszeiten ohne lange Anfahrten, ohne Stau auf der Autobahn, ohne Stress auf dem Flughafen.
Die Rundwege können in beide Richtungen gegangen werden und verlaufen größtenteils auf naturnahen und geschotterten Wegen - gutes und festes Schuhwerk ist also angeraten. Gekennzeichnet sind die Pfade mit kleinen Schildern, die ein geschwungenes "N" auf orangem Grund zeigen. Darunter befindet sich der Name des jeweiligen Nordpfades.
Groß sind die Schilder nicht, gelegentlich kann man sie übersehen, also: Augen auf. Die Web-App app.nordwaerts.de, die ohne ein Download im Internetbrowser funktioniert, liefert Infos etwa zum nächsten Restaurant und zu Veranstaltungen. Wer ganz unabhängig bleiben will, nimmt einen Daypack mit: Sonnenschutz, genug zu trinken und ein Mittel gegen Mücken und Co nicht vergessen.
Mal länger, mal kürzer
Die Nordpfade haben ganz unterschiedliche Längen, je nach Lust und Laune. Der kürzeste misst 5,2 Kilometer, ein asphaltierter und barrierearmer Weg südlich von Eversen durch den Wolfsgrund, der sich auch für mobilitätseingeschränkte Menschen mit Rollstuhl sowie Familien mit Kinderwagen eignet - vorbei an einem großen Heideareal.
Der mit 32,5 Kilometer längste Pfad führt durch die Wiesenlandschaft der Wümme zwischen Rotenburg und Bremen: Endlose Weite unter wild bewegtem Himmel. Das Nordpfade-Team beim Touristikverband des Landkreises Rotenburg geht übrigens von einem Zeitbedarf von drei Kilometern pro Stunde aus. Das entspricht einem durchschnittlichen Wandertempo ohne große Pausen.
Eine Wanderung auf den Nordpfaden ist nicht nur im Sommer ein Erlebnis, sondern zu jeder Jahreszeit reizvoll. Im Herbst beispielsweise legen tausende Kraniche und weitere Zugvögel in den Mooren eine Rast ein, bevor sie weiterziehen. Im Winter haben die mit Reif überzogenen Wiesen und Wälder sowie die zugefrorenen Bäche eine ganz besondere Atmosphäre, fast wie in einem Wintermärchen.
Mystische Moore zu jeder Jahreszeit
Die Hochmoore in der Nordpfad-Region gehören zu den besonders spannenden Ausflugsorten. So bieten die Aussichtsplattformen im Huvenhoopsmoor (Nordpfad 6) und im Tister Bauernmoor (Nordpfad 14, Börde Sittensen) einen weiten Blick in eine geheimnisvolle Landschaft. Im Tister Bauernmoor gibt es sogar einen barrierearmen Turm mit Rampe, von dem sich im Herbst genauso wie im Huvenhoopsmoor rastende Kraniche beobachten lassen. Auch die Nordpfade Tarmstedter Moor (10) und "Dör’t Moor" (22) sind interessant und bieten viele Infostationen zu Flora und Fauna. "Dör’t Moor" wurde 2021 übrigens zu Deutschlands schönstem Wanderweg in der Kategorie Tagestouren gewählt.
Apropos Tister Bauernmoor: Wer Lust hat, kann das 570 Hektar große Naturschutzgebiet in einer etwa eineinhalbstündigen Fahrt unter sachkundiger Führung mit der Moorbahn erkunden. Sie fährt an Sonn- und Feiertagen. Beim Bahnhof gibt es ein Café mit leckerem Kuchen. Am 27. Juli ist dort ein Sommerfest geplant, am 3. Oktober ein Herbstfest. Im Oktober und November werden Fahrten angeboten, um Kraniche zu beobachten.
Die Vögel legen zu tausenden einen Zwischenstopp zum Rasten und Schlafen im Tister Bauernmoor ein. Sie kommen von den Brutplätzen in Skandinavien und dem Baltikum. Tagsüber fliegen sie zum Fressen auf die umliegenden Felder, abends in der Dämmerung kommen sie ins Moor und schlafen stehend im Wasser. So sind sie vor Raubwild geschützt.